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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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voll
ausgestattetes medizinisches Zentrum, einen Agrarsektor und einen separaten
Wohnbereich. Ich weigere mich, am selben Ort zu wohnen wie jene, die Vater als
zulässig empfunden hat.
    Die
Verderbtheit der Oberfläche hat die Stadt stärker durchdrungen, als ich dachte.
Aber mit strengeren Regeln und härteren Strafen sollte sich dieser Missstand
leicht korrigieren lassen. Ich werde mit eiserner Hand regieren, wie man so
schön sagt. Elysium wird nicht länger ein erholsamer Rückzugsort sein, sondern
eine florierende Stadt. Koste es, was es wolle.
    Sicherlich
werde ich damit auch auf Widerstand stoßen, doch weiterer Verrat wird nicht
geduldet. Dissidenten erwartet dieselbe Strafe wie Vater. Ich muss
vorausschauend handeln. Und um diese Stadt zu perfektionieren, muss der erste
Schritt darin bestehen, sie zu »reinigen«, indem die Träger unerwünschter Gene
entfernt werden, sodass nur jene erhalten bleiben, die dem Idealbild
entsprechen, das ich anstrebe.

Testobjekt
121, Evelyn Winters: Anscheinend ist sie
resistent gegen die üblichen Konditionierungstechniken. Alle Versuche sind
fehlgeschlagen, und zwar mit zunehmender Häufigkeit. Ich denke, nur
durch eine vollständige medizinische Untersuchung lässt sich die Ursache dafür
herausfinden.
    Dr.
Friar, in einem Fortschrittsbericht an Mutter –
    Ich bin so
schockiert, dass ich nur sprachlos zu Gavin hinübersehen kann. Er hatte recht.
Mutter hat gelogen, was die Stadtgründung angeht, und auch in Bezug auf den
Grund für ihre Entstehung. Dass er ihrem Schwindel auf die Spur gekommen ist,
sollte mich wahrscheinlich nicht überraschen. Die eigentliche Frage ist aber,
womit hatte er nicht recht?
    Er spürt offenbar
meinen Blick, denn er dreht sich zu mir um und schenkt mir ein Lächeln. Als er
meinen Gesichtsausdruck sieht, wird er jedoch sofort ernst. »Was ist los?«,
fragt er und springt auf.
    Macie dreht sich nun
ebenfalls zu mir um. »Süße, was ist denn?«
    Stumm zeige ich auf
den Bildschirm. Ich bringe es einfach nicht über mich, auszusprechen, was ich
soeben über Mutter erfahren habe. Warum überrascht mich das so? Es passt doch
alles zusammen: ihr Hass auf die Oberfläche, ihr an Besessenheit grenzender
Perfektionismus bezüglich der Stadtbewohner, sogar was sie vorhin in ihrem
Schlafzimmer gesagt hat. Gavin und Macie stellen sich hinter mir auf und lesen
– und daran, wie ihnen die Gesichter entgleisen, kann ich genau den Moment
erkennen, in dem sie begreifen, was sie dort sehen. Wäre da nicht dieses ungute
Gefühl in meiner Magengrube gewesen, hätte ich den Anblick wohl komisch
gefunden.
    Â»Niemals!«, ruft
Macie spontan. »Die Stadt ist noch nicht so alt, das haben wir im
Geschichtsunterricht gelernt. Wir waren die ersten Kinder, die hier geboren
wurden.«
    Â»Denk nach«,
erwidere ich leise. »Du hast es doch selbst gesagt: Mutter schreibt den
Lehrplan. Wenn ich behaupten würde, das Wasser sei lila, würde sie ihn
entsprechend umschreiben. Sie hat die Lektionen so verändert, dass sie ihre
Wahrheit lehren.«
    Â»Aber warum?« Macie
kann es nicht fassen.
    Ich wechsele einen
schnellen Blick mit Gavin. »Weil sie nicht wollte, dass jemand ihre Autorität anzweifelt.«
    Â»Das verstehe ich
nicht.« Sie zupft an ihren Haaren, wie sie es immer macht, wenn sie frustriert
ist. Irgendwie verstehe ich ihre Gefühle. Ich würde mir auch gerne die Haare
ausreißen, aber ich weiß, dass uns das nicht weiterhilft.
    Â»Hast du dich nie
gefragt, warum es keinen Sektor Eins gibt?«, frage ich sie.
    Sie schüttelt den
Kopf. »Ich dachte immer, das wäre der Palasttrakt.«
    Verständlich. »Tja,
Gavin und ich haben ihn entdeckt. Und er sieht haargenau so aus wie Sektor
Zwei.«
    Erstaunt reißt Macie
die Augen auf. »Was?«
    Â»Er ist verlassen,
und nach der dicken Staubschicht zu urteilen, hat dort auch schon lange niemand
mehr gelebt. Vielleicht sogar dreißig Jahre lang.«
    Â»Was ist mit den
ganzen Menschen passiert?«
    Ich versuche, es ihr
zu sagen, aber meine Stimme versagt. Sosehr ich mich auch bemühe, ich schaffe
es einfach nicht. Stattdessen blicke ich stumm zu Boden.
    Gavin drückt sanft
meine Schulter. »Wir glauben, dass sie alle getötet wurden.«
    Macie lässt sich
wieder auf die Couch sinken. »Aber warum?«
    Â»Weil sie versucht
haben, zu fliehen.« Noch immer starre ich auf

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