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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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wieder geöffnet. Das heißt, die Fahrkartenverkäufer
werden jeden Moment zurück sein. Wir müssen sofort aus dieser Bude raus!«
    Gavin öffnet die Tür
einen Spalt weit und späht ums Eck; sein Blick bleibt auf dem dunklen Schatten,
den das Häuschen wirft, hängen. »In den Schatten haben die Sensoren uns
anscheinend nicht erfassen können. Verstecken wir uns doch erst mal auf der
Rückseite dieser Bude, bis uns etwas Besseres einfällt.«
    Wir schaffen es
gerade noch, uns in die Schatten hinter der Bude zu flüchten, bevor sich auf
der anderen Seite die Tür wieder öffnet und eine Frau hereinkommt. Durch die
Scheibe kann ich sie deutlich erkennen. Wenn sie genau hinsieht, wird sie uns
ebenfalls sehen können, aber sie konzentriert sich voll auf das Schaltpult vor
sich – genau unter diesem Tisch hatten wir uns versteckt. »Hätte ja nie
gedacht, dass ich einem Oberflächenbewohner mal dankbar sein würde«, sagt sie
laut, »aber er hat sich genau den richtigen Abend für seinen Fluchtversuch
ausgesucht. Jetzt, wo sie die große Röhre dichtgemacht haben, kann ich zum
Freudenfest gehen und muss mir nicht länger irgendwelche Ausreden ausdenken, um
die Leute davon abzuhalten, nach Drei zu fahren.«
    Â»Aber was ist mit
Miss Evelyn?«, antwortet eine zweite weibliche Stimme. Ich kann niemanden
sehen, doch es klingt, als würde sie auf der anderen Seite des Häuschens
stehen, direkt an der Wand.
    Die Frau am
Schaltpult dreht sich zu ihr um und bestätigt damit meine Vermutung. »Mir tut
sie leid. Das arme Ding ist so beschränkt, dass es wahrscheinlich nicht einmal
begreift, was hier passiert.«
    Wütend kneife ich
die Augen zusammen. Am liebsten hätte ich ihr hier und jetzt gesagt, was ich
von ihr halte. Gavin drückt meine Hand, bis ich zu ihm rübersehe, und schüttelt
dann den Kopf. Ich erwidere den Fingerdruck, um ihm klarzumachen, dass ich nichts
unternehmen werde, dann konzentriere ich mich wieder auf das Gespräch der
beiden Frauen. Als ich mich umdrehe, erstarre ich vor Schreck. Sie blickt in
unsere Richtung. Ich traue mich kaum, Luft zu holen.
    Â»Igitt, die Wachen
haben sich an unserem Erste-Hilfe-Kasten bedient. Jetzt muss ich noch ein
Anforderungsformular einreichen, bevor ich gehen kann«, jammert sie.
    Â»Soll ich das für
dich erledigen? Mir macht das nichts aus. Ich habe eigentlich sowieso keine
rechte Lust, zum Freudenfest zu gehen«, bietet ihr die andere Frau an.
    Â»Das würdest du tun?
Ich fülle es noch schnell aus, du müsstest es nur zur Lagereinheit bringen.«
    Â»Mache ich doch
gern.«
    Während ich darauf
warte, dass die beiden endlich gehen, muss ich ihrem Geschwätz über die Männer
in ihrem Leben und die neueste Mode lauschen. Und die nennen mich beschränkt!
Endlich verschwinden sie, und wir kriechen in das Häuschen zurück, wo Gavin
erst mal vergnügt vor sich hin kichert. Fassungslos mustere ich diesen
Ausbruch. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als die eine dich als
beschränkt bezeichnet hat. Ich dachte schon, du würdest sie gleich beide
erwürgen«, erklärt er mir lachend.
    Â»Das wollte ich
auch«, erwidere ich zähneknirschend.
    Â»Anscheinend kennen
sie dich nicht besonders gut.«
    Ãœbertrieben neugierig
lege ich den Kopf schief und frage: »Wie kommst du darauf?«
    Â»Würden sie dich
kennen, wüssten sie, dass du alles andere als beschränkt bist. Eigentlich würde
ich sogar behaupten, du bist die cleverste Frau, die ich kenne.«
    Der Einstieg in
den Wartungstunnel ist zwar klein, aber dennoch groß genug, dass ein
erwachsener Mann hindurchkriechen kann. Sogar einer, der so groß ist wie Gavin.
Ich folge demselben Instinkt, der mich auch schon zu dem verlassenen Sektor
geführt hat, entferne die Abdeckung des Tastenfelds und spiele ein wenig mit
den Drähten dahinter herum. Mit einem dumpfen Knacken springt das Türchen auf.
Ich ziehe die Luke ganz auf, ziehe mir den Rucksack und die Reising über die
gesunde Schulter und krieche hinein. Dahinter erwarte ich eigentlich völlige
Finsternis, und es ist auch dunkler als im Bahnhof, aber in die Wände sind alle
paar Meter rote Lämpchen eingelassen, sodass es hell genug ist, um zu sehen.
Der Tunnel hinter dem Türchen ist eng, doch eine senkrechte Leiter führt zu einem
größeren Gang hinauf.
    Um meine Nerven zu
beruhigen,

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