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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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Mehr als 50 Euro, fügt Kießling an, habe in den Runden aber noch niemand verloren. Solche Sätze fallen oft, wenn Fußballspieler sich öffentlich über das Pokern auslassen. Die Lust an dem Spiel räumen sie ein, zu nennenswerten Gewinnen und Verlusten kommt es in ihren Schilderungen aber nie. Am besten, sagt Stefan Kießling, gefalle ihm »die Kommunikation am Tisch. Provokation und ein gewisses Quantum an Häme und Spott sind im Fußball tabu. Beim Pokern gehören diese Sachen einfach mit dazu.«
    Bayer Leverkusen ist keine Ausnahme im deutschen Profifußball. In einem feinen Hotel am Gardasee, wo sich der FC Bayern auf die Saison 2010/2011 vorbereitete, wartete ein Pokertisch auf die Profis. Bei Hannover 96 wiederum bringt der Mittelfeldspieler Sergio Pinto seinen mobilen Pokertisch immer mit, wenn ein Auswärtsspiel ansteht. Schon im Bus wird gezockt. Bevor der frühere Nationalspieler Mike Hanke zu Mönchengladbach wechselte, mischte auch er kräftig im 96er-Bus mit. Hanke und Pinto stehen dazu, dass sie pokern. Dazu äußern möchten sie sich aber nicht.
    Als Ralf Rangnick die TSG Hoffenheim trainierte, fanden sich nach Feierabend einige Spieler zusammen, die
noch nach Bad Dürkheim ins Kasino fuhren und an den Roulette-, Poker- und Black-Jack-Tischen Platz nahmen. »Mehr als tausend Euro Einsatz waren da keine Seltenheit«, sagt einer, der immer dabei war und selbst viel verloren hat.
    Der Innenverteidiger Josip Simunic kam 2009 für eine Ablösesumme von acht Millionen Euro aus Berlin nach Hoffenheim. Er gilt als ausgesprochen guter Poker-Spieler. Wo Simunic spielt, wie häufig und wie viel er gewonnen oder verloren hat, möchte er nicht sagen. Nur soviel: »Ich stehe dazu, dass ich pokere, habe kein Problem damit und sehe darin nichts Verwerfliches.«
    In Wolfsburg sehen sie in Pokerrunden nichts Gefährliches. In den Jahren 2009 und 2010 trafen sich regelmäßig Stamm- und Ersatzspieler der Bundesliga-Mannschaft des VfL. Der Einsatz habe nie über 500 Euro gelegen, erzählt einer, der von Anfang an dabei war. Der Reiz der Treffen im Haus eines Fußballers erhöhte sich auf andere Art. Zu vorgerückter Stunde klingelten mehrere Prostituierte. Die Veranstaltung, beliebt bei deutschen und auch bei ausländischen Wolfsburger Profis, wurde deshalb »Pokern mit Extras« genannt.
    HAMBURGER HOTELRUNDEN
    Es dauert ein bisschen, aber man kann die Leute finden, die von illegalen Hotelrunden in Hamburg erzählen. Die regelmäßig dabei sind und die Namen der Häuser nennen, die von den Teilnehmern berichten, auch von Fußballprofis. Die Partien finden in unterschiedlichen Hotels statt. Alle haben riesige Suiten, fünf Sterne und einen Blick auf
die Alster. Etwa acht Mal im Jahr kommen hier Pokerspieler zusammen, aus Hamburg die meisten, manche reisen auch aus Berlin an. Der Mindesteinsatz der Runden liegt bei 1 000 Euro pro Spieler. Oft betreten Pokerspieler die Suiten, die mehr als 30 000 Euro im Brustbeutel stecken haben. Auf ein paar tausend Euro kommt es den wenigsten an.
    Ein Richter hat hier schon gespielt und ein Staatsanwalt, auch ein Zahnarzt, ein Spielhallenbetreiber und ein Schauspieler. Mit ihnen zockten professionelle Pokerspieler und Bordellbesitzer. Und eben Fußballer. Die sind besonders gern gesehen. Sie garnieren die Runden: Alle wollen mit Fußballstars am Tisch sitzen und sich mit ihnen messen.
    Eine Suite, die für eine solche Hotelrunde angemietet wird, besteht aus mindestens drei Zimmern. In einem der Räume eröffnen die Veranstalter ihr »Office«, wechseln Geld in Jetons und Jetons in Geld. In der Lounge-Ecke richtet das Hotel ein Buffet an, es gibt das in feinen Kreisen übliche Fingerfood, Saté-Spieße zum Beispiel, Garnelen, erlesene Käsesorten. Die Bar ist gut bestückt, doch die meisten Spieler trinken Kaffee oder Cola.
    An manchen Tagen treten auch Prostituierte in Slip und Stiefeln auf. In der Nähe des Pokertisches haben die Frauen aber nichts zu suchen. Dort herrscht Konzentration. Doch von den rund 20 Gästen spielen ja nicht immer alle. Zumal die Hotelrunden vom Samstagabend bis weit in den Sonntag hinein reichen. Manchmal dauert die Veranstaltung so lange, dass der Dealer am Pokertisch ausgetauscht werden muss.
    Der Ausrichter trägt Anzug, sein Dealer am Pokertisch auch, die Gäste dürfen anziehen, was sie wollen. Wichtig ist nur, dass sie aggressiv spielen. Aggressives Spielverhalten erhöht den Umsatz und damit den Erlös der Veranstalter.

    Die Mindesteinsätze sind

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