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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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gemacht und ein Stipendium für eine deutsche Uni bekommen, deren Namen ich auch nicht aussprechen kann, wo er Medizin studiert hat. Und wieder ist er ganz vorn dabei. Dann hat er seine Assistenzzeit in einem Krankenhaus in Berlin abgeleistet und ist schließlich Kardiologe geworden. Wieder ein paar Jahre später hat er gemeinsam mit zwei anderen Ärzten irgendein Gerät erfunden, mit dessen Hilfe man am schlagenden Herzen Operationen vornehmen kann.«
    Ich bekam große Augen. »Dann brauchte man die Herz-Lungen-Maschine nicht mehr, oder?«
    »Richtig. Soweit ich weiß, ist das Ding in den USA noch nicht zugelassen, aber die Bostoner Uni versucht schon ungefähr ein Jahr lang, Steven zu kriegen, damit sie, sobald es zugelassen wird, die erste ist, wo man damit umgehen kann, sodass sie dann die Kohle für die Fortbildungen einsackt.«
    »Der hat fürs ganze Leben ausgesorgt«, sagte ich nicht ohne Neid. »Und wie alt ist er?«, fragte ich, bemüht, nicht allzu interessiert zu klingen.
    Gilley grinste. »Vierunddreißig.«
    »Zwei Jahre älter als ich.«
    »Anderthalb – du hast in einem Monat Geburtstag.«
    Ich verdrehte die Augen über diese Haarspalterei. »Danke, dass du mich daran erinnerst. Bitte mach weiter.«
    Gil fuhr fort. »Ich habe Berichte gefunden, wonach Steven seine Sommerferien als Kind immer hier verbracht hat. Scheint so, als hätte der Alte ihn und seine Mutter jedes Jahr als persönliche Gäste eingeladen, bis Steven auf die Uni kam.«
    »Wo ist seine Mutter jetzt?«
    »Vor zwei Jahren gestorben. Krebs.«
    »Und jetzt hat er gerade Andrew verloren, den einzigen Verwandten, der ihm noch nahestand.«
    »Könnte der Grund dafür sein, warum es ihm so wichtig ist, sich Klarheit über Andrews Tod zu verschaffen«, überlegte Gilley.
    »Hast du sonst noch was über den Vater rausbekommen?«
    »Unmengen. Fangen wir mal damit an: Kaum war Steven senior aus seinem Zwangsurlaub zurück, da versuchte er schon, seinen Vater für unzurechnungsfähig erklären zu lassen, um Zugriffaufs Familienvermögen zu bekommen.«
    »Nett«, sagte ich trocken. »Bei dem Kerl wird’s einem so richtig warm ums Herz. Ich nehme an, Andrew hat es geschafft, den Versuch zu vereiteln?«
    »Noch besser. Er hat Steven junior als Handlungsbevollmächtigten eingesetzt und ihm dann den Großteil des Vermögens vermacht – etwa zehn Millionen.«
    Ich lächelte. »Game over. Das muss gesessen haben.«
    »Der Vater kann das Testament immer noch anfechten«, sagte Gilley.
    »Ja, aber damit ist das Risiko verbunden, dass er doch einen Vaterschaftstest machen muss, und ich bezweifle irgendwie, dass Corrin so genau wissen will, ob ihr Mann einer anderen ein Kind gemacht hat – jetzt kann sie sich noch in seliger Unwissenheit wiegen. Und für die Presse wär’s auch ein gefundenes Fressen. Außerdem mag Corrin ihm vielleicht seine dreißig Jahre alte Affäre vergeben, aber bestimmt keine neue Skandalrunde in der Öffentlichkeit. Ich weiß nicht, ob ich an seiner Stelle die Scheidung riskieren würde.«
    »Genau deshalb hat er wohl noch nichts unternommen. Außerdem hat er gerade die bösen Steuerfahnder am Hals. Aber gegen die hat er sich das stärkste Abwehrteam weit und breit ins Boot geholt – er hat soeben Lanford & Groman angeheuert. Das heißt, es wird wohl auf ein saftiges Bußgeld rauslaufen, und Schwamm drüber.«
    »Was hast du über die Einbrüche bei Steven rausgefunden?«
    »Dem Protokollbuch zufolge bekamen sie vor etwas über zwei Wochen einen Anruf von der Alarmleitstelle. Es war ein Badezimmerfenster eingeschlagen, aber der Täter war offensichtlich von der Alarmanlage abgeschreckt worden. Gestohlen schien nichts zu sein, und die Polizei hat es, ohne lange zu fackeln, als jugendlichen Vandalismus abgetan.«
    »Möglich«, sagte ich. »Und was ist mit gestern Nacht?«
    »Es wurden keine verdächtigen Personen in der näheren Umgebung gesichtet. Aber das zuständige Polizeirevier ist damit beauftragt worden, ein paar Leute zur Überwachung des Wohnviertels abzustellen.«
    Ich schenkte ihm einen liebevollen Blick. »Ich staune immer wieder, was du im Netz so alles auftreibst. Gute Arbeit, Junge.« Mein Kompagnon strahlte.
    Da kam ein Krächzen vom Rücksitz. »Doc ist aufgewacht«, sagte Gilley und griff nach hinten, um Docs Käfigtür zu öffnen. Behutsam holte er den Vogel heraus und setzte ihn aufs Lenkrad.
    »He, Süßer«, sagte ich und stupste ihn sanft am Schnabel. »Gut geschlafen? Schöne Träume gehabt?«
    »Doc

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