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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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abkommandiert. Nun stand er da mit einem Wäschekorb und hängte seine und Lenis Sachen in bunter Reihe auf die Leine im Garten. Es war ihm peinlich, ihre Sachen anzufassen. Am schlimmsten war ihre Unterwäsche. Kopfschüttelnd betrachtete er einen hellblauen Slip mit kleinen gelben Blümchen darauf. Dazu gehörte auch ein BH, den er als nächstes erwischte.
    Das Bild war plötzlich in seinem Kopf, er konnte es nicht verhindern. Braun gebrannt, wie sie war, sah sie bestimmt gut darin aus. Er konnte es sich vorstellen, sogar ziemlich genau. Ihre gute Figur, die wohlgeformten Beine und… Ihm wurde ganz heiß, als ihm klar wurde, wohin seine Gedanken wanderten.
    „Soll ich dir helfen?“
    Er hatte Barbara nicht kommen hören und schrak heftig zusammen.
    „Nicht nötig.“
    Er bückte sich zum Korb, froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Die Spinnereien eines alten Mannes, er schüttelte über sich selbst den Kopf. Erleichtert stellte er fest, dass er eines seiner T-Shirts in der Hand hielt. Er nahm zwei Wäscheklammern und hängte es ans andere Ende der Leine, möglichst weit weg von Lenis Wäsche. Als er sich umdrehte, war Barbara wieder im Haus verschwunden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Im Eiltempo hängte er die restliche Wäsche auf und verkroch sich in seine Werkstatt.
    Was war schwieriger, der Brief an Peter oder der Anruf bei Max? Arthur konnte es nicht mehr länger vor sich her schieben, sich bei seinen Söhnen zu melden. Als Leni ihn zum Mittagessen rief, hatte er immerhin die Schreibarbeit hinter sich gebracht. Zufrieden war er nicht. Der Brief klang steif und distanziert. Er musste darauf hoffen, dass Peter zwischen den Zeilen las. Von Leni hatte er nur kurz berichtet. Immerhin wusste sein Jüngster jetzt, dass er eine Untermieterin hatte. Mehr gab es dazu ja auch nicht zu sagen.
    Nach dem Abendessen setzte er sich mit dem Telefon in seinen Sessel und wählte die Nummer von Max.
    „Hallo Vater, schön, dass du dich meldest. Wie geht es dir?“
    Arthur war erleichtert, dass Max es ihm einfach machte.
    „Mir geht’s ganz gut. Was gibt es Neues bei dir?“
    Sein Sohn plauderte los. Wie immer erzählte er viel von seiner Arbeit. Auch mit seiner Freundin lief es wohl ganz gut.
    „Spätere Heirat nicht ausgeschlossen“, sagte er und lachte.
    Nach einer kleinen Pause fragte Max leise:
    „Kommst du wirklich zurecht?“
    Genau diesen Moment musste sich Leni aussuchen, um mit ihren abendlichen Fingerübungen am Klavier zu beginnen. Es klang holprig, aber vor allem war es laut.
    „Was ist denn bei dir los?“, fragte Max prompt.
    „Hast du Besuch?“
    Arthur hatte sich genau überlegt, was er von Leni erzählen würde. Aber das war jetzt vergessen.
    „Besuch nicht gerade“, antwortete er ausweichend.
    Eilig ging er in sein Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Auf diese Idee hätte er schon vorher kommen können.
    „Es hat sich angehört, als würde jemand Klavier spielen.“
    Auf Dauer konnte er Lenis Anwesenheit nicht verheimlichen.
    „Ich habe jetzt eine Frau hier zur Untermiete.“
    „Ach!“
    Die Verblüffung war Max deutlich anzuhören.
    „Du meinst, jemand, der dir den Haushalt macht?“
    Beim Fußball nannte man das eine Steilvorlage.
    „Ja, genau.“
    „Das ist schön. Ich habe mir schon Gedanken gemacht, wie du klar kommst, seit Mama nicht mehr da ist.“
    Eine Notlüge ist keine richtige Lüge. Außerdem kümmerte sich Leni ja tatsächlich um die Hausarbeit.
    „Hier läuft alles bestens. Aber erzähl doch mal von deiner Freundin. Wie sieht es denn mit Nachwuchs aus?“
    Arthur sah keinen Grund, das heikle Thema weiter zu vertiefen. Max lachte.
    „Wir arbeiten dran. Wenn es so weit ist, bist du der erste, der es erfährt.“
    Wie es wohl sein würde, ein Enkelkind zu haben? Maria hatte sich immer eines gewünscht.
    „Danke, dass du angerufen hast“, sagte Max.
    „Diese lange Funkstille war gar nicht gut.“
    Arthur hatte plötzlich einen Kloß im Hals, und auch die Stimme von Max hörte sich rau an.
    „Jetzt, wo Mama nicht mehr da ist, müssen wir zusammen halten. Sie war immer das Bindeglied zwischen uns Männern. Es ist nicht einfach, weil jeder woanders wohnt. Aber wir sollten es versuchen, sonst verlieren wir uns ganz.“
    Es war alles gesagt, und Arthur verabschiedete sich ziemlich schnell, bevor er die Fassung verlor. Zufrieden mit sich streckte er sich auf seinem Bett aus und starrte an die Decke. Es war gut, dass ein neuer Anfang gemacht

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