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Renegade

Renegade

Titel: Renegade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. A. Souders
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nur Leere
in mir zurückgelassen – und totale Erschöpfung. Die Schmerzen in meiner
Schulter flammen zwar auf, als wäre ich erneut beschossen worden, aber ich
nehme sie nur am Rande wahr. Macie ist tot. Meine beste Freundin, die mir so
nahestand wie eine Schwester. Die Frau, die ihren Freund über alles in der Welt
geliebt hat und deren Träume sich nun niemals erfüllen werden. Und das ist
alles meine Schuld. Einzig und allein meine Schuld.
    Aber so etwas ist
nicht zum ersten Mal passiert. Deswegen bin ich bestraft worden. Ich verdiene
es, bestraft zu werden. Meinetwegen sind unschuldige Menschen gestorben. Und
jetzt weiß ich auch, dass das heute nicht die ersten waren. Wie viele Leben
habe ich wohl noch auf dem Gewissen?
    Abrupt packt Gavin
meinen Arm und zerrt an mir. »Komm schon, wir müssen weg.«
    Verständnislos
starre ich ihn an. »Weg? Warum? Wohin denn?«
    Â»Vor der Tür sind
Leute, sie müssen den Lärm wohl gehört haben.« Wieder versucht er, mich auf die
Füße zu ziehen.
    Zunächst weigere ich
mich, ich will Macie nicht allein lassen. Sie braucht mich doch! Dann höre ich,
wie ganz in der Nähe eine Tür zufällt.
    Â»Komm schon, Evie.
Bitte, wir müssen fort.«
    Â»Wir können sie doch
nicht einfach hier liegen lassen!«
    Â»Keine Zeit! Es tut
mir leid, wirklich. Aber bitte zwing mich nicht, dich über meine Schulter zu
werfen und mitzuschleppen.«
    Die Wohnungstür wird
eingeschlagen, und sofort melden sich meine Instinkte – die Instinkte einer Vollstreckerin
– zurück. Ich springe auf und schleife den völlig überraschten Gavin zum
Serviceeinstieg. Doch als ich durch die Tür kriechen will, höre ich, wie durch
den Tunnel Leute auf uns zukommen und uns so den Fluchtweg abschneiden. Damit
sind wir umzingelt und sitzen im Korridor der Wohnung fest.
    Wieder wird dieser
Schalter in mir umgelegt, und schlagartig bin ich vollkommen ruhig. Meine
Atmung wird langsam und gleichmäßig, sogar die Schmerzen verschwinden. Ich
greife nach meiner Waffe und schenke den Wachmännern, die sich in den engen
Flur schieben, ein Lächeln. Schnell zähle ich sie durch: Sechs Mann vor mir,
mindestens doppelt so viele kommen von hinten.
    Â»Das sind sie«,
stellt einer von ihnen fest. »Der Oberflächenbewohner und die Tochter des
Volkes.«
    Â»Sie ist voller
Blut«, bemerkt ein anderer.
    Â»Wo kommt das denn
her?«
    Â»Warum schützt sie
den Oberflächenbewohner?«
    Ihre Stimmen
verschwimmen, bis ich sie nicht mehr voneinander unterscheiden kann.
    Gavin spannt sich
an, als wollte er fliehen, wartet aber offenbar darauf, dass ich den ersten Zug
mache. Doch ich bin hin- und hergerissen: Einerseits muss ich den Impuls
unterdrücken, mich auf die Seite der Wachen zu stellen und Gavin auszuschalten;
andererseits suche ich fieberhaft nach einer Möglichkeit, gemeinsam mit Gavin
zu entkommen, ohne dass noch jemand getötet wird. Uns bleibt nur ein Weg übrig:
die Vordertür. Dort scheinen weniger Wachen zu stehen, was uns die Sache
erleichtert. Wahrscheinlich haben sie den Hauptteil der Wachen durch die
Wartungstunnel geschickt.
    Als jemand keuchend
die beiden reglosen Körper im Wohnzimmer entdeckt, beginnen die Männer miteinander
zu tuscheln, und ich erkenne meine Chance. Wieder lächele ich, doch nun gleicht
es eher einem Zähnefletschen.
    Trotzdem scheint
keiner der Wachen sich zu fürchten. Das lässt sich ändern.
    Â»Aus dem Weg«,
knurre ich. Meine raue Stimme ist so hasserfüllt, dass sie erstaunt aufblicken.
Ich weiß genau, was sie denken, und das werde ich mir auf jeden Fall zunutze
machen. Mir ist völlig egal, was sie von mir halten. Hier hält mich sowieso
nichts mehr.
    Wieder stoße ich ein
Knurren aus – und sehe zu, wie sie zusammenfahren. »Lasst uns gehen.« Doch als
ich einen Schritt vortrete, machen sie keinerlei Anstalten, zurückzuweichen.
Sie haben einfach keine Angst vor mir. Stattdessen beobachten sie Gavin, den
manipulativen
Oberflächenbewohner
. Ich schüttele den Kopf und versuche, diese
hasserfüllten Gedanken zu vertreiben. Als ich meine Kanone auf sie richte,
werden die Wachen aufmerksam, rühren sich aber noch immer nicht. Einer von
ihnen lacht mich sogar aus. »Gib mir die Waffe, Mädchen, sonst tust du dir noch
weh.«
    Ich kneife die Augen
zusammen, drücke den Abzug und jage einige Kugeln in die

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