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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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mir
entfernt, aber ich rücke nicht von ihm ab. »Geben sie dir irgendwas, während du
da bist? Musst du etwas trinken oder etwas essen?«
    Â»Nein, wir …« Ich
verstumme, weil ich plötzlich an die Medizin denken muss, die ich jeden Morgen
von den Dienstmädchen verabreicht bekomme – auf Mutters Anweisung hin. »Mutter
gibt mir manchmal etwas.«
    Er grinst
triumphierend. »Ich wusste es«, flüstert er.
    Â»Wusstest was?«
    Jetzt lehnt er sich
so weit vor, dass seine Lippen fast mein Ohr berühren. Sein Atem streift meinen
Hals, und ich erschauere. Mein Körper kann sich nicht entscheiden, ob er
flüchten oder noch näher rücken soll.
    Â»Ich denke, sie
unterziehen dich einer Gehirnwäsche. Das ist die einzig logische Erklärung
dafür, dass du ständig Sachen wiederholst. Und ein bisschen … seltsam bist.«
    Nun weiche ich doch
ein wenig vor ihm zurück, um den Kopf frei zu bekommen. Aber ich kann nur daran
denken, dass ich gegen das Gesetz verstoße, wenn ich ihn berühre – dass es sich
aber so schön anfühlt, wenn seine Haut über meine streicht. »Was ist eine
Gehirnwäsche?«, flüstere ich und spüre, wie mein Herz wieder zu rasen beginnt.
    Mit einem seltsamen
Blick auf mich erklärt er: »Es ist ein Vorgang, bei dem … man jemanden dazu
bringt, sich den Wünschen eines anderen unterzuordnen.«
    Â»Also eine
Konditionierung?«, hake ich nach. Das trifft es zwar nicht ganz, aber es
scheint etwas Ähnliches zu sein. So bilden wir unsere Vollstreckerinnen aus,
damit ihre Körper die komplizierten Bewegungsabläufe meistern, sie Mutters
Befehlen zweifelsfrei gehorchen und ihre Emotionen abgeschaltet werden, die nur
hinderlich wären.
    Gavin nickt
nachdrücklich. »Ganz genau. So hat man es während des Krieges genannt.
Konditionierung.«
    Ich schüttele den
Kopf. »Bei mir machen sie das nicht, nur bei den Vollstreckerinnen.« Trotzdem
kommt mein Puls nicht zur Ruhe.
    Er reißt die Augen
auf und ist einen Moment sprachlos, dann fragt er: »Ihr konditioniert sie?«
    Â»Natürlich. Wie
sollte man denn sonst ein dreijähriges Mädchen zu einer Vollstreckerin machen?«

Als
Vollstreckerin zu dienen ist ein Privileg und eine
Ehre. Es ist die angesehenste Berufung in ganz
Elysium … Die Konditionierung ist die ideale
Ausbildungsmethode, da sie sicher, schnell
und schmerzfrei ist.
    Auszug
aus der Broschüre »Eure Tochter wurde zur
    Vollstreckerin
erwählt. Gratulation!« –
    Gavin fällt
die Kinnlade runter, und er lässt die Hände sinken. »Dieses kleine Mädchen war
erst drei, als ihr angefangen habt, ihr beizubringen, wie man Menschen tötet?«
    Â»Ja. Wir alle
bekommen in diesem Alter unsere Berufung zugeteilt. Und es ist das perfekte
Alter, um mit der Konditionierung zu beginnen. Der Körper hat sich noch nicht
vollständig an seine Umwelt angepasst, die Knochen sind noch biegsam, und die
Muskeln nicht voll entwickelt. Mutter hat es auch mit anderen Altersgruppen
versucht, aber diese Kandidaten sind alle gescheitert.«
    Â»Das … das ist ja
grauenvoll.« Wieder streckt er die Hand aus, zieht sie nach einem Blick zu den
Wachen aber zurück. »Und du bist ganz sicher, dass sie das mit dir nicht
gemacht haben?«
    Â»Absolut.« Meine
Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, ohne jeden Zweifel. Doch sobald
ich sie ausgesprochen habe, fühlt es sich falsch an. Hastig setze ich zu einer
ausführlichen Erklärung an – aber will ich damit ihn überzeugen oder mich
selbst? »Das Erinnerungsvermögen der Vollstreckerinnen setzt nämlich erst im
Alter von zehn ein, das ist Teil des Prozesses. In diesem Alter übernehmen sie
ihre ersten Aufgaben. Alles davor ist unbedeutend.«
    Â»Aber wie erinnern
sie sich dann an das, was sie gelernt haben?«
    Â»Das ist Teil der
Konditionierung. Sie können sich nur an Dinge erinnern … an die sie sich
erinnern müssen.« An die sie sich erinnern dürfen .
    Vielleicht fühlt es
sich so falsch an, weil das schon lange eine meiner größten Ängste ist – dass
ich konditioniert sein könnte. Eigentlich gibt es keine andere Erklärung für …
das alles: Gavins Behauptungen, ich hätte Dinge gesagt, an die ich mich
überhaupt nicht erinnern kann. Dass ich oft vergesse, was ich gerade getan
habe.
    Ich greife nach
meinem

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