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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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glaube jedoch, ich sollte heute Nachmittag trotzdem nicht im Park ausreiten.«
    »Es ist eine Schande.«
    »Darüber bin ich mir durchaus bewusst. Ich nehme an, dass sich dahinter irgendeine Moral verbirgt. Tante Prudence hätte sie uns zweifellos auf einen kurzen Nenner gebracht. Kurz und bündig und doch sehr prägnant. Vielleicht so etwas wie: Fahr niemals mit einem Gentleman in einer geschlossenen Kutsche aus, oder du wirst feststellen, dass du überstürzt heiraten musst und alle Zeit auf Erden hast, um es zu büßen. «
    »Ich vermute, unter den gegebenen Umständen musst du Graystone dankbar dafür sein, dass er dich noch heiraten will«, gab Claudia spröde von sich. »Manche Männer könnten den Standpunkt einnehmen, dass ein so lockeres Benehmen von seiten der Frau vor der Ehe auf einen großen Mangel an Tugend schließen lässt.«
    »Ich fürchte, was Graystone schockiert hat, ist sein eigenes Benehmen. Der arme Mann. Verstehst du, er nimmt es so pedantisch genau mit den Anstandsregeln. Er war außerordentlich wütend auf sich und hat das Gefühl, dass er mit Sicherheit wieder sündigt, ehe die vier Monate unserer Verlobungszeit abgelaufen sind. Deshalb veranstalten wir heute morgen diesen ganzen Trubel und bereiten uns auf eine Heirat mit einer Sondergenehmigung vor.«
    »Ich verstehe.« Claudia zögerte. »Bist du wirklich unglücklich über den Lauf, den die Dinge genommen haben, Augusta?«
    »Nicht wirklich, aber ich gestehe, dass die ganze Angelegenheit mir größte Sorge bereitet«, gab Augusta zu. »Ich wünschte, ich hätte die nächsten vier Monate, um sicher zu sein, was hier auf mich zukommt. Ich weiß nicht, ob Graystone mich liebt, verstehst du. Er hat letzte Nacht mit keinem Wort von Liebe gesprochen, noch nicht einmal...« Sie ließ ihren Satz abreißen, und ihr Gesicht glühte.
    Claudias Augen wurden groß. »Graystone liebt dich nicht?«
    »Ich habe meine Zweifel. Er beteuert, dass ihn ein solcher Unsinn nicht interessiert, verstehst du. Und die Sache ist die, Claudia, dass ich nicht sicher bin, ob ich ihn lehren kann, mich zu lieben. Das ist es, was mich so sehr daran erschreckt, überstürzt zu heiraten.« Augusta schaute niedergeschlagen aus dem Fenster. »Ich wünschte so sehr, er würde mich lieben. Das wäre sehr beruhigend.«
    »Solange er dir ein guter Ehemann ist, glaube ich kaum, dass du Grund zur Klage hast«, sagte Claudia steif.
    »Ich wusste doch, dass eine Hampshire-Ballinger das sagen wird.«
    »Nur sehr wenige Menschen aus unseren Kreisen heiraten aus Liebe. Gegenseitige Achtung und ein gewisses Maß an Zuneigung ist alles, was man verlangen kann. Viele Paare haben noch nicht einmal das. Das weißt du doch selbst, Augusta.«
    »Ja. Aber ich vermute, ich habe mir im Laufe der Jahre ein paar dumme Träume gestattet. Ich wollte eine Ehe wie die meiner Eltern führen. Viel Liebe, viel Gelächter, viel herzliche Zuneigung. Ich bin nicht ganz sicher, worauf ich mich mit Graystone einlasse. Mir ist in der letzten Zeit klargeworden, dass ein Teil von ihm mir verschlossen bleibt.«
    »Was für eine seltsame Feststellung.«
    »Ich kann es nicht genau erklären, Claudia. Ich weiß nur, dass ein großer Teil von Graystone tief im Schatten verborgen ist. In der letzten Zeit habe ich angefangen, mich zu fragen, wie viel Dunkel in ihm herrschen könnte.«
    »Dennoch fühlst du dich zu ihm hingezogen, richtig?«
    »Vom ersten Moment an«, stimmte Augusta ihr zu. »Was vermutlich nicht gerade für meine Intelligenz spricht.« Sie stellte ihre Tasse klirrend ab. »Und dann ist da noch diese Sache mit seiner Tochter. Ich habe sie noch nie gesehen, und ich frage mich natürlich immer wieder, oh sie mich mögen wird.«
    »Alle mögen dich, Augusta.«
    Augusta blinzelte. »Es ist nett von dir, dass du das sagst.« Sie lächelte tapfer. »Aber jetzt genug von diesem morbiden Gespräch. Ich werde morgen heiraten, und das ist alles. Ich werde eben das Beste daraus machen müssen, nicht wahr?«
    Claudia zögerte, und dann beugte sie sich vor, um leise hervorzusprudeln: »Augusta, wenn dir die Vorstellung, Graystone zu heiraten, wirklich Sorgen bereitet, dann solltest du vielleicht mit Papa reden. Du weißt doch, dass er dich sehr gern hat und dich nicht gegen deinen Willen zu dieser Ehe zwingen würde.«
    »Ich glaube, selbst Onkel Thomas könnte Graystone jetzt nicht mehr überreden, die Hochzeit hinauszuschieben. Der Mann hat seinen Entschluss gefasst, und er hat einen ziemlich starken Willen.«

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