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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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dass dem nicht so ist, dürfte nun klar sein. Stattdessen erklärt er mir:
»Ich habe einen jüngeren Bruder und eine ältere Schwester. Meine Schwester hat
sich gerade verlobt, deshalb stecken sie und meine Mom mitten in den Planungen
für die Hochzeit im Frühling. Sie ist zwanzig. Wir haben sogar einen Hund.«
    Â»Einen echten Hund?
Mutter hat mir Bilder in einem Buch gezeigt. Sie sehen zwar niedlich aus, aber
Mutter sagt, das dient nur dem Zweck, dass wir ihnen trauen.« Ich werfe ihm einen
vielsagenden Blick zu. »Sie sind Wesen von der Oberfläche – sie greifen völlig
grundlos an.«
    Â»Unsere Lucy soll
grundlos jemanden angreifen? Wow, deine Mutter muss ja einigen ziemlich irren
Hunden begegnet sein. Lucy würde nie jemanden verletzen … es sei denn, er würde
versuchen, meiner Familie etwas anzutun.«
    Ich rücke näher an
ihn heran. »Würdest du mir von ihnen erzählen? Von deiner Familie?«
    Er legt mir die Hand
auf die Stirn, als wollte er prüfen, ob ich Fieber habe. Seine Haut ist rau,
aber ich mag das Gefühl, wenn er mich berührt. Das erinnert mich an jemanden …
    Timothy
und ich sitzen in unserer Nische, so weit wie nur möglich vom Großen Platz
entfernt. Hier kommt nie jemand hin, weil hier angeblich immer
Vollstreckerinnen lauern, aber Timothy hat herausgefunden, dass auch das nur
eine Lüge ist. Eine der vielen, die Mutter verbreitet.
    Hier
ist niemand außer uns, nicht einmal Vollstreckerinnen. Es ist zu dunkel. Man
kann kaum die Hand vor Augen sehen, und die meisten Leute treffen sich lieber
dort, wo es Licht gibt. Licht bedeutet Leben. Seine Finger streicheln sanft
meinen nackten Arm. Im Vergleich zu meiner ist seine Haut rau, sodass jede
Berührung mir Gänsehaut bereitet.
    Bei diesem Gedanken
springe ich schockiert auf. »Direkter Körperkontakt zwischen Nicht-Verpaarten
ist streng verboten«, keuche ich.
    Hastig greife ich
nach meinem Amulett und streiche immer wieder mit dem Daumen darüber. Die Erinnerung
verblasst, und ihr Schleier, der sich über meine Gedanken gelegt hatte, hebt
sich. Ich blinzele verwirrt und ringe um Luft. Stirnrunzelnd sehe ich mich um.
Wie bin ich hierhergekommen? Vor einer Sekunde war ich doch noch in Dr. Friars
Sprechzimmer? Mein Herz rast. Ich muss mich zusammenreißen. Die Wachen vor der
Zelle haben sich abrupt aufgerichtet und tasten nach ihren Waffen. Ich setze
mich wieder, damit die Wachmänner sich beruhigen.
    Stumm starre ich
Gavin an und versuche, mich wieder in den Griff zu bekommen. Was soll ich jetzt
tun? Ich massiere mir die Schläfen.
    Fragend hebt er eine
Augenbraue. »Geht es dir gut? Das klang gerade extrem seltsam.«
    Ich senke den Blick
und konzentriere mich auf die Schatten, die unsere Körper werfen.
»Mein Leben ist absolut
perfekt.«
    Er seufzt
resigniert. »Ja, das sagst du ständig.«
    Â»Wirklich?«
    Prüfend sieht er
mich an. »Allerdings, ja.«
    Â»Oh.«
    Es ist also wieder
passiert. Ich kenne das. Diese Kopfschmerzen sind mir sehr vertraut. Jeder
Versuch, sich zu erinnern, löst sie aus. Genauso wie die Erinnerungen, die
immer wieder unkontrolliert über mich hereinbrechen.
    Um mich davon
abzulenken, konzentriere ich mich auf Gavin. Sein Blick ist klar, und seine
Haut hat den kranken Gelbstich verloren. Das Zittern scheint auch vergangen zu
sein. »Wie fühlst du dich?«
    Â»Durch deine Hilfe
wesentlich besser. Vielen Dank.« Er streckt die Hand aus, überlegt es sich dann
aber anders und lässt sie wieder sinken. »Du hast gesagt, du wärst beim
Therapeuten gewesen. Warum gehst du zu ihm?«
    Â»Das habe ich
gesagt?«
    Er nickt.
    Ich streichele
wieder mein Amulett, wie immer dankbar, dass ich es habe. »Ich weiß es nicht.
Wahrscheinlich wegen meines Zustands. Ich bin … vergesslich.« Nervös knete ich
meinen Rock, dann streiche ich ihn wieder glatt, damit meine Knie bedeckt sind.
    Gavin beobachtet
mich wachsam, als würde er befürchten, ich könnte wieder einen Anfall bekommen.
»Und was passiert, wenn du bei ihm bist?«
    Â»Wir reden nur. Über
meine Blumen, meine Bücher. Über die Geigenstunden. Solche Dinge eben.
Es ist so schön,
jemanden zu haben, mit dem man reden kann.«
Stirnrunzelnd stelle
ich fest, wie seltsam dieser letzte Satz klang.
    Aufgeregt lehnt
Gavin sich noch näher zu mir herüber. Jetzt ist er nur noch Zentimeter von

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