Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Übermorgen

Rendezvous mit Übermorgen

Titel: Rendezvous mit Übermorgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
Meinung mit Ihnen, Reggie«, sagte Wakefield nach kurzem Zögern ruhig. »Jedenfalls was unsere Fähigkeiten angeht. Doch wir haben keinen Beweis, dass sie feindselig sind. Oder sogar, dass es ihnen etwas ausmacht, ob wir ihr Schiff untersuchen oder nicht. Im Gegenteil, die bloße Tatsache, dass wir noch leben ...«
    »Schaut!«, rief Irina Turgenjew plötzlich. »Auf dem Monitor!«
    Auf dem Riesenschirm der Kontrollzentrale zeigte sich ein starres Einzelbild. Ein krebsähnliches Geschöpf füllte die ganze Fläche. Es hatte einen gedrungenen flachen Körper, etwa doppelt so lang wie breit, der auf sechs Beinen mit je drei Gelenken ruhte. Vorn ragten zwei scherenähnliche Klauen hervor, und rund um eine Art Öffnung im Rückenschild befand sich eine dichte Reihe von Manipulatoren, die auf den ersten Blick unangenehm an Menschenhände erinnerten. Bei genauerer Inspektion erwiesen sich diese Manipulatoren als regelrechter Eisenwarenladen - Zangen, Stichel, Feilen und sogar etwas, das wie ein Bohrer aussah.
    Die Augen, sofern es sich um solche handelte, lagen tief in Schutzkappen und waren wie Periskope über dem Panzerkamm ausgefahren. Die Augäpfel selbst waren aus Kristall oder Gallert, strahlend blau und völlig ausdruckslos.
    Aus dem Bildtext am Rand war ersichtlich, dass das Bild vor wenigen Augenblicken aufgenommen worden war, von einem der Fernbereich-Drohnen, und zwar an einer Stelle ungefähr fünf Kilometer südlich des Zylindermeeres. Das Teleskopbild umfasste einen Sichtbereich von grob gemessen sechs Quadratmetern.
    »Also haben wir in Rama Gesellschaft«, sagte Janos Tabori. Die übrigen starrten stumm den Monitor an.
    Später war die gesamte Besatzung einhellig der Meinung, dass das Bild des Krebses auf dem Riesenbildschirm nichts derart Furcht einflößendes gehabt hätte, wäre es nicht exakt in diesem Augenblick erschienen. Obwohl Reggies Betragen eindeutig abnorm war, machte seine Suada doch genug Sinn, jeden anderen wieder an die Gefahren der Expedition zu erinnern. Keiner in der Besatzung war völlig frei von Furcht. Jeder hatte sich in einem stillen Moment mit der beunruhigenden Möglichkeit auseinandergesetzt, dass diese supertechnisierten Ramaner möglicherweise nicht freundlich sein könnten.
    Meist verdrängten sie allerdings diese Befürchtungen. Das gehörte nun mal zu ihrer Arbeit. Genau wie die frühen Astronauten in ihren Raumfähren, die wussten, dass immer wieder einmal eine Rakete abstürzen oder explodieren konnte, akzeptierten auch die Newton-Kosmonauten, dass es bei ihrer Mission unkalkulierbare Risiken gab. Meist bewirkte eine gesunde Verdrängung, dass man es in der Gruppe vermied, derart beunruhigende Themen anzuschneiden, und sich lieber auf festgelegtere und darum besser kontrollierbare Probleme, wie gerade eben auf die Aufgabensequenz des folgenden Tages.
    Reggies Ausbruch und das gleichzeitige Erscheinen des Krebs-Bioten allerdings führten zu einer der seltenen ernsten Gruppendiskussionen, die sich insgesamt bei dem Projekt ergaben.
    OToole steckte seine Position gleich zu Beginn ab. Zwar faszinierten ihn die Ramaner, aber er fürchtete sie nicht. Da sein Gott es für gut gefunden hatte, ihn auf diese Weltraummission zu senden, konnte ER, sofern es IHM so gefiel, auch verfügen, dass dieses außergewöhnliche Abenteuer für OToole das letzte sein könne. Jedenfalls, was immer geschehen mochte, es würde GOTTES Wille sein.
    Richard Wakefield trug eine Ansicht vor, die anscheinend von mehreren anderen geteilt wurde. Für ihn stellte das ganze Projekt sowohl eine verlockende Entdeckungsreise als auch einen Test für seinen persönlichen Mut dar. Gewiss, es gab die Unwägbarkeiten, doch sie brachten ja nicht nur Gefahr, sondern auch Erregung mit sich. Das aufregende Hochspannungsgefühl, Neues kennen zu lernen, die mögliche monumentale Bedeutung dieser Begegnung mit den Außerirdischen - das wog das Risiko mehr als auf. Richard hatte keinerlei Bedenken bei der Mission. Er war überzeugt, sie werde der verklärende Höhepunkt seines Lebens sein; sollte er den Abschluss des Projekts nicht erleben, nun, dann hätte es sich doch immer noch reichlich gelohnt: Er hätte dann während seines kurzen Erdendaseins wenigstens etwas Bedeutendes geleistet.
    Nicole hörte der Diskussion aufmerksam zu. Selbst sagte sie nicht viel, aber sie merkte, wie ihre persönlichen Überzeugungen kristallisierten, während sie dem Lauf der Gespräche folgte. Es machte ihr Spaß, die verbalen und

Weitere Kostenlose Bücher