Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
davon lassen.“
Das war eine klare Drohung. Kerzengerade saß Leni ihm gegenüber und beobachtete, wie er sich in Rage redete. Das war Thomas, wie sie ihn vor ihrem Auszug erlebt hatte. Wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging, wurde er ausfallend und cholerisch. Wieso hatte sie das früher nicht gesehen?
„Na schön. Dann will ich dir jetzt auch mal was sagen. Du hast auch keine Ahnung, und zwar davon, wie vielen Menschen mit diesem Bau die Existenz weggenommen wird. Das scheint dir auch ziemlich egal zu sein. Wenn ich wieder zu dir zurückkommen soll, dann nur, wenn du aus dieser Geschichte aussteigst.“
Er war sprachlos. Das hatte sie immerhin geschafft. Aber dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer wütenden Fratze.
„Du bist wohl völlig übergeschnappt. Das ist kein Spiel, wo man rein und raus kann, wie man gerade will. Ich kann nicht mehr aussteigen. Und ich will auch gar nicht.“
Er musste einen Moment pausieren, weil ihm die Luft wegblieb. Leni betrachtete ihn mit kühlem Interesse.
„Pass auf deinen Blutdruck auf, mein Lieber. Dieses Tomatenrot in deinem Gesicht sieht nicht sehr gesund aus.“
„Dann sorg doch dafür, dass es mir besser geht. Du musst nur den Mund halten und mit deinem Kreuzzug aufhören. Benimm dich nicht wie eine dumme Pute. Und bleib gefälligst bei den Dingen, von denen du wirklich was verstehst.“
Es reichte. Leni stand auf und beugte sich über den Tisch.
„Wenn du aus diesem Projekt aussteigst, besteht eventuell die Möglichkeit, dass ich es mir mit dir noch einmal überlege. Wenn nicht, besorg dir eine Putzfrau. Mit deiner einmaligen Chance kannst du dir das ja dann leisten.“
Sie stand auf und griff nach ihrer Handtasche.
„Und übrigens, sorg bitte dafür, dass mich diese Kiki nicht mehr belästigt. Sie heißt nicht nur wie ein Wellensittich, sie hat offenbar auch ein Gehirn wie ein Spatz.“
Sie drehte sich um und marschierte zum Ausgang. Fast wäre sie mit einer Frau zusammengestoßen, die direkt neben der Tür stand. Sein höhnisches Gelächter gellte ihr hinterher.
„Da ist sie nicht die einzige! Weiber! Bleib bei deinen Schrebergärtnern, da gehörst du hin.“
Im Café war es totenstill geworden war. Die Leute hatten sich zu ihm umgedreht. Er sah in Gesichter, die teils empört, teils belustigt auf die lautstarke Szene reagierten. Langsam setzte er sich wieder und starrte vor sich hin. Die Bedienung kam an den Tisch.
„Sie möchten sicher zahlen“, sagte sie unfreundlich.
Wortlos zog er die Geldbörse heraus, nahm einen Geldschein heraus und knallte ihn auf den Tisch.
„Da! Die Unterhaltung gab’s gratis dazu.“
Entsetzt beobachtete Arthur, wie Leni über die Straße marschierte, ohne nach rechts oder links zu schauen. Ein Auto bremste mit quietschenden Reifen, und der Fahrer schimpfte hinter ihr her. Jemand musste dringend auf sie aufpassen. Er bog in eine kleine Passage ein und hastete die Parallelstraße hoch. An der nächsten Kreuzung kam er ihr entgegen.
„Leni!“, rief er in gespieltem Erstaunen.
Sie schrak hoch. In ihren Augen glitzerten Tränen.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie, noch ganz in Gedanken versunken. Seiner Erklärung, er habe sich mit einem Kumpel getroffen, hörte sie gar nicht richtig zu. Energisch nahm er ihren Arm. Das war gerade noch mal gut gegangen. Wenn sie herausfand, dass er ihr nachgegangen war, würde sie fuchsteufelswild werden. Aber es hatte ihm keine Ruhe gelassen. Er musste wissen, wie diese Unterredung mit Thomas verlief. Dieser Mann war ein Trottel, so viel stand fest. Der hatte Leni gar nicht verdient.
„Wollen wir irgendwo einen Kaffee trinken?“, fragte er.
„Von Kaffee habe ich für heute die Nase voll“, sagte sie grimmig.
Kiki stöckelte in atemberaubendem Tempo hinter Thomas her. Wenn sie ihn nur einholen könnte, sie würde ihm die Augen auskratzen! Noch nie im Leben hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Und so wütend. Diese Szene da eben, wie er die Hand dieser Frau gehalten hatte, dieser Blick, den sie nur allzu gut kannte, es hatte ihre ganze Selbstbeherrschung gebraucht, damit sie nicht sofort an den Tisch gestürzt war.
Im Laufen riss sie sich die dunkle Sonnenbrille herunter und zerrte am Reißverschluss ihrer Jacke. Keuchend blieb sie an der nächsten Ecke stehen. Es hatte keinen Sinn, sie würde Thomas nicht einholen. Hektisch wühlte sie in ihrer Tasche nach dem Handy. Dorle wusste immer, was zu tun war.
Geduldig wartete die Freundin, bis Kiki zu Ende war mit
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