Rendezvous mit Übermorgen
besprechen.«
»Aber Sie haben meine zwei Minuten bereits verbraucht«, sagte sie mit einem leichten Funkeln im Blick. »Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht Hungers sterben, wenn ich Ihnen noch fünf Minuten Ihrer Zeit raube?«
Dann gab sie ihm eine klare Kurzfassung der Ergebnisse ihrer Nachforschungen bezüglich des Versagens der RoSur-Software, und sie eröffnete ihm auch ihre Schlussfolgerung, dass die Fehlersicherungsalgorithmik durch manuelle Befehlseingabe außer Kraft gesetzt worden sein müsse. Dann ließ sie durchblicken, dass sie allein mit ihrer Analyse nicht weiterkommen könnte und für ein bisschen Hilfe von Richard dankbar wäre. Über ihre Verdachtsmomente sagte sie nichts.
»Das sollte kinderleicht sein«, sagte Richard mit einem Lächeln. »Ich brauch weiter nichts zu tun, als die Stelle im Gedächtnisspeicher zu finden, wo die Orders zwischengespeichert und deponiert werden. Das kann zwar ein Weilchen dauern, bei der gespeicherten Menge, aber derartige Engramme haben im Allgemeinen eine logische Architektur. Was ich allerdings nicht verstehe: Wieso unternehmen Sie diese ganze Detektivarbeit? Warum fragen Sie nicht einfach Janos und die anderen, ob sie irgendwelche zusätzlichen Befehlsinputs gemacht haben?«
»Genau das ist mein Problem«, antwortete Nicole. »Keiner kann sich erinnern, zu irgendeinem Zeitpunkt nach der Endeingabe und Verifikation RoSur irgendwelche Befehle gegeben zu haben. Als Janos bei der Drehung mit dem Kopf gegen die Wand knallte, glaubte ich gesehen zu haben, dass seine Finger auf dem Kontrollkästen lagen. Aber er kann sich nicht daran erinnern, und ich habe einfach keine Gewissheit.«
Richard zog die Brauen zusammen. »Es dürfte ziemlich unwahrscheinlich sein, dass Janos rein zufällig mit einem willkürlichen Manualinput die Fehlersicherung ausgeschaltet haben könnte. Denn das würde bedeuten, dass die Gesamtkonzeption blödsinnig gewesen wäre.« Er dachte schweigend eine Weile nach. »Also gut«, sagte er dann, »es hat keinen Zweck herumzurätseln. Sie haben meine Neugier geweckt. Ich werd mir das Problemchen vornehmen, sobald ich ...«
»Pause-Schluss. Pause-Schluss.« Beide hörten sie Otto Heilmanns Stimme im Communicator. »Alle sollen sofort zu einer Besprechung ins wissenschaftliche Kontrollzentrum kommen. Es gibt eine neue Entwicklung. In Rama sind gerade die Lichter wieder angegangen.«
Richard schob die Tür auf und trat hinter Nicole auf den Korridor. »Danke für Ihre Hilfe«, sagte Nicole. »Ich weiß das sehr zu schätzen.«
»Sagen Sie mal lieber erst danke, nachdem ich was getan hab«, antwortete Richard Wakefield grinsend. »Ich hab einen notorisch üblen Ruf, was Versprechungen betrifft... Aber jetzt, was meinen Sie, was haben diese ganzen Lichterspielchen zu bedeuten?«
26 Zweite Exkursion
David Brown hatte einen großen Papierbogen auf den Tisch in der Mitte des Kontrollzentrums gebreitet. Francesca hatte das Blatt in Sektionen eingeteilt, die Stunden darstellen sollten, und trug nun eifrig ein, was Brown ihr diktierte. »Die verdammte Vorplanungssoftware für die Mission ist zu unflexibel, als dass sie in einer solchen Lage was taugte«, sagte Dr. Brown gerade zu Janos Tabori und Richard Wakefield. »Das funktioniert einfach nur, wenn die geplante Aktionsreihe mit einer der im Trainingsstadium eingeübten Strategien übereinstimmt.«
Janos trat vor einen der Monitore. »Vielleicht können Sie damit besser umgehen als ich«, fuhr Brown fort, »aber ich habe jedenfalls heute Morgen gemerkt, dass es weniger schwierig ist, wenn man sich auf Papier und Bleistift verlässt.« Janos rief ein Software-Programm der Verfahrensplanung ab und begann ein paar Daten einzuspeisen.
»He, warten Sie mal 'nen Moment«, warf Wakefield ein. Janos hörte auf zu tippen, drehte sich um und hörte dem Kollegen zu. »Wir steigern uns da alle unnötig in was rein. Wir brauchen in diesem Augenblick überhaupt keinen festen Plan für den ganzen nächsten Einstieg. Eins ist mal klar, Hauptaufgabe muss die Einrichtung unserer Basis sein. Das wird weitere zehn, zwölf Stunden beanspruchen. Aber alle anderen Planaufgaben können parallel dazu erledigt werden.«
»Richard hat recht«, meldete Francesca sich. »Wir versuchen alles einfach zu rasch zu machen. Schicken wir doch die Raumkadetten nach Rama zurück, damit sie den Basisaufbau beenden. Und wir hier können inzwischen die Einzelheiten des Vorstoßes ausarbeiten.«
»Das ist nicht praktikabel«, antwortete
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