René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Holland.
Reporter des »stern« hatten zu diesem Zeitpunkt bereits mit Rooij telefoniert. Der Pate hatte wiederholt abgestritten, mit dem Wettskandal zu tun zu haben, gleichzeitig aber
eifrig Fragen zum Stand der Ermittlungen gestellt. Nach der Veröffentlichung hatten Mitarbeiter der niederländischen Zeitung »De Telegraaf« Rooij für ein paar Minuten in einem Schnellimbiss in Amsterdam getroffen. Rooij hatte bestritten, Spiele manipuliert zu haben. Nun wartet er in der Ankunftshalle des Flughafens auf die Journalisten, die ihn über die Wettszene hinaus bekannt gemacht haben.
Warum Rooij sich auf ein Treffen einlässt, ist den Besuchern aus Deutschland nicht klar. Aus Neugierde? Aus Ärger? Weil er mitbestimmen will, welches Bild von ihm entsteht? Oder weil er herausfinden will, was in Deutschland über ihn bekannt ist?
Rooij sei nicht gerade ein Top-Model, hat Schnitzler erzählt, doch nun wartet da ein Mann, der zumindest eine Portion Selbstironie versprüht. Als der Fotograf beim Shooting freundlich bemerkt, dass die Bilder klasse würden und er einen guten Kopf habe, knurrt Rooij, wenn eine Frau das sage, sei ihm das lieber.
Er spricht fließend und fast perfekt Deutsch. »Ich hatte Privatlehrer, jahrelang«, erklärt er und spielt auf seine Zeit im Gefängnis in Heimsheim an. Er bittet ins Hotel Sheraton, das durch die Hallen und Gänge des Flughafens zu erreichen ist. Im ersten Stock liegt ein geschlossener, überdachter Innenhof, das Restaurant ist am Nachmittag noch leer, die Tische stehen weit auseinander. Hier kann man ungestört reden.
Vor einer Bambuswand nimmt nun ein 51-jähriger Mann mit riesigen Füßen Platz. Sein Gesicht ist blass, seine Nase lang und spitz, die Augen sind blutunterlaufen. An seiner linken Schläfe tritt eine Ader hervor. Am Handgelenk trägt Rooij eine teure Uhr von Breguet. »Jetzt können Sie schreiben, der Pate hat viel Geld«, sagt er. »Ich hab überlegt, die Uhr abzunehmen. Aber wir sind nicht im Kindergarten.
« Das stimmt. Es geht um Betrug und die Käuflichkeit von Fußballstars. Und darum, wie glaubwürdig der Fußball noch ist.
Fast vier Stunden lang bleibt Paul Rooij, er erzählt sein Leben, beteuert seine Unschuld, gibt sich selbst unwissend, wenn es um Personen geht, die bereits inhaftiert sind oder im Visier der Staatsanwaltschaft. Doch er muss immer wieder erkennen, dass seine Version auf starke Widersprüche stößt, dass sie an entscheidenden Stellen unglaubwürdig ist. Dabei zeigt sich Rooij trotzdem als charmanter Gesprächspartner, höflich, aber bestimmt. Die natürliche Autorität, die Schnitzler bei seinen Besuchen in Holland aufgefallen war, ist spürbar. Paul unterbricht man nur einmal.
Frage: Herr Rooij, Samstagnachmittag 16.30 Uhr, welche Fußballwetten haben Sie gerade am Laufen? 1
Paul Rooij: »Gar keine. Vor ein paar Monaten habe ich aufgehört damit. In der Wettszene ist zu viel Unruhe.«
Seit einige mutmaßliche Wettbetrüger in Deutschland in Untersuchungshaft sitzen?
Rooij: »Es gibt zu viele Personen, die nicht zuverlässig sind. Und die zu hohe Schulden haben. In der Fußball-Wettszene steckt nicht mehr sehr viel Geld.«
Über Sie ist bislang wenig bekannt. Man kennt Sie in Deutschland erst, seit der Fußballprofi René Schnitzler im »stern« schilderte, wie Sie ihm viel Geld gaben, um Zweitliga-Spiele zu manipulieren.
Rooij: »Und das glauben Sie ihm?«
Warum sollte René Schnitzler sich mit einer falschen Aussage selbst belasten?
Rooij: »Mit dieser Frage muss ich mich wohl beschäftigen. Ich habe Schnitzler kein Geld gegeben. Ich habe niemals ein Spiel verschoben. Er hat bei mir gewettet wie all die anderen. Schnitzler hat sogar 30 000 Euro Schulden bei mir. Das sind alles verzockte Hunde.«
Andere erzählen ebenfalls, dass Sie Fußballspieler gekauft haben, auch Ihr alter Bekannter Marijo Cvrtak, einer der Hauptbeschuldigten im Fußball-Wettskandal.
Rooij: »Ich weiß, wie das funktioniert bei euch in Deutschland. Marijo und die anderen Zocker sitzen seit mehr als einem Jahr in U-Haft. Die wollen jetzt ihren Arsch retten, haben Angst, dass sie zehn, zwölf Jahre bekommen, und erzählen Märchen über mich.«
Sie sagten alle sehr detailliert dasselbe aus: Sie sollen Schnitzler gekauft haben. Marijo Cvrtak behauptet gar, dass Sie neben Schnitzler noch vier weitere Spieler vom FC St. Pauli auf der Gehaltsliste hatten.
Rooij: »Marijo, Schnitzler und die anderen haben sich doch vor ihren Aussagen abgesprochen.«
Das war
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