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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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gerade. Er ist einer deiner
Verehrer.«
    Â»Oh … entschuldige
das Missverständnis«, bitte ich ihn. Nach einem schnellen Blick zu Vater, der
kaum merklich den Kopf schüttelt, fahre ich fort: »Das war mir nicht bewusst.«
Ich lächele den Wachmann strahlend an, der daraufhin errötet und mein Lächeln begeistert
erwidert.
    Interessant. Ich
kann mich nicht daran erinnern, dass er zu meinen Verehrern gehört,
andererseits kommen und gehen sie so schnell, dass es schwierig ist, sie alle
im Kopf zu behalten. Sobald Mutter einen von ihnen als unpassend einstuft,
tauchen sie nicht wieder auf.
    Während des
restlichen Abendessens studiere ich diesen neuen Wachmann. Seine Statur ähnelt
der von Gavin, doch er hat helleres Haar, und natürlich sind seine Augen blau.
Er ist äußerst höflich und versucht immer wieder, mich in das Gespräch
einzubinden. Insgesamt scheint er ganz nett zu sein.
    Nach dem Essen
verabschiedet er sich von Mutter und Vater, dann nimmt er meine Hand und küsst
sie. Mit einem erschrockenen Keuchen sehe ich zu Mutter hinüber, aber sie
lächelt nur.
    Â»Gute Nacht, Miss
Evelyn. Ich freue mich schon auf unsere Verpaarung«, sagt er höflich, bevor er
sich zum Gehen wendet.
    Fassungslos starre
ich ihm hinterher; meine Finger pressen dabei krampfhaft den Riemen meiner
Handtasche zusammen. Verpaarung? Der Wachmann ist der Auserwählte ,
der mit mir verpaart werden soll? »Mutter?«
    Sie tätschelt
beruhigend meine Schulter. »Es schien dir schwerzufallen, eine Entscheidung zu
treffen. Ich wollte dir mit dieser Wahl das Leben erleichtern.«
    Dieser erneute
Verrat trifft mich so hart, dass ich fast Gavins Rat vergessen hätte, mich
normal zu verhalten. »Natürlich, aber … ein Wachmann? Die sind … ja nicht
gerade für ihre Intelligenz bekannt. Schließlich will ich keine dummen Kinder
bekommen«, sage ich vorsichtig.
    Â»Der hier ist
anders. Er besitzt … Potenzial. Dein sechzehnter Geburtstag ist bereits drei
Monate her, deine Entscheidung ist überfällig.«
    Â»Aber ich habe doch
noch jede Menge Zeit, um eine andere passende Partie zu finden.« Mein
Herzschlag dröhnt laut in meinen Ohren, und es fällt mir schwer zu schlucken,
da ich einen dicken Kloß in der Kehle habe. Mit wem ich mich verpaare, sollte
meine Entscheidung sein. Warum tut sie das?
    Â»Die meisten Mädchen
deines Alters haben bereits den Mann gefunden, mit dem sie sich verpaaren
wollen. Sie tun ihre Pflicht und gebären hochwertige Kinder. Du bist die
Tochter des Volkes, deine Verantwortung wiegt noch schwerer. Du musst mit gutem
Beispiel vorangehen. Du musst deine Pflicht tun.« Seufzend massiert sie sich
die Schläfen. »Das alles ist meine Schuld. Ich habe dich zu sehr verwöhnt.
Wegen deines Zustands war ich zu nachsichtig, habe dir zu viel Zeit mit deinem
Garten und deiner Violine erlaubt. Selbst was deine verstörende Neugier in
Bezug auf die Oberfläche angeht, habe ich dir deinen Willen gelassen. Dabei
hast du deine Pflichten vergessen, und das muss ich nun für dich korrigieren.«
    Nein.
Bitte nicht. Tu es nicht.
    Â»Ich habe sie nicht
vergessen«, erwidere ich schwach.
    Mutter fährt fort,
als hätte ich nichts gesagt: »Als Oberhaupt von Elysium liegt es in meiner
Verantwortung, dafür zu sorgen, dass meine Tochter angemessen verpaart wird.
Ich werde nicht ewig leben, Evelyn, und du ebenfalls nicht. Deshalb muss ich
sicherstellen, dass es einen akzeptablen Erben gibt.«
    Â»Aber, Mutter … «
    Ihre Miene verhärtet
sich. »Ich will keine Ausreden mehr hören. Du hast jeden Verehrer, den ich
persönlich für dich ausgewählt habe, zurückgewiesen. Entweder entscheidest du
dich jetzt für einen Verehrer deiner Wahl, oder du landest bei dem Wachmann –
so oder so wirst du tun, was du unserem Volk schuldig bist.« Abrupt wendet sie
sich ab und verlässt das Speisezimmer.
    Ich drehe mich zu
Vater um, der zwar aufgestanden ist, aber noch immer am Tisch steht. »Vater?«,
frage ich hilflos. Er seufzt tief und schließt kurz die Augen. Als er mich
schließlich ansieht, ruht sein Blick auf meinem Amulett. »Ich habe für dich
getan, was ich konnte. Wenn ich dir jetzt helfe, riskiere ich damit nur mein
Leben.« Nachdem er mir noch einen langen Blick zugeworfen hat, geht auch er.
    Aufgewühlt starre
ich Vater hinterher. Es ist ja nicht so, dass ich

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