Renegade
vertraut
die Frau, mit der ich mich verpaaren soll, einem Oberflächenbewohner mehr als
mir!«, brüllt Nick plötzlich los.
»Das stimmt doch gar
nicht«, mische ich mich ein. »Sieh dir unsere Beweise an, Nick.« Ich will einen
Schritt vortreten, aber Gavin zieht mich sofort zurück.
Nick beachtet mich
gar nicht, sondern starrt wutentbrannt auf Macie.
»Oberflächenbewohner sind manipulativ und
gefährlich.«
»Ach du ScheiÃe«,
murmelt Gavin.
Macie hingegen
weicht noch einen Schritt vor Nick zurück. »Evie hat recht«, erklärt sie
tapfer. »Das stimmt nicht â¦Â« Sie kommt nicht weiter, denn in diesem Moment
schieÃt Nicks Hand vor und legt sich um ihre Kehle. Innerhalb von
Sekundenbruchteilen hat er sie in die Luft gehoben und drückt sie gegen die
Wand, sodass ihre Beine hilflos in der Luft zappeln. Macies Kopf schlägt dabei
fast gegen die Decke. Verzweifelt krallt sie sich in seine Unterarme, bis Blut
flieÃt.
»Nick!«, schreie ich
panisch.
Der knurrt nur und
drückt noch fester zu. »Bleibt, wo ihr seid! Vor allem der Oberflächenbewohner!
Seinesgleichen ist der
Grund für den Verfall der Menschheit und unser Exil in den Tiefen des Ozeans.
Oberflächenbewohner sind manipulativ und gefährlich und müssen unverzüglich erschossen
werden.«
Macie tritt
inzwischen krampfartig gegen die Wand, und ihre Augen treten aus den Höhlen.
Ihre Lippen laufen blau an, aber Nick wiederholt nur immer wieder die Worte,
die ich von meinen eigenen konditionierten Antworten nur zu gut kenne.
Ich kann fast schon
hören, wie sich die Rädchen in Gavins Gehirn drehen, während er versucht, einen
Ausweg zu finden. Hektisch sieht er sich in der Wohnung um, tut aber nichts.
Wahrscheinlich fürchtet er sich genau wie ich davor, eine falsche Bewegung zu machen.
»Nick, bitte hör mir
zu. Du musst Macie runterlassen. Du tust ihr weh«, sage ich so langsam und eindringlich,
als würde ich mit einem trotzigen Kleinkind sprechen. Ich will ihn nicht noch
weiter reizen, aber ich kann auch nicht tatenlos mit ansehen, wie er meine
beste Freundin umbringt. Vorsichtig schiele ich zur Seite. Gavin ballt
krampfhaft die Fäuste, und das Zucken in seiner Wange ist zurückgekehrt. Als
Macie ein ersticktes Quieken ausstöÃt, schieÃt mein Blick zurück zu ihr.
Inzwischen ist ihr Gesicht dunkelrot, und das Blut an ihren Fingern stammt
nicht mehr nur von Nick. Bei dem Versuch, seine Finger von ihrer Kehle zu entfernen,
hat sie sich die Fingernägel bis aufs Fleisch abgebrochen.
Langsam gehe ich auf
Nick zu, flehe ihn an, Macie loszulassen, und entschuldige mich bei ihm. Verspreche,
dass wir nicht gehen werden. Dass alles nur ein schlechter Scherz war. Ich
würde alles sagen, um ihn dazu zu bringen, dass er Macie freigibt. Anfangs hört
er mir gar nicht zu, aber dann lockert sich sein Griff, und Macie holt keuchend
Luft. Erleichtert halte ich inne. Doch als er sich zu mir umdreht, hat er immer
noch diesen seltsamen Ausdruck in den Augen. Dieser Blick wird mich für den
Rest meines Lebens verfolgen.
Macie versucht sich
loszureiÃen, doch urplötzlich packt Nick wieder zu. Instinktiv springe ich vor,
um ihr zu helfen, aber da schleudert er sie bereits quer durch den Flur. Als
sie an der gegenüberliegenden Wand aufprallt, klingt es, als würde ein Ei
zerbrechen. Sie sackt am Boden zusammen, zieht eine breite Blutspur hinter sich
her und bleibt wie eine weggeworfene Puppe reglos liegen.
Prüfungsanforderungen
für Vollstreckerinnen.
Um
ihre Ausbildung erfolgreich abzuschlieÃen,
muss eine Vollstreckerin:
1. Das
Fünffache ihres eigenen Körpergewichts heben (Minimalanforderung)
2. Mindestens
ein Dutzend verschiedene Nahkampftechniken beherrschen
3. Die
ihr zur Verfügung stehenden Waffen
korrekt benennen, zerlegen, reparieren
und einsetzen können
4. Test
zur psychischen Belastbarkeit, Schmerztoleranz und Heilkunst absolvieren
5. Diverse
EDV-Kenntnisse unter Beweis stellen,
unter anderem: umfassendes Wissen bezüglich aller laufenden Systeme (ehemalige
ebenso wie aktuelle), Verschlüsselungstechnik und
Software, die dem sogenannten »Hacking«
dient, sowie Computerforensik
Ich starre
auf Macies hübsches Gesicht, das immer noch völlig makellos ist, obwohl aus
Mund und Nase Blut läuft.
»Nein«, flüstere
ich.
Am Rande meines
Gesichtsfeldes breitet sich roter Nebel aus, und
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