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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Laurie
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würde.
    Vor dem inzwischen dunklen Anwaltsbüro blieb Steven stehen und spähte durchs Fenster. Wie gern er doch Leute ausspionierte! Langsam wurde er mir unheimlich. Dann drehte er sich zu mir um. »Komm mit hinters Haus!«, raunte er mir zu.
    An der Rückseite angekommen, blieb ich wie angewurzelt stehen, als mir klar wurde, was er vorhatte.
    »Nein! Im Leben nicht!«, protestierte ich im Flüsterton, als er sich an einem kleinen Fenster in Schulterhöhe zu schaffen machte.
    »Im Leben doch«, sagte er streng. »Komm schon. Du musst da durch und die Hintertür aufmachen. Das Fenster ist zu klein für mich, also musst du hineinklettern.«
    Ich rührte mich nicht vom Fleck. »Bist du völlig gaga? Das ist Einbruch! Und wenn er eine Alarmanlage hat? Oder wenn die Polizei zufällig vorbeikommt? Oder wenn Dillon doch noch drin ist?«
    Steven sah mich fest an. »Ich bin sehr ungaga, M. J. Es gibt keine Alarmanlage, und hier gibt es nur einen Sheriff, der höchstwahrscheinlich gerade auf dem Highway Strafzettel verteilt. Und Dillon ist heute Abend nicht da. Er hat mir erzählt, dass er bei einem alten Freund zu Abend isst und erst morgen früh nach Hause kommt. Wir können ganz unbemerkt rein und raus. Jetzt komm schon.«
    Ich hatte durchaus bemerkt, dass er sich zu der Anmerkung mit dem Einbruch nicht geäußert hatte. Ich war sauer, weil er meine höchst vernünftigen Einwände so vollkommen ignorierte. Stattdessen stand er seitlich vor dem Fenster, leicht in der Hocke und die Hände zur Räuberleiter gefaltet, um mich da durchzuwuchten, ohne sich auch nur einen Gedanken um meine blütenweiße Weste zu machen.
    »Ich glaub’s nicht, dass ich das hier tue«, brummte ich, stapfte hinüber und stellte ihm den Fuß in die Hände. »Nur damit du’s weißt, das kostet dich extra.«
    »Schick mir die Rechnung«, sagte er und hob mich hoch. Ich war überhaupt nicht darauf gefasst, wie schnell das ging, und landete hart auf der anderen Seite.
    »Aaau!«, heulte ich und bemerkte erst dann, dass mein Kopf nur um Haaresbreite die Kloschüssel verfehlt hatte. »Bäh, ist das eklig«, schimpfte ich, stand auf und wischte mir die Hände ab.
    Im Fenster erschien Stevens Kopf. »Die Hintertür ist gleich links.«
    Grummelnd verließ ich das Klo, rieb mir die schmerzenden Hände und fragte mich, mit wie vielen Keimen ich gerade innige Bekanntschaft geschlossen hatte – da prallte ich gegen etwas sehr Großes, Pelziges.
    Ich schrak zurück, und mit einem Mal bohrten sich Krallen in meinen Rücken. »Iieks!«, quiekte ich, machte einen Satz zur Seite und schnappte erregt nach Luft.
    »M.J.?«, rief Steven von jenseits der Hintertür. »Alles in Ordnung?«
    »Alles okay«, gab ich zurück. »Bin nur gerade in Eddie Eisbär reingerannt.« Ich sah an dem ausgestopften Vieh hoch (und hoch … und hoch …). Es war bestimmt drei Meter fünfzig groß. Ich schüttelte mich und ging endlich zur Hintertür. Als Steven drin war, trat ich nach draußen, drehte mich zu ihm um und musterte ihn mit verschränkten Armen und geschäftsmäßigem Blick.
    »Was machst du?«, fragte er.
    »Ich bleibe hier draußen. Ich will mit dieser Geschichte nichts zu tun haben, also tu da drin von mir aus, was du nicht lassen kannst, aber ich bleibe hier in Sicherheit und halte mich bedeckt.«
    Steven sah mich drängend an. »Aber ich brauche deine Hilfe. Es wird viel schneller gehen, wenn du mitkommst.«
    »Und wenn wir erwischt werden, wandern wir in den Knast. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich hab gehört, im Gefängnis soll’s verdammt öde sein.«
    Steven gab einen ungeduldigen Seufzer von sich. »Du kommst nicht ins Gefängnis, M.J. Ich habe Geld. Leute mit Geld kommen nicht ins Gefängnis.«
    Ich stemmte die Hände in die Hüften. »Ach, wirklich? Erzähl das mal Martha Stewart und Leona Helmsley.«
    »Bitte?«
    »Nein.«
    »Ich zahle dir mehr.«
    »Wie viel mehr?«
    »Das doppelte Honorar.«
    »Das dreifache.«
    »Zweieinhalb.«
    »Zweidreiviertel, und ich darf mal dein Auto fahren.«
    Stevens Augen verengten sich. »Es tut mir leid, aber das geht nicht. Mein Auto ist etwas Besonderes.«
    »Ich auch«, versetzte ich unnachgiebig.
    Wir starrten einander noch ein paar Sekunden an. Dann gab Steven nach. »Na gut. Jetzt komm, wir sollten uns beeilen.«
    Ich drückte mich um ihn herum und hatte das dumpfe Gefühl, genauso verrückt zu sein wie er. Wir begaben uns in Dillons Büro. Steven deutete auf die Aktenschränke. »Schau, ob du die Akte meines

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