Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
fragte Arthur.
Sie schreckte hoch. „Was? Ja, ja.“
„Komm, iss was, du brauchst Kraft“, forderte Barbara sie auf. Aber Leni schüttelte den Kopf.
„Ich habe keinen Hunger. Muss mich mal ne Weile hinlegen.“
Wie eine Schlafwandlerin ging sie die Treppe hoch. Die Freunde sahen ihr besorgt nach.
„Was ist denn mit der los?“, wollte Linse wissen.
Arthur kratzte sich am Kopf. Schon seit ein paar Tagen war Leni ungewöhnlich ruhig. Das war in dem ganzen Trubel nicht weiter aufgefallen, nur er hatte es bemerkt. Hatte es mit Thomas zu tun? Er konnte natürlich nicht zugeben, dass er ihr nachgegangen war zu dieser Verabredung. Während Barbara die Essensreste in die Küche räumte und Linse schon wieder verschwunden war, klopfte er vorsichtig an Lenis Tür.
„Was ist?“, kam zögernd die Antwort.
Arthur war eine Weile nicht mehr hier gewesen. Es war erstaunlich, wie sie mit wenigen Dingen eine ganz eigene, sehr weibliche Note in den Raum gebracht hatte. In der Luft hing ein leichter Duft nach ihrem Parfum. Sie lag auf der Couch und richtete sich halb auf.
„Will schon wieder jemand was?“
„Nein, alles in Ordnung, bleib nur liegen. Ich wollte nur nach dir sehen. Du gefällst mir nicht in letzter Zeit.“
Ihr Lachen klang gequält.
„Ich gefalle mir auch nicht. Es wird wohl alles etwas viel. Ich hätte nie gedacht, dass aus unseren paar Unterschriften so ein Rummel entsteht. Du etwa?“
Er schüttelte den Kopf und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber.
„Was wollen die nur alle von mir? Manchmal denke ich, es geht gar nicht um das Bauprojekt. Oder zumindest nicht mehr, seit sie rausbekommen haben, dass Thomas der Filialleiter der Sparkasse ist. Die machen einen Ehekrieg daraus.“
„Ist doch klar, dass das ein gefundenes Fressen für die Zeitung ist, das bringt hohe Auflagen.“
„Ich sage dauernd nur ‚kein Kommentar’. Aber es nützt nur nichts. Die bohren und bohren, es ist unglaublich, was die alles wissen wollen.“
Leni legte eine Hand auf ihre Schläfe, um die quälenden Kopfschmerzen zu beruhigen.
„Bist du ganz sicher, dass die Sache zwischen dir und deinem Mann nichts damit zu tun hat? Er hängt ja anscheinend mit drin. Und du fährst ihm gewaltig in die Parade.“
Es war ein kleiner Denkanstoß, weiter durfte sich Arthur nicht vorwagen. Leni ließ ihre Hand sinken.
„Es ist nicht zu fassen. Als ich mich neulich mit ihm getroffen habe, da war es für einen Moment wie früher. Da war so was in seinen Augen, als habe er mich seit langem das erste Mal wieder richtig angesehen. Das hat mir richtig gut getan.“
Arthur ließ ihr Zeit, ihre Gedanken zu sortieren. Ihre Züge entspannten sich, und sie lächelte.
„Er hat mich ernsthaft gefragt, ob ich nicht wieder zurückkommen will. Mit dieser Kiki läuft es wohl nicht gut.“
Arthur räusperte sich.
„Und? Überlegst du?“
„Nein. Das ist vorbei. Ich könnte nicht mehr so leben wie früher. Moni hatte ganz Recht, ich habe es ihm sehr einfach gemacht.“
Arthur wagte nicht, sie anzusehen. Leni schloss wieder die Augen.
„Du, Barbara, Linse und ich, wir sind schon ein tolles Kleeblatt. Ich fühle mich hier sehr wohl. Klar gibt es mal Streit, aber das ist ja normal. Schließlich sind wir alle sehr verschieden. Aber es macht Spaß, mit euch zusammen zu wohnen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich das letzte Mal so lebendig gefühlt habe.“
„Ihr habt wieder Leben hier rein gebracht“, bestätigte Arthur. „Besonders du.“
Sie drehte sich zu ihm um.
„Warum musste ich nur diese Unterschriftenaktion anfangen? Jetzt haben wir sie alle am Hals.“
„Du wolltest mir helfen, das Haus zu behalten“, erinnerte er sie.
„Das stimmt. Aber ich bin völlig ungeeignet für die Öffentlichkeit. Heute vor diesem Interview wäre ich am liebsten abgehauen.“
„Wir hängen alle mit drin, auch wenn sich die Presse am meisten auf dich stürzt. Wir werden das gemeinsam durchziehen. Keine Angst, ich lass dich nicht allein.“
Sie lächelte.
„Danke!“
Arthur stand auf.
„Schlaf eine Weile, das wird dir gut tun. Nachher kommt Charly zum Fußballtraining. Ich werde dafür sorgen, dass die Rasselbande nicht ganz so laut ist. Nur die Klavierstunden kann ich dir nicht ersparen.“
Er verzog das Gesicht. Barbara gab Melanie seit neuestem Klavierstunden. Wenn nicht gerade Fußballtraining war, flüchtete Arthur meistens zu Linse ins Gartenhaus, weil er das Geklimper nicht aushalten konnte.
„Keine Bange, das
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