René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Pauli so leicht nicht gewinnen kann – und stößt auf die Partie Mainz gegen St. Pauli am 23. November 2008. Mit einem Auswärtsspiel in Mainz hat die ganze Affäre mit Rooij begonnen. Nun, ein halbes Jahr später, soll sie dort auch wieder enden. Doch so weit ist es noch nicht.
Schnitzlers Auftritt in Holland hat nämlich das Misstrauen des Paten nicht zerstören können. Rooij ruft Hamanns an und macht ihm klar, dass er und Schnitzler sich zügig in Holland einzufinden hätten, und diesmal nicht allein. Rooij will Mitspieler sehen, die Schnitzler ins Boot geholt hat. So will er herausfinden, ob der Fußballer ihn reingelegt hat oder ob er das Geld wirklich wie besprochen investiert hat: zur Bestechung von Mannschaftskameraden.
Bestochene Mannschaftskameraden gibt es allerdings nicht, und deshalb hat Schnitzler ein Problem. Er ringt sich dazu durch, zwei Kollegen aus der Mannschaft zu bitten, ob sie ihn nicht begleiten könnten. Fußballer tun sich schon mal solche Gefallen, wenn sie sich gut verstehen und ein bisschen Vertrauen da ist. Und natürlich fragt Schnitzler nicht gerade die Spieler aus dem St. Pauli-Kader, die mit seinen dicken Autos und seinen Pokergeschichten in der Umkleidekabine genauso wenig anfangen können wie umgekehrt Schnitzler mit ihrem tadellosen Profisportlerverhalten. Er spricht seine Kumpels Andreas Biermann und Björn Brunnemann an, für Schnitzler beides keine »Streber«. Viel erzählt er ihnen nicht über das Vorhaben, nur dass er wegen seiner Zockerei Probleme habe und nicht allein nach Holland fahren wolle. Schnitzler stellt beiden jeweils 5 000 Euro in Aussicht, falls die Fahrt Erfolg habe. Und weil »Biere« und »Brunne« selbst Zocker sind, fragen sie nicht viel. So steigen an einem Nachmittag im November 2008 drei St. Pauli-Profis in Schnitzlers Audi Q7 und fahren los.
Sie erreichen Scheveningen am späten Abend, und im Strandcafé klappt Danny als Erstes sein Laptop auf und prüft nach, ob es sich bei den beiden Begleitern wirklich um St. Pauli-Profis handelt. Auch Hamanns ist gekommen, und Frank, der Hells Angel. Mit ihm müssen sich Biermann und Brunnemann an einen anderen Tisch setzen.
»Ich hatte zunächst vor, die beiden als Rothenbach und Eger oder Gunesch auszugeben«, sagt Schnitzler im Rückblick, »also als jemanden, der zu dieser Zeit tatsächlich in der Abwehr spielte. Zum Glück habe ich das nicht gemacht. Danny hatte nämlich meine beiden Kollegen mit der St. Pauli-Homepage abgeglichen.«
Dass Brunnemann im Mittelfeld spielt, fällt Danny dabei nicht auf. Ebenso entgeht ihm, dass der Außenverteidiger Biermann in der ganzen Saison noch kein einziges Mal auf dem Platz gestanden hat.
Rooij teilt Hamanns und Schnitzler mit, dass er sein Geld wieder haben wolle und eine hohe Summe auf eine Niederlage in Mainz setzen werde. Das müsse jetzt klappen. »Dann hat dieser Frank gedroht, dass er mir ansonsten die Beine brechen und mich bei Ebbe an einen Pfosten binden würde und warten würde, bis die Flut kommt. Ich war am Zittern und habe nichts gesagt, ich habe nur den Uli angeguckt, und der hat auch nichts gesagt. Dann durften wir das Strandcafé verlassen.«
Brunnemann schimpft, als sie im Auto sitzen, da laufe doch eine schräge Nummer, er wolle in nichts hineingezogen werden und auch kein Geld haben. Biermann hat dem Bodyguard Frank seine Handynummer geben müssen, nimmt das allerdings gelassen hin. Nach fünfstündiger Fahrt durch die Nacht erreichen die drei gegen sechs Uhr früh Hamburg. Vier Stunden später treffen sie sich wieder – zum Training.
Einer von Pauls Leuten hat noch angekündigt, dass man der Mannschaft von St. Pauli beim Auswärtsspiel in Freiburg einen Besuch abstatten wolle, um mit dem Torwart Mathias Hain zu besprechen, wie der unauffällig den Ball durchlassen könne. Die Wettmafiosi denken ja immer noch, St. Paulis Torwart sei involviert. Schnitzler hat jedoch nie mit ihm darüber gesprochen.
Dass die Wettmafia dann tatsächlich nach Freiburg reist und im Mannschaftshotel des FC St. Pauli Bestechungsgelder an Mathias Hain übergibt, das verhindert Uli Hamanns. Er ruft bei Rooij an. »Ich habe dem gesagt, seine
Leute könnten kommen, aber dann komme auch die Polizei und nehme die mit«, erzählt Hamanns. Er zuckt mit den Schultern. »Der René und ich, wir hatten da im Grunde überhaupt kein Unrechtsbewusstsein.«
In Mainz schickt St. Paulis Trainer Holger Stanislawski seinen Stürmer René Schnitzler Mitte der zweiten Halbzeit
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