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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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die Lehrer tun nix, nä, so nich. Hömma, ich schreib an’n Minister. Denen werd ich’s noch zeigen. Nich mit mir. Nich mit Kalle Pawletzki.«
    „Ach Kalle, nun reg dich doch nicht so auf. Was willst du denn noch? Pia-Maria geht es wieder gut, und sie hat auch keine Angst mehr vor der Schule.« Johanna füllte die Tassen neu. „Lass gut sein. Die in der Schule wissen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen, und das reicht doch.«
    „Nich mit mir, und nich mit meine Tochter! Diese Lehrer, denen werd ich Feuer unterm Arsch machen. Faule Säcke sind das, jawoll.«
    Gleich nach dem Frühstück schrieb Kalle einen neuen Brief, dieses Mal direkt an das Kultusministerium in Düsseldorf. Die Renner, die würde schon sehen, was sie davon hatte, einen Karl Pawletzki einfach stehen zu lassen. Die würde noch einmal ganz klein werden, der würde er es zeigen. Wütend biss er auf den Kugelschreiber. Als nächstes wollte er einen Computer beantragen. Der gehörte schließlich zu den Grundbedürfnissen dazu. Während er noch an dem Brief nach Düsseldorf bastelte, überlegte er schon die passenden Argumente für den Antrag beim Sozialamt.
     
    Am Nachmittag tauchte plötzlich Klaus Kersting bei Helga auf, ein verlegenes Lächeln auf den Lippen.
    „Es tut mir Leid. Ich habe tatsächlich geglaubt, dass jemand dich ersetzen könnte, aber das geht nicht.« Er sah sie um Verzeihung heischend an. „Helga, du bist einmalig. Nichts und niemand könnte dich je ersetzen. Bitte verzeih mir, dass ich überhaupt daran gedacht habe.«
    Das klang wie eine Liebeserklärung. So etwas hatte er noch nie von sich gegeben. Für einen Moment war Helga gerührt. Dann dachte sie an den Sonntag, als er zu Anja gegangen war und sie am Telefon angelogen hatte, an den Unfall, der morgens vor Anjas Haus passiert war, und sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Natürlich wollte sie ihn nicht verlieren, aber sollte sie ihn mit einer einfachen Entschuldigung davon kommen lassen? So sicher durfte er sich ihrer nicht fühlen. Wenigstens ein bisschen musste auch er leiden, fand sie. Andererseits wusste sie genau, wie schwer es ihm fiel, über Gefühle zu reden, und da bedeutete die Entschuldigung schon eine Menge. Aber ganz so leicht wollte sie es ihm nicht machen.
    „Was sagt Sauermann, warum er dich angefahren hat?«
    „Du weißt ...?“
    Sein Erstaunen tat ihr gut. „Natürlich. Hat Masowski dir nichts erzählt?«
    „Was meinst du? Was soll er mir erzählt haben?«
    „Der Tipp mit Sauermann stammte von mir. Ich habe ihn beobachtet. Du weißt, dass ich nicht an Andreas Schuld glauben konnte.«
    Typisch für ihn, pickte er sich gleich jenes Detail heraus, mit dem er das Thema wechseln konnte. Doch er wusste – und das genügte Helga fürs erste.
    „Du konntest nicht an ihre Schuld glauben, aber jetzt kannst du es?«
    Sie standen noch immer im Flur. Er hielt ihre Hand umfasst, scheute sich zum ersten Mal sie in den Arm zu nehmen. Als sie nicht sofort antwortete, glaubte er, mehr zu seinem langen Ausbleiben sagen zu müssen. „Wir hatten viel zu tun. Du weißt wie das ist. Natürlich hätte ich mich trotzdem melden können, aber ... ach verdammt ... Ich dachte, ich könnte dich vergessen. Es tut mir Leid. Wollen wir noch einmal von vorn beginnen?«
    Die Spannung wich, sie lag in seinen Armen, und es war ihr völlig egal, ob er mit Anja im Bett gewesen war oder nicht. Er war zu ihr zurückgekommen. Das allein zählte. Sie genoss die Wärme seiner Umarmung, den rauen Stoff seines Mantels, der an ihrer Wange kratzte, den festen, fast schmerzhaften Griff als wollte er nie wieder loslassen. Zum ersten Mal in ihrer Beziehung verspürte sie das Gefühl einer dauerhaften Zusammengehörigkeit. Sie hätte ewig so stehen bleiben können, hätte nicht der Wasserkocher sein unangenehmes Summen von sich gegeben. Widerwillig löste sie sich von ihm und ging in die Küche. Er legte seinen Mantel ab und folgte. Ohne ein weiteres Wort setzte er sich auf seinen Stammplatz am Küchentisch und sah Helga zu, wie sie erst die Kanne mit heißem Wasser ausspülte, die Teeblätter einfüllte und mit sprudelndem Wasser übergoss. Dann holte sie zwei Tassen aus dem Schrank, sowie Kandis, Rum und Sahne und stellte alles auf den Tisch. Zwischendurch warf sie immer wieder einen Blick auf die Küchenuhr. Nach genau drei Minuten goss sie den Tee in eine andere, ebenfalls vorgewärmte Kanne. Auf diese Weise zubereitet wirkt schwarzer Tee anregend, das Teein ist herausgezogen,

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