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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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Teams menschlich und atmosphärisch enger zusammenbringen.‹
    Dies zeigte sich später an den Tischen des improvisierten Spielcasinos. Animiert von einem Zauberer, der die große Runde mit seinen Tricks durch den Abend begleitete, wurde viel geflachst, gelacht und diskutiert – und vor allem leidenschaftlich gezockt. Ausschließlich mit Spielgeld, wovon jeder Teilnehmer Jetons in Höhe von 2 000 (virtuellen) Euro erhalten hatte. Mancher hatte sein Guthaben schnell verspielt, andere wiederum freuten sich über stolze (Pseudo-) Gewinne.

    Eugen Polanski von der U21 stand nach den vereinbarten zwei Stunden Spieldauer als souveräner Sieger fest: Der Mönchengladbacher hatte sein Startkapital auf erstaunliche 36 000 Euro erhöhen können und lag in der Endabrechnung deutlich vor U21-Torwart Manuel Neuer und dem besten A-Nationalspieler Philipp Lahm.«
     
    Oliver Bierhoff sagt heute, dass ein Aufenthalt bei der Nationalmannschaft den Spielern immer auch Spaß machen solle. »Deshalb ist es unser Ziel, ihnen bei Länderspielen oder Turnieren auch interessante Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzubieten. Und was für viele Spieler früher eine Skat- oder Schafskopfrunde war, ist heute für sie eben Pokern. Das Angebot findet Anklang und schafft Abwechslung. Es ist uns aber wichtig, dass bei uns nie um Geld gespielt wird.«
    Verhindern können das allerdings weder der Teammanager noch die Trainer, und wenn es in den Runden in Südafrika nicht um echte Scheine ging, so doch bei manchem Spieler am Laptop auf dem Zimmer. So berichten es einzelne Nationalspieler und so belegen es auch die Aktivitäten jener Screennames der vier Nationalspieler bei den Online-Portalen »Pokerstars« und »Full Tilt Poker«. Drei von ihnen konnten es nicht lassen.
     
    Was fasziniert Fußballer am Poker? Warum können sie sich, so hat es der Zockerhöllenbetreiber Achim erfahren und auch der Deutsche Fußball-Bund, so sehr begeistern für das Kartenspiel?
    Fußballprofis entdecken beim Zocken Parallelen zu ihrem eigentlichen Job. »Es ist unglaublich, wie gut die Mentalität von Fußball und Poker zusammenpasst«, sagt der
330-fache Bundesligaspieler Sergej Barbarez, der heute 40 Jahre alt ist und bis 2010 im Aufsichtsrat des Hamburger SV gesessen hat. »Fußball und Poker haben viel gemein: Absichern und gleichzeitig Mut zum Risiko sind entscheidend. «
    Barbarez wird in der Hamburger Zockerszene als umsichtiger, aber auch hoch kompetenter Pokerspieler wahrgenommen. Ende 2010 schaffte er bei einem großen Turnier in Las Vegas Platz drei und gewann knapp 10 000 Euro. »Auch im Onlinepoker ist Sergej erfolgreich«, sagt einer, der seinen Screennamen kennt. »Aber wenn man ihn beobachtet, sieht man schnell, dass er weiß, wann er aufhören muss. Er spielt kontrolliert.« Barbarez selbst möchte sich nicht in solchen Tönen loben. »Im Grunde bin ich noch ein Anfänger«, sagt er. »Man kann mich nicht als Profi bezeichnen. Poker ist eine schöne Abwechslung, die mir gut tut.«
    Für Deutschlands Rekordnationalspieler Lothar Matthäus (»Ich spiele eigentlich Poker, seit ich Fußball spiele«) hängen seine Fertigkeiten in dem Kartenspiel ebenfalls mit seinem früheren Beruf als Fußballer zusammen: »Mit Sicherheit haben Hochleistungssportler die gewisse Grundvoraussetzung, was Ehrgeiz, Konzentration und Durchhaltevermögen betrifft, um das bestmögliche Ziel zu erreichen. Ich denke, dass mir dieser Charakter beim Spiel zu Gute kommt.«
    Stefan Kießling, aktueller Nationalspieler und Mittelstürmer beim Vizemeister Bayer Leverkusen, hält sich für einen »guten Bluffer« und für einen »mittlerweile recht passablen Spieler«. 2009 gab er dem Fachblatt »ACE-Magazin« ein langes Interview zum Pokern. Kießling mag vor allem die ungeheure Anspannung, die ihn beim Pokern ergreift: »Es gibt für mich den größten Kick, wenn du eine
gute Hand hältst, genügend Chips der Gegner in die Mitte bekommst und dann auch noch auf dem Board triffst. Da ist es wirklich immer schwer, nicht vor Freude zu jubilieren. Wenn der Pot dann auf deine Seite wandert, weißt du, dass ab jetzt wieder alles leichter ist. Da kann man sich dann schon mal ganz entspannt zurücklehnen.«
    Seit 2008 werde bei Bayer Leverkusen regelmäßig gepokert, berichtet Kießling. »Wir schlafen ja vor jedem Heimspiel im Hotel. Und dort gibt es inzwischen regelmäßig zwei größere Tische. Dort geht es dann zum Teil richtig hoch her, allerdings nur bis zur angeordneten Bettruhe.«

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