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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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»Ja.«
    Â»Horror.«
    Fragend blicke ich
hoch.
    Â»Ich würde dich
jetzt gerne berühren, aber du darfst dabei nicht gleich durchdrehen«, erklärt
er. »An der Oberfläche … würden wir uns jetzt die Hände schütteln.«
    Entsetzt reiße ich
die Augen auf und sehe mich hastig nach den Wachen um. Die sind gerade
abgelenkt, aber das gilt nicht für die Kamera. Allerdings bin ich ziemlich
sicher, dass der Winkel und unsere Körper den Platz zwischen uns verdecken.
    Vorsichtig schiebe
ich eine Hand über den Boden, bis ich fast seine Finger berühre. Er registriert
es mit einem schnellen Blick, kontrolliert aber erst die Kamera und die Wachen,
bevor er seine Fingerspitzen an meine heranschiebt. Eigentlich berühren wir uns
kaum, und doch setzt mein Herz kurz aus. So etwas habe ich noch nie empfunden.
Aufregend. Furcht einflößend. Faszinierend. Ich kämpfe gegen den Impuls an,
meine Hand zurückzuziehen.
    Gavin grinst breit.
»Also, Evelyn …«
    Â»Evie«, unterbreche
ich ihn atemlos.
    Â»Wie bitte?«
    Â»Bitte, nenn mich
Evie. Alle nennen mich Evelyn, aber … mir gefällt Evie besser.«
    Â»Evie.« Bedächtig
wiederholt er meinen Namen und streicht mit dem Daumen über meine
Fingerspitzen. »Mir gefällt Evie auch besser. Passt zu dir.«
    Das Kribbeln auf
meiner Haut jagt mir einen Schauer über den Rücken, und wir lächeln uns
verschwörerisch an. Da öffnet sich die Tür. Bestimmt hat Mutter gesehen, wie ich
ihn berühre, und eine Vollstreckerin geschickt. Panisch ziehe ich meine Hand
zurück und hoffe gleichzeitig, dass die Bewegung nicht weiter auffällt. Als ich
aufstehe, sehe ich mich einem jungen Wachmann gegenüber.
    Â»Miss Evelyn.« Er
verbeugt sich leicht. »Mutter wünscht deine Anwesenheit. Sie hat mich gebeten,
dich zu ihr zu bringen.«
    Mir rutscht das Herz
in die Hose. Sie weiß es.
    Â»Aber natürlich.«
Ich drehe mich zu Gavin um. »Ich werde heute wahrscheinlich nicht mehr wiederkommen.
Du solltest ernsthaft darüber nachdenken, ob du nicht kooperieren und meine
Fragen beantworten möchtest – es wäre nur zu deinem Besten.«
    Im ersten Moment
runzelt er verwirrt die Stirn, aber ich starre ihn eindringlich an und kann nur
hoffen, dass er versteht, was ich ihm damit zu sagen versuche. Er darf sich auf
keinen Fall anmerken lassen, dass nun alles anders ist.
    Â»Ich … überlege es
mir«, sagt er dann.
    Es ist furchtbar,
Gavin hier zurückzulassen, so ganz allein. Dieser Ort ist einfach trostlos, und
für die Wachen gibt es keinen Grund, ihn zu mögen. Hoffentlich trägt er bis
morgen keine neuen Blessuren davon.
    Falls Mutter mich morgen überhaupt
wiederkommen lässt. Wer weiß, was die Kamera alles eingefangen hat. Ganz
abgesehen davon kann ich mich auch nicht mehr an den Beginn unseres Gesprächs
erinnern.
    Ãœberraschenderweise
begleitet mich nur der junge Wachmann aus der Arresteinheit hinaus. Die anderen
Wachen wurden offenbar abgezogen … aber es wäre auffällig, das zu hinterfragen.
Gedankenversunken gehe ich vor dem Wachmann her. Die rutschige Treppe hinauf,
dann nach links und fünfhundert Meter geradeaus, anschließend durch die
Glasröhre und vorbei an der einsamen Wache, die am Eingang zum Palasttrakt
postiert ist. Nachdem ich mit dem goldenen Fahrstuhl zwei Stockwerke nach oben
gefahren bin, erreiche ich endlich den mit Marmor verkleideten Korridor, der zu
Mutters Schlafzimmer führt. Hinter der geöffneten Tür sehe ich sie am Computer
sitzen, wage es aber nicht, das Zimmer unaufgefordert zu betreten. Der holografische
Bildschirm taucht ihr Gesicht in blaues Licht, aber ich kann nicht erkennen,
woran sie gerade arbeitet.
    Lächelnd dreht sie
sich zu mir um, verzieht dann aber angewidert das Gesicht. »Du siehst ja
grauenvoll aus, Evelyn. Bitte geh in dein Zimmer und mach dich fürs Abendessen
zurecht. Vater und ich möchten etwas Wichtiges mit dir besprechen.«
    Â»Ja, Mutter.« Ich
verabschiede mich mit einem Knicks und gehe in mein Quartier. Auf Mutters
Wunsch hin bleibt der Wachmann bei ihr. Einerseits macht mich das nervös,
andererseits bin ich froh, ein paar Minuten allein zu sein.
    Ich wasche mich und
schlüpfe dann in eines meiner Lieblingskleider: roter Taft mit engem Oberteil
und leicht ausgestelltem Rock, dazu rückenfrei. Anschließend frische ich mein
Make-up auf,

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