Rendezvous
dass ich eurem Haushalt öfter ziemlich zur Last gefallen bin.«
»Niemals.« Claudia lächelte freundlich. »Du warst unkonventionell und unberechenbar und manchmal außerordentlich beunruhigend, aber du bist uns nie zur Last gefallen. Du hast eher Leben ins Haus gebracht, verstehst du. Ich hätte mich niemals in die Gesellschaft begeben, wenn du nicht gewesen wärst. Ich hätte niemals meine Erfahrungen bei Pompeia's gesammelt oder Gelegenheit gehabt, Lady Arbuthnott kennenzulernen.« Sie unterbrach sich. »Ich wäre Peter Sheldrake nie begegnet.«
»Ach, ja, Mr. Sheldrake. Ich muss sagen, er scheint bezaubert von dir zu sein, Claudia. Wie stehst du zu ihm?«
Claudia musterte die Satinspitzen ihrer Tanzschuhe und schaute dann in Augustas fragende Augen auf. »Ich fürchte, ich finde ihn äußerst charmant, Augusta, obwohl ich nicht verstehe, warum. Seine Komplimente sind häufig so überschwenglich, dass sie sich nicht mehr wirklich ziemen, und gelegentlich ärgert er mich maßlos damit, dass er mich ständig neckt. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass unter dem sorglosen Äußeren, das er der Welt zeigt, ein wirklich recht intelligenter Mensch steckt. Ich nehme eine Ernsthaftigkeit an seinem Naturell wahr, die er sorgsam zu verbergen bemüht ist.«
»Das bezweifle ich nicht. Schließlich ist er ein enger Freund von Graystone. Ich mag Mr. Sheldrake, Claudia. Ich habe ihn schon immer gemocht. Ich habe das Gefühl, er täte dir gut. Und du tätest ihm gut. Er braucht einen soliden und beruhigenden Einfluss.«
Claudias Mund verzog sich zu einem kläglichen Lächeln. »Geht das auf die Theorie zurück, dass Gegensätze einander anziehen?«
»Ja, gewiss. Denk doch nur an meine eigene Situation.« Augusta rümpfte die Nase. »So unterschiedlich wie Graystone und ich können keine zwei anderen Menschen auf Erden sein.«
»Oberflächlich mag es so erscheinen.« Claudia warf kurz einen forschenden Blick auf sie. »Bist du glücklich in deiner Ehe, Cousine?«
Augusta zögerte, da es ihr widerstrebte, sich auf eine eingehende Diskussion darüber einzulassen, wie sie tatsächlich zu Harry und ihrer Ehe stand. Es war alles noch zu komplex und zu neu, und es gab immer noch so vieles, wonach sie sich in den dunklen Stunden vor dem Morgengrauen sehnte. Sie wusste nicht, ob sie jemals alles bekommen würde, was sie sich von Harry wünschte. Sie wusste nicht, ob er es lernen konnte, sie so zu lieben, wie sie ihn liebte.
Sie wusste nicht, wie lange er sie stumm beobachten und abwarten würde, ob sich erwies, dass es ihr an Tugend mangelte wie den anderen Gräfinnen von Graystone.
»Augusta?«
»Ich habe alles, was sich eine Frau in einer Ehe erhoffen kann, Claudia.« Augusta lächelte strahlend. »Was könnte ich mir sonst noch wünschen?«
Claudia schaute sie sehr ernst an. »Das ist natürlich wahr. Der Earl ist alles, was man sich von einem Ehemann wünschen kann.« Sie unterbrach sich, räusperte sich zaghaft und fügte dann zögernd hinzu: »Ich frage mich, Cousine, ob du Gelegenheit hattest, Beobachtungen zu Ehemännern im allgemeinen anzustellen.«
»Beobachtungen zu Ehemännern? Gütiger Himmel, Claudia? Soll das heißen, dass du ernstlich an Sheldrake interessiert bist? Ist eine Hochzeit in Sicht?«
In der Dunkelheit war es unmöglich, Claudias Erröten zu sehen, doch es bestand kein Zweifel daran, dass sie rot wurde. Ihr sonst so kühler, ruhiger Tonfall klang hörbar angespannt. »Eine Heirat ist mit keinem Wort erwähnt worden, und ich würde natürlich erwarten, dass Mr. Sheldrake erst an Papa herantritt, wenn er die Absicht hätte, mir einen Antrag zu machen.«
»So, wie Graystone um mich angehalten hat? Darauf würde ich mich nicht verlassen.« Augusta lachte leise. »Mr. Sheldrake hat keinen annähernd so großen Hang zu altmodischen Anstandsformen. Ich würde vermuten, dass er erst dich fragt. Dann wird er zu Papa gehen.«
»Meinst du das wirklich?«
»Ja, ganz entschieden. Also gut, du willst wissen, welche Beobachtungen ich im Umgang mit einem Ehemann gemacht habe und wie man mit Ehemännern umgeht, ist das deine Frage?«
»Nun, ja, ich nehme an, dass ich danach gefragt habe«, gestand Claudia ein.
»Das allererste, was man lernen muss, um richtig mit Ehemännern umzugehen«, sagte Augusta in ihrem besten Vortragston, »ist, dass sie sich gern einbilden, das Haushaltsoberhaupt zu sein. Sie haben große Freude an der Illusion, dass sie die Feldmarschälle und ihre Ehefrauen die Hauptmänner
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