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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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können, war das Auto beladen und abfahrbereit. Ich winkte den beiden zu warten. »Augenblick mal, ich finde, wir sollten hierbleiben.«
    Gilleys Blick schien zu fragen: Meinst du das wirklich ernst? Dann reckte er sich und gähnte betont. »Mann, bin ich fertig! Hätte nicht gedacht, dass die Fahrt so anstrengend wird. Ich glaub nicht, dass ich heute Nacht aufbleiben und dir helfen könnte, M. J. Wir sollten morgen weitermachen.«
    »Ich will nicht, dass Sie glauben, Sie müssten diese Nacht durcharbeiten«, fügte Steven hinzu. »Ich bin kein – wie sagen Sie – Sklavenmeister. Wenn Gilley müde ist, finde ich, es wäre besser, morgen wieder herzukommen.«
    In diesem Moment gingen überall im Haus die Lichter an, und der Lärm von zwölf Fernsehern drang gedämpft an unsere Ohren. Gilley umging jede weitere Diskussion, indem er in den Van sprang und den Motor anließ. Steven vergrößerte hastig den Abstand zwischen sich und dem Haus und schlug einen sehr flotten Schritt zu seinem Auto an. Ich verdrehte die Augen, warf noch einen letzten Blick zu den Fenstern hinüber und brummte: »Na dann, von mir aus.«

5
     
     
    Steven fuhr uns voraus in den Ort, der etwa zehn Meilen in der Richtung lag, aus der wir gekommen waren. Ein Schild hieß uns in Uphamshire, 4056 Einwohner, willkommen. Steven hielt vor einem zweistöckigen viktorianischen Haus, und wir parkten wieder hinter ihm. Er stieg aus und kam an Gilleys Fenster. »Hier könnten wir übernachten.«
    Ich spähte zu dem Haus hin. »Wo sind wir?«
    »Helen’s Bed and Breakfast. Sie ist eine alte Freundin meines Großvaters. Sie beide können hier warten, während ich uns anmelde.« Gilley nickte bekräftigend und verschwand im Haus.
    Als er außer Hörweite war, boxte ich Gilley leicht an der Schulter. »Wir hätten bleiben sollen.«
    »M. J.«, begann Gilley, »du weißt, was normalerweise mein Job ist. Ich bin der Typ im Van, der dich überwacht. Es war deine Idee, dass ich mit ins Haus komme. Das hast du nun davon.«
    »Und wessen Idee war es, dass Steven mitkommt?«, gab ich zurück.
    »Ach, jetzt hör aber auf«, beharrte Gilley. »Bei diesen Fernsehern bin ich fast durchgedreht!«
    »Die können dir nichts tun, das weißt du doch genau«, widersprach ich. »Himmel, Gil! Wenn ich gewusst hätte, dass du dir so in die Hose machst, wäre ich allein gefahren.«
    »Ich war nicht der Einzige, der sich vom Ort des Geschehens entfernt hat«, murrte Gilley. »Dein Doc Sahneschnitte hat auch die Flatter gemacht.«
    »Er ist nicht mein Doc Sahneschnitte!«, widersprach ich bissig.
    »Wie du willst«, sagte Gilley und drehte mir den Rücken zu. Ich hörte noch, wie er murmelte: »Bitte, lass das Zimmer eine Minibar haben.«
    Die nächsten zehn Minuten verharrten wir in Schweigen. Schließlich kam Steven wieder heraus. »Ich habe uns ein paar Zimmer reserviert. Helen richtet sie gerade her. In einer halben Stunde werden sie fertig sein. Hat jemand von Ihnen Lust, etwas zu trinken?«
    »Ja, ich!«, meldete sich Gilley erfreut.
    »Sehr gut«, sagte Steven, ohne auf meine Antwort zu warten. »Ganz in der Nähe ist eine Bar. Wir können zu Fuß hingehen und die Autos stehen lassen.«
    Wie der Blitz sprang Gilley aus dem Wagen. »Na, dann los!«
    Ich blieb, wo ich war. Ich war nicht sicher, ob ich mitgehen oder lieber im Van warten wollte. Da fragte Steven, der mein Zögern bemerkt hatte: »M. J.? Kommen Sie?«
    Ich seufzte, sah zu Doc hinüber, der den Kopf unter den Flügel gesteckt hatte, und beschloss, dass ein Drink vielleicht nicht die schlechteste Idee war. »Ja.«
    Mit Steven an der Spitze schlenderten wir ein Stück die Straße hinunter zu einer kleinen Bar, die »Down the Hatch« hieß. »Süß«, kommentierte ich.
    »Drinnen nicht«, gab Steven zurück. Er hatte recht. Die Bar war eine miserable Spelunke mit holzverkleideten Wänden und schmutzigem Boden. Es stank nach altem Fett und abgestandenem Bier.
    Wir setzten uns an einen freien Tisch. Steven winkte einer Bedienung. Nachdem wir bestellt hatten, nahm ich das Lokal gründlich in Augenschein, während Steven und Gilley sich in eine Unterhaltung vertieften. Ich war noch immer etwas vergrätzt, weil Gilley so schnell den Schwanz eingezogen hatte. Wir mussten schließlich unseren Ruf wahren, und wenn es sich herumsprach, dass unser halbes Team vor Ort Muffensausen kriegte, war das keine gute Reklame.
    Während mein Blick von einem Stammgast zum nächsten wanderte, spürte ich auf einmal eine dumpfe

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