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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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jener Nacht, in der ich dich dabei ertappt habe, wie du dich in Enfields Bibliothek schlichest, selbst gesagt. Alles, was ich wollte, war eine wirklich tugendhafte Frau.«
    »Ja, ich weiß. Aber für jemanden wie dich geht weibliche Tugend doch bestimmt Hand in Hand mit einer soliden Kenntnis dessen, was sich schickt, und mit Respekt davor.«
    »Nicht notwendigerweise, obwohl ich zugebe, dass es praktisch wäre.« Harry lächelte schwach. »Meiner Ansicht nach begründet sich Tugend bei einer Frau ausschließlich auf ihre Fähigkeit, loyal zu sein. Nach allem, was ich beobachtet habe, hast du zwar leider einen Hang, impulsiv zu handeln, aber du bist auch eine sehr loyale junge Frau. Wahrscheinlich die loyalste, die mir je begegnet ist.«
    »Ich?« Augusta war verblüfft über diese Bemerkung.
    »Ja, du. Mir ist nicht entgangen, dass du deinen Freunden wie Sally gegenüber, aber auch dem Andenken der Northumberland-Ballingers große Loyalität gezeigt hast.«
    »Ich schätze, das ist eher die Anhänglichkeit eines Spaniels.«
    Er lächelte, als er ihren mürrischen Tonfall hörte. »Zufällig mag ich Spaniels.«
    Sie reckte das Kinn in die Luft, und Zorn flackerte in ihr auf. »Mit der Loyalität verhält es sich wie mit der Liebe, zumindest, was mich angeht. Man kann sie nicht zusammen mit einem Ehering kaufen.«
    »Ganz im Gegenteil. Genau das habe ich vor ein paar Stunden getan«, sagte er ruhig. »Du tätest gut daran, dir das zu merken, Augusta. Mich interessiert das Gefühl nicht, das du Liebe nennst. Aber ich erwarte von dir dasselbe Maß an Respekt und Loyalität, das du den anderen Mitgliedern deiner Familie entgegenbringst, in der Vergangenheit und in der Gegenwart.«
    Augusta richtete sich zu einer stolzen Haltung auf. »Und werde ich dafür dasselbe bekommen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Ich werde meine Pflicht als Ehemann erfüllen.« In seinen Augen funkelte ein sinnliches Versprechen.
    Sie kniff die Augen zusammen und weigerte sich, sich von dieser Anspielung umgarnen zu lassen. »Also gut, dann heißt es eben Loyalität. Aber das ist alles, solange ich es mir nicht anders überlege.«
    »Was, zum Teufel, willst du mit dieser kryptischen Bemerkung sagen, Augusta?«
    Sie schaute resolut aus dem Fenster. »Nur, dass ich, solange du der Liebe keinen Wert beimisst, dir keine Liebe geben werde.« Sie würde ihn zwingen zu begreifen, dass diese Ehe mehr sein musste als nur ein kalter Austausch von Loyalität, schwor sie sich inbrünstig.
    »Du musst selbst wissen, was du tust«, erwiderte Harry mit einem Achselzucken.
    Sie bedachte ihn mit einem schnellen Seitenblick. »Stört es dich denn gar nicht, dass ich nicht vorhabe, dich zu lieben?«
    »Nicht, solange du deine Pflichten als meine Frau erfüllst.«
    Augusta erschauerte. »Du bist wirklich sehr kalt. Das war mir nicht klar. Aufgrund gewisser Handlungen, die du in der letzten Zeit begangen hast, hatte ich sogar schon zu hoffen begonnen, du könntest leichtsinnig und heißblütig wie jeder Northumberland-Ballinger sein.«
    »Niemand ist so leichtsinnig und heißblütig wie die Northumberland-Ballingers«, sagte Harry. »Und ich am allerwenigsten.«
    »Was für ein Jammer.« Augusta griff in ihre Handtasche und zog das Buch heraus, das sie eingesteckt hatte, um es auf der langen Fahrt zu lesen. Sie öffnete es auf ihrem Schoß und schaute demonstrativ auf die Seite herunter.
    »Was liest du da?« erkundigte Harry sich freundlich.
    »Dein neuestes Werk.« Sie ließ sich nicht dazu herab aufzublicken. »Bemerkungen zu Livius' Geschichte Roms.«
    »Eine ziemlich langweilige Kost für dich, kann ich mir vorstellen.«
    »Keineswegs. Ich habe einige deiner anderen Bücher gelesen und finde sie recht interessant.«
    »Wirklich?«
    »Ja, sicher. Das heißt, wenn man den offenkundigen Makel übersieht, den sie alle haben«, schloss sie schwungvoll.
    » Makel? Was ist das für ein Makel, könntest du mir das vielleicht beantworten?« Harry war eindeutig entrüstet. »Und wer bist du, dir anzumaßen, dass du das beurteilen kannst, wenn ich fragen darf? Du bist wohl kaum eine Altphilologin.«
    »Man braucht kein humanistischer Gelehrter zu sein, um den Makel zu erkennen, der sich durch alle deine Werke zieht.«
    »Ach, ja? Warum sagst du mir dann nicht einfach, was ihr Makel ist?« fauchte er sie an.
    Augusta zog die Augenbrauen hoch und sah ihm fest in die Augen. Sie lächelte reizend. »Das, was mich am meisten erbost, wenn ich deine historischen

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