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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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hatten dem Gewerbe hier schon ganz schön geschadet – Fenster eingeschlagen, eingebrochen … Erst rauben sie dich gnadenlos aus, dann hauen sie dir die Bude kurz und klein. Damals waren noch nicht so viele Leute versichert, da hatten sie’s noch schwerer, sich von so was zu erholen. Ein paar mussten sogar ihr Geschäft aufgeben.
    Die Polizei war nicht grade hilfreich. Der Sheriff war im Zweiten Weltkrieg verwundet worden und kriegte einfach nichts auf die Reihe. Mein Dad wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis die Bande ihn aufs Korn nehmen würde, also ließ er verlauten, dass sie bei ihm nicht ungeschoren davonkämen. Er und ich schlugen hier jede Nacht mit unseren Jagdflinten unser Lager auf und warteten darauf, dass sie kamen. Und tatsächlich, in der Woche darauf traten sie ein Fenster ein, und drei von ihnen stiegen ein.«
    Larry hatte aufgehört, mich zu bedrängen. Mir schien, als hörte auch er aufmerksam zu.
    »Nur drei?«, fragte Gilley.
    »Ja.« Chris nickte. »Später hörten wir, dass sie sich die Stooges nannten. Waren wohl große Fans von Larry, Moe und Curly.«
    Steven warf mir einen durchdringenden Blick zu und formte mit den Lippen ein Wow. Ich zwinkerte ihm zu.
    »Mein Dad und ich beobachteten hinter dem Tresen hervor, wie sie anfangen wollten, alles kurz und klein zu schlagen«, erzählte Chris weiter. »Dann schrie Dad: ›Hände hoch!‹ Einen Augenblick lang erstarrten sie, aber dann packte einer einen Stuhl und schleuderte ihn auf uns. Wir duckten uns und schössen. Ich habe gezittert vor Angst – Mann, ich war knapp neunzehn damals.«
    »Und Larry wurde getötet«, sagte ich.
    »Ja. Als die Aufregung vorbei war, war einer von denen weg, ein zweiter verwundet, und der dritte lag tot auf dem Boden, genau da, wohin Sie gezeigt haben. Bis heute weiß ich nicht, ob ich es war, der ihn getroffen hat«, schloss Chris düster.
    Larry versuchte mit aller Macht, mir etwas zu sagen. Es wirkte sehr dringend. »Larry sagt, es tut ihm leid, Chris.«
    »Also ist er wirklich da? Sie können ihn wahrhaftig hören?«
    »Ja. Und er sagt es immer wieder. Ich glaube, das ist der Grund, warum er seitdem hiergeblieben ist. Er will sich entschuldigen.«
    »Bitte sagen Sie ihm, es ist alles vergessen und vergeben, und mir tut s auch leid, dass es so gekommen ist.«
    Da spürte ich, wie der Geist sich zurückzog – er hatte die Worte vernommen. »Er entfernt sich«, sagte ich. Während Larry sich von mir löste, redete ich ihm gut zu, diese Dimension zu verlassen. Dann riss die Verbindung ab. »Er ist weg.«
    Chris schüttelte den Kopf. »Mann, Sie haben aber ne abgefahrene Freundin, Steven.«
    »Sie überrascht mich auch immer wieder«, pflichtete Steven bei.
    Meine Wangen begannen zu glühen. »Da ist doch nichts dabei«, winkte ich ab.
    »Tut mir übrigens leid, das mit Ihrem Großvater«, fuhr Chris fort. Dann fiel ihm etwas ein. »Sagen Sie mal, wollen Sie nicht schauen, ob Ihre Freundin mit ihm reden kann?«
    Steven grinste mich verstohlen an. »Das ist der Plan.«
    »Sie sind auf dem Weg zum Jagdhaus?«, fragte Chris.
    »Wir kommen gerade von dort«, erklärte Gilley.
    »Ah? Da wollten Sie also auch mal wieder ins Städtchen reinschnuppern, wenn Sie schon mal da sind, was?«
    Steven ließ seinen Drink im Glas kreisen. »Wir übernachten bei Helen. In der Jagdhütte hat es einige, äh, ungewöhnliche Vorfalle gegeben, die wir morgen bei Tageslicht näher untersuchen wollen.«
    »Tatsächlich?« Chris winkte der Kellnerin. Sie brachte ihm ein Bier, von dem er einen großen Schluck nahm, ehe er fortfuhr. »Ich hab gehört, dass es seit Andrews Tod immer wieder mal komische Lichter und Geräusche im Haus gab, und ich weiß, dass Maria gekündigt hat. War das wegen dieser Vorgänge?«
    »Etwa die Haushälterin?«, fragte Gilley. Ich musste grinsen, denn das konnte er nur gehört haben, als er im Büro mein erstes Gespräch mit Steven belauschte.
    Steven nickte und sagte zu Chris: »Ich weiß nicht, ob es daran lag. Sie sagte mir, nun, da sie ihre Rente habe und im Haus niemand mehr regelmäßig wohne, sei es besser für sie, bei ihrer Schwester näher am Ort zu wohnen.«
    Chris kippte den Rest des Biers wie Wasser hinunter. Wenn man ihm so zusah, konnte man sich leicht denken, woher sein beträchtlicher Leibesumfang stammte. »Na gut, ich muss wieder an die Arbeit. Ihre Drinks gehen aufs Haus, Steven. Und vielen Dank, Miss. Das war ganz schön beeindruckend.«
    Ich lächelte ihm zu. Er musste sich

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