Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
Vom Netzwerk:
dieser
Oberflächenbewohner aufgetaucht ist, zeigst du dein wahres Gesicht. Du bist ein
selbstsüchtiges, flatterhaftes, albernes kleines Mädchen.«
    Ich bin so
schockiert, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll. Ihre Anschuldigungen
verletzen mich zutiefst. Ja, mir war bewusst, dass andere mich für ein
verwöhntes Gör halten, aber Macie ist meine beste Freundin. Ich hätte nie damit
gerechnet, solche Worte aus ihrem Mund zu hören. Warum sagt sie so etwas, wenn
sie gestern noch über Mutter geschimpft hat, weil die mich wieder einmal
konditioniert hatte? Mir wird erst bewusst, dass ich zittere, als Gavin kurz meine
Hand drückt, bevor er sich neben mich stellt. An meine Seite stellt. Während
meine beste Freundin mein Herz unter dem Absatz ihrer schicken Schuhe zermalmt.
    Â»I-ich habe keine
Ahnung, was du meinst«, quetsche ich schließlich hervor. »Du bist meine
Freundin, Macie. Meine beste Freundin.«
    Â»Wie auch immer.«
Sie macht eine wegwerfende Geste und wendet sich ab. »Nimm deinen Oberflächenbewohner
und verschwinde. Ihr seid hier nicht willkommen.«
    Â»Macie? Bitte …«
Wieder strecke ich die Hand nach ihr aus.
    Â»Ich sagte, ihr
sollt verschwinden!«
    Was soll ich noch
tun? In meinen Augen brennen Tränen, aber das ist dumm – das weiß ich doch.
Tränen lösen keine
Probleme. Emotionen sind wertlos. Sie sind nur ein Ausdruck von Schwäche.
    Ich blinzele die
Tränen weg und setze zum Sprechen an, aber Gavin zieht mich bereits fort. »Sie
wird uns nicht helfen, Evie. Gib es auf.« In einem Buch habe ich einmal
Gewitterwolken gesehen, und genau diese Farbe haben Gavins Augen, als er Macie
nun wütend anstarrt. »Und jemand, der dich für selbstsüchtig, flatterhaft und
albern hält, kennt dich kein bisschen. Wir denken uns etwas anderes aus, wir
beide.« Er wirft einen Blick auf meine Schulter und runzelt die Stirn. Auf dem
Verband ist ein rostroter Fleck aufgetaucht; mein Blut hat den Stoff durchtränkt.
»Allerdings sollten wir uns vorher darum kümmern.« Mit kalten Augen wendet er
sich an Macie: »Darf ich mich noch um ihre Wunde kümmern, bevor du uns
rauswirfst, oder willst du, dass deine Freundin verblutet?«
    Macie dreht sich zu
uns um. Als sie bemerkt, dass der Fleck auf dem Verband immer größer wird,
weiten sich ihre Augen. Wie angewurzelt steht sie da.
    Â»Wir haben nicht den
ganzen Tag Zeit. Können wir nun bleiben oder nicht?«, bohrt Gavin schroff nach,
und das scheint sie endlich aus ihrer Trance zu holen.
    Â»Ja, ja, natürlich.
Setz sie auf meinen Stuhl, ich hole den Verbandskasten.«
    Hastig läuft sie
durch den Raum, während Gavin mir auf den Laborstuhl hilft.
    Â»Das schaffe ich
auch allein«, wimmele ich ihn ab. Macies Worte erklingen wieder und wieder in
meinem Kopf. Ich werde bestimmt nicht beweisen, dass sie recht hatte, indem ich
Gavin für mich springen lasse. Doch er ignoriert meinen Einwand und hebt mich
sorgsam auf den Stuhl, ohne dabei meinen Arm zu berühren. Dann wickelt er
langsam und vorsichtig den Verband ab und reißt dabei den feinen Schorf auf,
der sich über der Wunde gebildet hat. Zischend sauge ich die Luft ein. Winzige
Blutstropfen laufen über meinen Arm. Ich sehe zu, wie sie einer nach dem
anderen auf dem Boden landen, tropf, tropf, tropf. Neben dem Metallbein des
Stuhls bildet sich langsam eine kleine Pfütze.
    Das
ist aber eine Menge Blut , denke ich. So viel dürfte es nicht sein. Eigentlich sollte mir dieser
starke Blutverlust Sorgen bereiten, aber ich beobachte apathisch, wie die
Pfütze immer größer wird. Mir wird etwas schwummerig.
    Als Macie
zurückkommt, reißt Gavin ihr den Verbandskasten aus der Hand.
Überraschenderweise sagt sie nichts. Stattdessen wühlt sie in dem geöffneten
Kasten herum und reicht Gavin die notwendigen Utensilien, der sie
entgegennimmt, ohne Macie eines Blickes zu würdigen.
    Immer wieder sieht
er mich prüfend an, und in seinen Augenwinkeln zeigen sich kleine
Sorgenfältchen. Abgesehen davon bleibt seine Miene ausdruckslos. Diese
wundervollen Augen … Der Blutverlust hemmt offenbar die Panik, die ich sonst
immer empfinde, wenn ich ihn berühre. Ich streiche ihm über die Wange. Schon
erstaunlich, wie viel er mir bedeutet, obwohl wir uns erst seit ein paar
Stunden kennen. Gerade als ich ihm das sagen will, meldet sich Macie zu Wort,
die fassungslos

Weitere Kostenlose Bücher