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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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enttäuscht bin
ich schon, weil wir nun nicht miteinander reden werden, aber es ist nicht
notwendig, dass er während der Behandlung wach ist. Wenn er weiterschläft, wird
er wesentlich weniger Schmerzen haben.
    Ein unangenehmes
Gefühl im Rücken und eine Bewegung aus dem Augenwinkel verraten mir, dass
plötzlich noch jemand hinter der Glasscheibe steht. Als ich mich umdrehe, sehe
ich mich einer Vollstreckerin gegenüber.
    Das junge Mädchen
sieht mir direkt in die Augen, und ein kalter Schauer jagt über mich hinweg.
Die Wachen neben ihr stehen stramm, treten aber nervös von einem Fuß auf den
anderen, während sie mit ihnen spricht, ohne auch nur eine Sekunde den Blick
von mir abzuwenden.
    Ich unterdrücke
meine Panik und wende mich wieder meiner Arbeit zu, doch ich muss kurz die
Augen schließen und tief durchatmen.
    Ich
tue nichts Verbotenes. Ich tue nichts Verbotenes. Ich tue nichts Verbotenes.
    Als ich die Augen
wieder öffne, stelle ich überrascht fest, dass Gavin mich ansieht. Mein
Geständnis von vorhin scheint ihn nicht weiter zu beunruhigen. Er neigt fragend
den Kopf, und in seinen Augen spiegelt sich leise Neugier. Dann bemerkt auch er
die Vollstreckerin hinter der Scheibe.
    Â»Warum starrt mich
das kleine Mädchen so an?«, fragt er mich.
    Kurz überlege ich,
ob ich ihm die Wahrheit verschweigen soll, aber letztlich wird er es sowieso
erfahren, und es ist besser, wenn er darauf vorbereitet ist.
    Â»Sie ist eine
Vollstreckerin. Eine …« Ich muss mir erst wieder den Begriff ins Gedächtnis
rufen, den ich von Mutter gelernt habe. »Eine Polizistin? … Sie sorgt dafür,
dass die Leute sich an das Gesetz halten.«
    Â»Vorhin hast du
gesagt, dass du die Bürger mit allen erdenklichen Mitteln vor den
Oberflächenbewohnern schützen würdest. Sind diese Vollstrecker … ein Teil
dieses Schutzes?«
    Ich kann ihm nicht
in die Augen sehen, nicke aber.
    Â»Und was genau
bedeutet mit allen Mitteln ?« Darauf antworte ich
nicht, doch anscheinend erwartet er das auch gar nicht. »Ich vermute, das, was
mit meinem Freund passiert ist. Und mit all den anderen. Denen, die nie von
ihrem Ausflug in den Wald zurückgekehrt sind. Wir haben in der Höhle ihre
Sachen gefunden. Dann sind sie also auch tot. Deswegen konnten sie nicht
zurückkommen.« Er mustert die Vollstreckerin, die ihn weiterhin beobachtet.
»Sie ist ein Killer!«
    Â»Eine
Vollstreckerin«, korrigiere ich ihn. »Und du bist der einzige Oberflächenbewohner,
den ich je zu Gesicht bekommen habe.«
    Â»Aber sie tötet auf
deinen Befehl.«
    Â»Nicht auf meinen.
Noch nicht.« Irgendwie ist es mir wichtig, diese Unterscheidung zu betonen.
    Â»Wie kann ein
kleines Mädchen überhaupt ein Killer sein?«
    Â»Eine
Vollstreckerin«, verbessere ich ihn noch einmal. Seltsamerweise bin ich
erleichtert, dass er sich eher neugierig als erschrocken zeigt. Ich gehe neben
ihm in die Knie und drapiere meinen Rock so, dass er glatt auf meinen Schenkeln
liegt. Als ich aufblicke, mustert Gavin mich durchdringend. Mir wird klar, dass
er auf eine Antwort wartet. »Alle Vollstreckerinnen sind weiblich. Nur sie
werden für diese Berufung auserwählt.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil Frauen eine
Ausdauer und eine Geschicklichkeit innewohnt, die den Männern fehlt.« Ich packe
meine Utensilien aus und lege sie in der Reihenfolge vor ihn hin, in der ich
sie brauchen werde. Nelkenblätter, Lotusblüten, eine Flasche Wasser aus meinem
Teich sowie Mörser und Stößel, um alles zu einer Paste zu verarbeiten. »Mutter
hat es mit Männern versucht, aber sie haben die Ausbildung nicht überstanden.«
    Â»Was ist mit ihnen
passiert?«
    Â»Sie sind
gestorben.«
    Gavin sieht zu, wie
ich alles ausbreite. Dabei verfolgt er jede meiner Bewegungen, so als hätte er
Angst, ich könnte heimlich etwas hinzufügen, was dort nicht hingehört.
Einerseits sollte es mich stören, dass Gavin mir nicht vertraut, andererseits
lässt sein eindringlicher Blick meinen Bauch kribbeln, und ich spüre, wie ich
langsam erröte.
    Â»Aber sie ist noch
ein Kind!«
    Â»Mutter hat es auch
mit erwachsenen Frauen versucht, aber hier schlug die Ausbildung ebenfalls
fehl. Deshalb hat sie immer jüngere Mädchen ausprobiert, bis sie schließlich
herausfand, in welchem Alter es funktionierte.«
    Â»Von
Oberflächenbewohnern mal abgesehen –

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