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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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nicht die ganze Wahrheit.«
    »Nun, was auch immer der Grund sein mag, ich bin Ihnen dankbar dafür.« Augusta grinste plötzlich, als sie begriff, dass ihr nichts widerfahren würde und ebensowenig ihrer Freundin Rosalind Morrissey. Dann ging ihr plötzlich auf, dass immer noch eine sehr entscheidende Frage unbeantwortet geblieben war. »Woher wussten Sie, was ich heute Nacht hier vorhatte, Mylord?«
    Jetzt lächelte Graystone. Dabei verzog er seltsam die Mundwinkel, und ein Schauer der Sorge lief eiskalt über Augustas Rücken.
    »Mit etwas Glück sollte diese Frage Sie heute Nacht noch eine ganze Weile wach bleiben lassen, Miss Ballinger. Denken Sie gründlich darüber nach. Vielleicht tut es Ihnen gut, an der Tatsache herumzugrübeln, dass die Geheimnisse einer Dame immer Gerüchten und Klatsch zum Opfer fallen. Eine kluge junge Frau sollte daher nicht die Form von Gefahren eingehen, die Sie heute Nacht eingegangen sind.«
    Augusta rümpfte unwillig die Nase. »Ich hätte wissen müssen, dass es zwecklos ist, Ihnen eine solche Frage zu stellen. Ganz offensichtlich kann jemand mit Ihrem hochmütigen Naturell sich nicht verkneifen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Strafpredigten zu halten. Aber diesmal verzeihe ich Ihnen, weil ich Ihnen sowohl für Ihre Hilfe als auch für Ihr Schweigen dankbar bin.«
    »Ich verlasse mich darauf, dass Sie auch weiterhin Dankbarkeit verspüren werden.«
    »Ganz gewiss« Einem plötzlichen Impuls folgend, eilte Augusta zum Schreibtisch zurück und blieb direkt vor ihm stehen. Sie zog sich auf die Zehenspitzen und presste ihm einen schnellen, zarten Kuss auf das feste Kinn. Graystone stand wie versteinert da, als ihm diese sanfte Liebkosung widerfuhr. Sie wusste, dass sie ihn wahrscheinlich bis ins Mark schockiert hatte, und sie konnte ein gemeines kleines Kichern nicht unterdrücken. »Gute Nacht, Mylord.«
    Ihre eigene Kühnheit und der Erfolg ihres Beutezugs begeisterten sie, und sie wirbelte herum und raste zur Tür.
    »Miss Ballinger?«
    »Ja, Mylord?« Sie blieb stehen, drehte sich noch einmal zu ihm um und hoffte, in dem schlechten Licht würde er nicht bemerken, dass ihr Gesicht flammendrot war.
    »Sie haben vergessen, Ihren Kerzenhalter mitzunehmen. Sie werden das Licht auf der Treppe brauchen.« Er nahm die Kerze und hielt sie ihr hin.
    Augusta zögerte und ging dann dorthin zurück, wo er stand und sie erwartete. Sie riss ihm die Kerze wortlos aus der Hand und eilte aus der Bibliothek.
    Sie war froh darüber, dass sie nicht auf der Liste seiner potentiellen Ehefrauen stand, sagte sie sich inbrünstig, als sie die Treppen hinauf und durch den Gang zu ihrem Schlafzimmer hastete. Eine Ballinger aus Northumberland konnte sich unmöglich an einen so altmodischen und unbeugsamen Mann ketten.
    Selbst wenn man von den auffälligen Unterschieden in ihrer beider Naturell absah, hatten sie immer noch wenige gemeinsame Interessen. Graystone war ein kultivierter Sprachwissenschaftler, der Altphilologie studiert hatte, genau wie ihr Onkel, Sir Thomas Ballinger. Der Earl widmete sich dem Studium der alten Griechen und Römer und brachte imposante Bücher und wissenschaftliche Abhandlungen heraus, die von Leuten, die sich mit solchen Dingen auskannten, sehr gut aufgenommen wurden.
    Wenn Graystone einer der aufregenden neuen Dichter gewesen wäre, deren lodernde Prosa derzeit so sehr gefragt war, dann hätte Augusta verstanden, dass er sie faszinierte. Aber er war keineswegs einer dieser Schriftsteller. Statt dessen verfasste er langweilige Werke mit Titeln wie Eine Erörterung einiger Elemente in Tacitus' Abhandlungen und Ein Diskurs über gewisse Abschnitte aus Plutarchs Leben. Beide waren vor kurzem veröffentlicht und von der Kritik begeistert aufgenommen worden.
    Und aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen hatte Augusta beide nahezu verschlungen.
    Augusta löschte die Kerze und schlich sich leise in das Schlafzimmer, das sie mit Claudia teilte. Sie schlich sich auf Zehenspitzen zum Bett und zog ihren Morgenmantel aus. Mondschein drang durch einen Spalt in den schweren Vorhängen, und sie konnte die schlafende Gestalt ihrer Cousine erkennen.
    Claudia hatte das blassgoldene Haar des Zweigs der Familie Ballinger aus Hampshire. Ihr hübsches Gesicht mit den aristokratischen Zügen lag seitlich auf dem Kissen. Die langen, geschwungenen Wimpern verbargen ihre sanften blauen Augen. Sie trug den Titel des Engels zu Recht, den ihr die Gentlemen der Hautevolee voller Bewunderung verliehen

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