Rendezvous
Hoffnungsschimmer breitmachte. »War Ihnen bei der Durchführung solcher Nachforschungen viel Erfolg beschieden, Mylord?«
»Beträchtlicher Erfolg.«
»Es ist viel verlangt, aber hätten Sie rein zufällig Interesse daran, mir zu helfen, die Unschuld meines Bruders zu beweisen?« fragte sie und wagte kaum, Atem zu holen.
Lovejoy zog die Stirn in Falten, als er die Karten vom Tisch nahm und die nächste Runde austeilte. »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen eine große Hilfe sein könnte, Miss Ballinger. Ihr Bruder ist umgebracht worden, kurz bevor Napoleon 1814 vom Thron abgesetzt worden ist, nicht wahr?«
»Ja, das ist richtig.«
»Es wäre sehr schwierig, jetzt noch anzufangen, seinen Kontakten und Beziehungen damals auf die Spur kommen zu wollen. Ich bezweifle, dass man noch auf Anhaltspunkte stoßen würde.« Lovejoy unterbrach sich und sah sie forschend an. »Es sei denn, Sie hätten eine Vorstellung davon, wie man an die Sache herangehen könnte.«
»Nein. Nicht die leiseste. Ich vermute, es ist aussichtslos.« Augustas flüchtiger Hoffnungsschimmer erlosch.
Sie schaute niedergeschlagen auf den grünen Stoff, mit dem der Tisch bezogen war, und dabei dachte sie an das Gedicht, das sie in dem Schmuckkasten auf ihrer Frisierkommode versteckt hatte. Die seltsamen Verse auf dem Blatt, das mit Richards eigenem Blut befleckt war, waren das einzige, was ihr von ihrem Bruder geblieben war. Gewiss boten sie keinen Anhaltspunkt. Es war zwecklos, dieses Gedicht auch nur zu erwähnen. Sie hatte es nur aufbewahrt, weil es das letzte war, was Richard ihr gegeben hatte.
Lovejoy lächelte tröstlich. »Warum erzählen Sie mir nicht trotzdem alles, was Sie wissen, und dann werde ich sehen, ob mir dazu irgend etwas einfällt.«
Augusta begann zu reden, während das Kartenspiel weiterging. Sie strengte sich mächtig an, die diversen Fragen zu beantworten, die Lovejoy nebenbei aussprach. Sie versuchte, sich an die Namen aller Freunde und Bekannten ihres Bruders zu erinnern und auch daran, wo er in den letzten Monaten vor seinem Tod seine Zeit verbracht hatte.
Aber Lovejoy sah anscheinend in nichts von dem, was sie sagte, einen bedeutsamen Anhaltspunkt. Dennoch stellte er ihr weiterhin Fragen, und während er sie behutsam aushorchte, fuhr er fort, Karten auszuteilen. Augusta spielte automatisch jedes Blatt aus, das ihr ausgehändigt wurde, eines nach dem anderen, ohne einen einzigen Gedanken auf das Spiel zu vergeuden. Ihre Aufmerksamkeit galt ausschließlich den Fragen, die Lovejoy ihr zu Richard stellte.
Als ihr endlich jegliche Informationen ausgingen, schaute Augusta auf den Block herunter, auf dem Lovejoy die Punkte festgehalten hatte, und ihr wurde klar, dass sie ihm tausend Pfund schuldete.
Eintausend Pfund.
»Gütiger Gott.« Sie schlug sich vor Entsetzen die Hand auf den Mund. »Allmächtiger, ich fürchte, eine solche Summe habe ich momentan nicht zur Hand.« Und auch niemals sonst. Es gab kein Mittel auf Erden, eine so hohe Summe aufzubringen.
Die Vorstellung, zu ihrem Onkel zu gehen und ihn zu bitten, ihre Schulden zu begleichen, war so grässlich, dass sie sie noch nicht einmal in Betracht ziehen wollte. Sir Thomas war erstaunlich großzügig gewesen, seit sie sich in seinem Haushalt eingegliedert hatte. Sie konnte ihm seine Güte unmöglich damit vergelten, dass sie ihn bat, Spielschulden von tausend Pfund für sie zu begleichen. Das war absolut undenkbar. Ihre Ehre ließ es nicht zu.
»Machen Sie sich deshalb bitte keine Sorgen, Miss Ballinger.« Lovejoy sammelte seelenruhig die Karten auf. »Es hat keine große Eile. Wenn Sie mir heute Abend Ihr Wort geben, warte ich gern einen Zeitpunkt ab, zu dem es Ihnen gelegen kommt, Ihre Schulden zu begleichen. Ich bin sicher, dass wir uns problemlos einigen werden.«
Wortlos vor Entsetzen über die Enormität dessen, was sie angerichtet hatte, und mit pochendem Herzen schrieb Augusta einen Schuldschein über tausend Pfund aus und unterschrieb ihn mit ihrem Namen. Dann stand sie auf und stellte fest, dass sie fürchterlich zitterte.
»Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, Sir., gelang es ihr, mit anerkennenswerter Ruhe hervorzubringen. »Aber ich muss wirklich in den Ballsaal zurückkehren. Meine Cousine wird sich schon fragen, wo ich wohl stecke.«
»Selbstverständlich. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie bereit sind, sich Ihrer Schulden anzunehmen. Wir werden eine Regelung finden, die für beide Seiten diskutabel ist.« Lovejoy lächelte
Weitere Kostenlose Bücher