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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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Steven folgten mir, Gilley war ziemlich bleich. Steven suchte kurz den richtigen Schlüssel an seinem Schlüsselbund und schloss uns auf.
    Als die Tür aufschwang, empfing uns das geballte Dröhnen von zwölf auf volle Lautstärke gedrehten Fernsehern. Seltsamerweise lief überall derselbe Kanal, etwas über das Angeln von Barschen. Ich setzte Rucksack und Matchsack ab und deutete mit dem Kopf nach rechts. Mit Gilley und Steven dicht hinter mir näherte ich mich dem ersten lärmenden Apparat. Auf dem Weg drückte ich ein paar Lichtschalter. Der Fernseher stand in der Küche. Ich knipste ihn aus und zog für alle Fälle auch das Kabel. Dann drehte ich mich zu Gilley und Steven um. »Wir sollten uns aufteilen und erst mal alle Fernseher abschalten. Ich übernehme das Erdgeschoss, du den ersten Stock, Gil, und Sie könnten doch den zweiten und dritten erledigen, Steven. Ganz oben schien mir sowieso nur ein Gerät zu sein.«
    »Aufteilen?«, fragte Gilley unsicher. »Hältst du das für klug, M.J.?«
    Ich starrte ihn an. »Was meinst du damit?«
    »Vielleicht ist es gefährlich«, sagte Steven. Ich bemerkte, dass auch er an Farbe verloren hatte. »Für Sie«, setzte er schnell hinzu, während sein Blick nervös durch die Küche wanderte. »Ich möchte nicht, dass Ihnen als Gast in meinem Haus etwas passiert.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Sie finden es also klüger, in einem leeren Haus zusammenzubleiben und dreimal so lange zu brauchen, um alle Fernseher abzustellen?«
    »Er hat nicht unrecht, M. J. Es könnte wirklich gefährlich sein«, meinte Gilley bang und warf einen sehnsüchtigen Blick nach draußen zum Van.
    Ich sah die beiden finster an. Genau so was war der Grund, warum ich Steven lieber nicht dabeigehabt hätte. »Na gut, meine Herren. Dann eben zu dritt. Lassen Sie uns die Fernseher abschalten, damit wir uns um Ihren Großvater kümmern können, Steven.«
    Steven dirigierte uns durch das Haus zu jedem einzelnen Fernseher. Tatsächlich war es in gewisser Weise sinnvoller so, weil wir uns sonst in den Abermillionen Zimmern rettungslos verlaufen hätten.
    Als das letzte Gerät abgeschaltet und ausgestöpselt war, sagte ich: »Fertig! Jetzt können wir unseren Basistest machen, die Ausrüstung installieren und …« Ich wurde von einem Geräusch unterbrochen, das sich anhörte wie ein lauter Motor. Es kam aus dem unteren Stockwerk.
    Wir wechselten verwunderte Blicke. »Was ist das?«, fragte Gilley.
    »Ich weiß nicht«, sagte Steven und trat auf den Flur. Wir folgten ihm zur Treppe und horchten. Über dem Motorengeräusch waren Stimmen zu hören, und es wurde lauter, als käme es näher. Dann wurde uns klar, was es bedeutete, denn auf einmal schallte es auch aus dem Zimmer, das wir soeben verlassen hatten.
    »Unmöglich«, flüsterte Steven. Wir kehrten in das Zimmer zurück. Der Fernseher dröhnte in voller Lautstärke. Auf dem Bildschirm saßen in einem Boot zwei Männer und besprachen verschiedene Techniken, die Angel auszuwerfen. Am beunruhigendsten war, dass der Stecker des Fernsehers nach wie vor neben der Steckdose auf dem Boden lag.
    »M. J.«, krächzte Gilley. »Tu was!«
    »Was bitte soll ich deiner Meinung nach tun, Gilley?«, fragte ich. So etwas hatte ich noch nie erlebt. »Ich kann nicht einfach mit den Fingern schnippen und –« Ich hielt inne. Im selben Moment, da ich demonstrativ mit den Fingern schnippte, verdunkelte sich der Bildschirm und hinterließ eine Totenstille. Auch das restliche Haus war still. Wir sahen uns alle drei an und lauschten, ob doch noch irgendwo ein Gerät lief. »Puh«, flüsterte ich. »Das fängt ganz schön verzwickt an.«
    »Mir gefällt das überhaupt nicht«, beklagte sich Gilley, schob sich näher an mich heran und packte einen Zipfel meiner Jacke, als fürchtete er, ich könnte plötzlich verschwinden.
    »Vielleicht sollten wir heute Nacht in ein Hotel gehen und morgen früh wiederkommen?«, schlug Steven vor. Dann räusperte er sich. »Ich meine, Sie beide müssen sehr müde sein von der langen Fahrt.«
    »Gute Idee!« Gilley ließ meine Jacke los und wandte sich zur Treppe. »Komm, M.J.! Lass uns erst mal ausruhen.« Bei diesen Worten war er schon fast auf halbem Weg nach unten.
    Steven lächelte mir zu und lief hinterher. Ich hatte keine Wahl, als mich den beiden anzuschließen. Als ich unten ankam, hatten Gilley und Steven meinen Rucksack und die Ausrüstung schon wieder eingesammelt und verstauten beides im Van. Schneller, als jemand hätte »buh!« sagen

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