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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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geschnittenen Kleid aus schiefergrauem Stoff tauchte oben auf der Treppe auf. »Hier bin ich, Graystone. Willkommen zu Hause.«
    Clarissa Fleming kam mit majestätischen Schritten die Stufen herunter. Sie war eine gutaussehende Frau von Mitte Vierzig, deren Haltung eine steife Würde aufwies. Sie schaute aus distanzierten, wachsamen grauen Augen, als wappnete sie sich gegen Enttäuschungen. Ihr Haar, das schon grau wurde, war zu einem strengen Knoten auf dem Hinterkopf aufgesteckt.
    »Augusta, das ist Miss Clarissa Fleming«, sagte Harry, der die beiden einander schnell vorstellen wollte. »Ich glaube, ich habe sie schon erwähnt. Sie ist eine Verwandte, die mir den großen Gefallen getan hat, Merediths Gouvernante zu werden.«
    »Ja, selbstverständlich.« Augusta brachte ein weiteres Lächeln zustande, als sie die ältere Frau begrüßte, doch innerlich stieß sie einen unglücklichen Seufzer aus. Auch von dieser Seite aus war nicht mit einem herzlichen Willkommen zu rechnen.
    »Wir haben die Nachricht über die Hochzeit erst heute morgen durch einen Boten erhalten«, hob Clarissa betont hervor. »Eine reichlich hastige Entscheidung, nicht wahr? Wir hatten bisher den Eindruck, der Termin sei erst in gut vier Monaten.«
    »Die Umstände haben sich abrupt verändert«, sagte Harry, ohne eine Entschuldigung oder eine Erklärung abzugeben. Er lächelte sein kühles, distanziertes Lächeln. »Mir ist klar, dass das alles ziemlich überraschend kommt. Dennoch bin ich sicher, dass du meiner Braut das Gefühl geben wirst, hier willkommen zu sein, nicht wahr, Clarissa?«
    Clarissa musterte Augusta abschätzend. »Aber natürlich«, sagte sie. »Wenn Sie mir folgen würden, zeige ich Ihnen Ihr Schlafzimmer. Sie wollen sich nach der Reise sicher frisch machen.«
    »Danke.« Augusta warf einen Blick auf Harry und sah, dass er bereits damit beschäftigt war, seinen Bediensteten Anweisungen zu erteilen. Meredith stand an seiner Seite und hatte ihre kleine Hand in seine gelegt. Keiner von beiden schenkte Augusta auch nur die geringste Beachtung, als sie fortgeführt wurde.
    »Soweit wir gehört haben«, sagte Clarissa, als sie die Stufen hinaufstieg und in die riesige marmorne Eingangshalle voranging, »sind Sie mit Lady Prudence Ballinger verwandt, der Autorin einer ganzen Reihe von nützlichen Schulbüchern für junge Damen.«
    »Lady Prudence war meine Tante.«
    »Ach, dann sind Sie eine der Hampshire-Ballingers?« fragte Clarissa mit einem Anflug von Begeisterung. »Eine gute Familie, die noch dazu für ihre vielen intellektuellen Familienmitglieder bekannt ist.«
    »Genauer gesagt«, sagte Augusta und reckte stolz das Kinn in die Luft, »stamme ich von einem anderen Familienzweig ab. Von den Northumberland-Ballingers, wenn Sie es genau wissen wollen.«
    »Ich verstehe«, sagte Clarissa. Das beifällige Leuchten in ihren Augen erlosch.
    Am späten Abend saß Harry allein in seinem Schlafzimmer und hielt ein Glas Cognac in der einen Hand und eine Ausgabe von Thukydides' Der Peleponesische Krieg in der anderen. Er hatte schon seit einer ganzen Weile kein Wort mehr gelesen. Er konnte an nichts anderes denken als an seine frisch angetraute Ehefrau, die im Nebenzimmer allein in ihrem Bett lag. Schon seit einer ganzen Weile war aus dem angrenzenden Zimmer kein Laut mehr zu hören.
    So hatte er sich die erste Nacht mit seiner frisch angetrauten Ehefrau unter seinem eigenen Dach ganz bestimmt nicht ausgemalt.
    Er trank einen Schluck von dem Cognac und versuchte, sich auf das Buch zu konzentrieren. Es war aussichtslos. Er schlug den Band mit einem lauten Knall zu und warf ihn auf den Beistelltisch.
    Auf der Fahrt hatte er sich immer wieder gesagt, er würde Augusta gegenüber subtil ausdrücken, wie es um seine Selbstbeherrschung stand. Jetzt fragte er sich, ob er nicht etwas zu subtil vorgegangen war.
    Sie hatte ihm sozusagen den Fehdehandschuh hingeworfen, als sie ihm die Tatsache an den Kopf geworfen hatte, wie skrupellos er sie in Sallys Kutsche geliebt hatte. Nach Harrys Auffassung hatte sie ihn regelrecht dazu herausgefordert, ihr zu beweisen, dass er kein Sklave seines körperlichen Verlangens nach ihr war. Er würde für diese Kleopatra nicht Mark Anton spielen. So, wie er sie in Sallys Kutsche verführt hatte, war es ihr volles Recht zu schließen, dass er die Finger nicht von ihr lassen konnte. Keine Frau war sich zu schade dafür, diese Form von Macht für sich zu nutzen. Und in den Händen eines dreisten, verwegenen

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