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Renner & Kersting 02 - Mordswut

Renner & Kersting 02 - Mordswut

Titel: Renner & Kersting 02 - Mordswut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Schroeder
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besonderer Betonung fort: „Egal wie! Ich will keinen zweiten Skandal an dieser Schule!«
    „Ja, also ...« Helga war sprachlos. Auch wenn sie es niemals laut zugegeben hätte, aber manchmal hielt auch sie den Rektor für überfordert und seine Entscheidungen den Realitäten nicht entsprechend. Und jetzt das! Sie hoffte nur, dass er von ihrer Meinung über ihn nichts mitbekommen hatte. Sie atmete tief durch, bemüht, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. „Gut, ich werde tun, was ich kann. Aber allein schaffe ich das nicht. Dazu fehlen mir ganz einfach die Verbindungen.«
    „Wer hat Ihnen letztes Mal geholfen? Frau Merklin?«
    Auch das wusste er also. Helga staunte nur noch. Anne-Liese Merklin war die sehr engagierte Mutter ihrer Schülerin Veronika.
    „Ich kenne Frau Merklin ganz gut. Ihre Tatkraft ist nicht nur an unserer Schule, sondern auch in der Kirchengemeinde berühmt-berüchtigt. Da ich im Presbyterium bin, bekomme ich so einiges mit. Also keine Ausflüchte.«
    Dazu konnte Helga nichts mehr sagen. Sie stotterte, dass sie alles Menschenmögliche tun würde und war entlassen. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn ging sie zum Lehrerzimmer hinüber, wo sich Frau Schnoor gerade den letzten Rest Kaffee einschenkte. Glücklicherweise hatte Helga als eiserne Reserve einige Tüten Cappuccino in ihrem Schrank. Sie schaltete den Wasserkocher ein, mit den Gedanken bei dem gerade geführten Gespräch. Raesfelds Ansinnen konnte sie verstehen. Er gehörte zum alten Schlage, für den Beruf Berufung war und die Grenze zwischen Beruf und Privat immer wieder verwischte. Die Schule war sein ganzer Lebensinhalt. Aber dass er ihre damaligen Aktivitäten mitbekommen hatte und ihre Erfahrung nun auszunutzen gedachte, das war eine Überraschung, die sie im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos werden ließ.
    „Was ist denn mit dir los? Du ziehst ein Gesicht, als wär dir der Weihnachtsmann erschienen.« Elli stand hinter ihr. Helga ärgerte sich. Sie wusste, dass man ihr jede Gefühlsregung am Gesicht ablesen konnte. Da ihr so schnell keine passende Antwort einfiel, lenkte sie ab. „Sag mal, wie gut kennst du Andreas Klasse?«
    „Nur vom Vertretungsunterricht, warum?«
    „Was ist eigentlich mit Britta los? Ich konnte sie gestern und vorgestern nicht dazu bewegen, allein nach Haus zu gehen. An beiden Tagen musste ich die Mutter anrufen, damit sie ihre Tochter abholt.«
    „Da kann ich nichts zu sagen. Bisher ist mir das Mädchen nur durch eine, wie soll ich sagen, extrem sexualisierte Sprache aufgefallen. Und das will bei unseren Schülern was heißen.«
    Das stimmte allerdings. Inzwischen vermochte sie kaum noch ein Ausdruck zu überraschen, doch neue Kolleginnen, die von anderen Schulen hierher versetzt wurden, mussten meist erst einmal schlucken. „Alter Wichser« gehörte zum üblichen Sprachgebrauch und bedeutete schon fast so etwas wie „guter Freund« und dass einer der ersten englischen Ausdrücke „fuck you« war, erschien hier auch normal.
     

7
    Die letzte Stunde in der 2c kostete Nerven. Die Kinder hatten erfahren, dass Frau Michalsen vorläufig nicht wieder kommen würde und wollten wissen, was eigentlich los war. Normaler Unterricht schien kaum möglich. Zwei Jungen bastelten Papierflieger, die sie natürlich auch sofort testen mussten, eine Gruppe unterhielt sich lautstark über Jurassic Park, der Film war gestern Abend im Fernsehen wiederholt worden und für Achtjährige nicht unbedingt die ideale Abendunterhaltung, zwei Mädchen zupften an Helgas Pullover und beschwerten sich über Mitschüler, die ihnen die Anspitzer wegnahmen, und der Rest brüllte unverständlich durcheinander. Nachdem Helga ein paar Streithähne auseinandergerissen und ein lautes Donnerwetter losgelassen hatte, brauchte sie fast fünfzehn Minuten sowie mehrere leise Spiele, bis sie mit dem normalen Unterricht beginnen konnte. Immer wieder musste sie Pausen einlegen, um den Geräuschpegel erträglich zu halten. Gespannt wartete sie auf das Ende. Ob Britta heute wohl ohne Bauchschmerzen heimgehen würde? Kurz vor dem Klingeln fragte sie das Mädchen, ob es Freundinnen habe, die es auf dem Heimweg begleiten könnten. Wieder war hilfloses Kopfschütteln die Antwort. „Stopp!«, hielt Helga einige Kinder auf, die schon zur Tür hinauswollten. „Wer wohnt im Primelweg und kann zusammen mit Britta heimgehen?«
    Nach kurzer Besprechung meldete sich einer, groß und stabil gebaut. „Begleitest du Britta in den Primelweg? Ich glaube, sie

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