Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
erinnerte.
„Weshalb ich anrufe, ist folgendes: Es geht um das City Center West, das Sie in Planung haben. Ich hatte versäumt, Sie bei der Unterzeichnung der Kreditverträge mit einzubeziehen. Vielleicht können wir das bei nächster Gelegenheit nachholen. Reine Formsache.“
Gerda Köhler zog die Mundwinkel nach oben. Ihre Stimme klang freundlich.
„Wissen Sie, was Bernd macht, ist allein seine Sache. Wir hängen uns da nicht rein.“
Einen Moment war es still in der Leitung. Als Thomas weiter sprach, war Panik heraus zu hören.
„Ich bin davon ausgegangen, dass Sie gemeinsame Eigentümer der Köhler Immobilien sind.“
„Sind Sie verrückt? Wir haben unserem Sohn diese Firma eingerichtet, damit er sich seine ersten Sporen verdient.“
„Ich verstehe nicht.“
„Das ist sein Sandkasten, in dem er spielen kann, bis er verstanden hat, wie das Geschäft läuft.“
„Aber da läuft ein Riesen-Kredit…“
„Wenn Sie Ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, ist das Ihr Problem.“
Durch das Telefon kam ein Geräusch, als würde er ersticken.
„Das ist nicht Ihr Ernst!“, sagte er kaum hörbar.
„Sprechen Sie mit Bernd. Wir halten uns grundsätzlich aus seinen Angelegenheiten raus. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich habe einen Kuchen im Ofen, den ich jetzt rausholen muss.“
Gerda beendete das Telefonat. Jupp hatte interessiert zugehört und schaute sie jetzt fragend an.
„Das war der Spuckes. Du weißt schon, der von der Silvesterparty. Der kam dir ja gleich so merkwürdig vor. Ich glaube, der hat jetzt ein kleines Problem.“
Das Stimmengemurmel drang bis hinaus auf die Straße. Im größten Raum des Kindergartens hatten sich an die hundert Leute versammelt, die wild durcheinander redeten. Fetzen von Informationen und Gerüchten schwirrten herum. Es herrschte ein heilloses Durcheinander, als Leni und ihre Mitstreiter eintrafen. Aufgeregt kam ihnen die Leiterin des Kindergartens entgegen.
„Gut, dass Sie kommen. Irgendjemand muss das hier organisieren. Die trampeln mir ja alles nieder.“
Sie nahm einem Mann einen Ordner aus der Hand, den der von ihrem Tisch genommen hatte.
„Entschuldigung, das hier sind meine Unterlagen. Lassen Sie das bitte liegen“, fuhr sie ihn an.
Leni sah sich überrascht um. Mit solch großem Interesse hatte sie nicht gerechnet. Das sollte eigentlich nur eine kleine Informationsveranstaltung sein mit einem Meinungsaustausch der Betroffenen.
Irgendwo klirrte etwas, und die Erzieherin eilte hin, um nach dem Rechten zu sehen.
„Schauen Sie nur, was Sie angerichtet haben.“ Vorwurfsvoll schaute sie eine Frau an, die versuchte, einige bunte Tonscherben vom Fußboden aufzusammeln. Die murmelte eine Entschuldigung und verdrückte sich schnell.
Wer sollte nur Ordnung in das Chaos bringen? Leni stellte entsetzt fest, dass Arthur ihr aufmunternd zunickte. Auch Barbara schaute sie erwartungsvoll an. Panisch sah sie sich nach einer Ecke um, in die sie sich verkriechen konnte. Linse nahm sie sanft am Arm und schob sie nach vorne zu einem Tisch, auf dem ein Mikrofon aufgebaut war.
„Schnapp sie dir“, sagte sie und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
Zu verblüfft, um sich zu wehren, hörte Leni, wie Linse sie mit ein paar Worten vorstellte und dann zurück trat.
Plötzlich sah sie sich allein der Menschenmenge gegenüber. Alle Augen waren auf sie gerichtet, das Gemurmel verstummte. Nein, sie konnte das einfach nicht, wusste nicht, was sie sagen sollte. Arthur, der sich seitlich von ihr postiert hatte, reichte ihr ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Mit zitternden Händen nahm sie es entgegen, froh, sich an etwas festhalten zu können. Umständlich faltete sie es auseinander. Es war die Skizze, auf der grob die Lage des neuen Zentrums eingezeichnet war. Stell dir einfach vor, du bist bei den Simoglus, versuchte sie sich aufzumuntern, während sie auf das Papier starrte. Die Linien verschwammen vor ihren Augen, und für einen Moment drehte sich alles. Rasch stützte sie sich auf den Tisch, um nicht umzukippen.
Arthur kam ihr zu Hilfe. Seiner festen Hand legte sich auf ihre. Trotz der besorgten Miene strahlte er eine ungeheure Zuversicht und Ruhe aus. Ich bin bei dir, hieß das. Dir kann nichts passieren.
„Du schaffst das“, sagte er leise und drückte ihre kalte, schweißnasse Hand. Was auch geschah, er würde für sie da sein, in diesem Moment wusste sie es ganz sicher. Sie richtete sich auf und drehte sich zu der Versammlung um.
„Meine Damen und Herren“,
Weitere Kostenlose Bücher