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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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nicht so wichtig.“
    Das wäre auch zu schön gewesen. Enttäuscht wandte sich Arthur wieder seinem Buch zu.
    „Ich schau mal im Internet nach“, schlug Barbara vor.
    Sie sah Lenis warnenden Blick und verstummte. Das war ja eine merkwürdige Wohngemeinschaft!
    Leni wuselte eine Weile in der Küche herum und verschwand dann in ihren Gemächern. Mit einem unbehaglichen Gefühl im Bauch saß Barbara am Esstisch und sah sich um. Da entdeckte sie das Klavier.
    „Wer spielt denn hier Klavier?“
    „Leni“, antwortete Arthur.
    „Aber sie spielt ungefähr so gut wie ich koche. Wenn ich das vorher gewusst hätte…“
    Ärgerlich schlug er eine Seite in seinem Buch um. Schon wieder ein Reizthema. Barbara kam sich allmählich vor wie in einem Minenfeld. Sie stand auf und nahm das Klavier näher in Augenschein. Liebevoll strich sie über das feine Holz. Es war sehr lange her, seit sie das letzte Mal gespielt hatte. Sie setzte sich auf den Schemel und blätterte in dem Stapel Noten, der auf dem Instrument lag.
    „Ach wie schön, das Album für die Jugend. Und hier, die Kinderszenen, die mochte ich immer besonders gern.“
    Sie warf einen Blick auf Arthur.
    „Meinen Sie, Leni hätte etwas dagegen, wenn ich ein bisschen spiele?“
    Arthur schüttelte den Kopf. Schlimmer als bei Leni konnte es kaum werden.
    Andächtig klappte Barbara den Deckel auf und schlug einige Töne an. Die Tasten fühlten sich gut an unter ihren Fingern, und das Klavier hatte einen schönen Klang. Automatisch griffen ihre Finger einige Akkorde.
    „Alle Jahre wieder“, schallte es durch das Zimmer. Arthur hob den Kopf.
    „Bisschen früh, oder?“
    Sie hörte sofort auf.
    „Entschuldigung. Wie dumm von mir. Das war nur das erste, das mir eingefallen ist.“
    Barbara blätterte in einem Notenheft. Dann fing sie an zu spielen. Erstaunt ließ er das Buch sinken und hörte aufmerksam zu. Sie spielte das nächste Stück, dann noch eines. Mit jedem Ton wurde sie sicherer. Vertieft in die Musik schien sie ihre Umgebung komplett vergessen zu haben.
    Mit feuchten Augen saß Leni auf der Treppe. So schön hatte sie auch immer spielen wollen, aber ihr fehlte wohl das Talent. Diese Stücke, mit denen sie sich viele Stunden lang abgequält hatte, von Barbara gespielt klangen sie einfach wundervoll.
    Barbara war am Ende des Heftes angelangt, der Schlussakkord hallte nach. Schlagartig kam sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie wagte nicht, sich umzudrehen. Vermutlich hatte sich komplett zum Narren gemacht.
    Arthur räusperte sich. Er war sprachlos. Diese halbe Stunde hatte ihm einen Genuss bereitet wie nichts mehr seit langem. Barbaras Spiel war nicht perfekt. Aber sie hatte ein Gefühl für die Musik, das war deutlich zu hören. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen und gedrückt.
    Barbara stand auf. Sie zuckte zusammen, als sie Leni auf der Treppe sitzen sah. Mit wackeligen Knien ging sie an ihr vorbei. Dann fiel die Tür des Gästezimmers zu.
    Leni rang nach Luft.
    „Das war ja wohl der Knaller!“ brachte sie schließlich heraus.
    „Tja, da haben wir uns wohl eine Künstlerin ins Haus geholt“, meinte Arthur trocken und ignorierte sie dann. Er war immer noch sauer auf Leni, und das würde er sie auch spüren lassen.
    In der Küche dudelte das Radio. Arthur stand am Herd und bewachte ein paar Schnitzel, die vor sich hin brutzelten. Am Tisch saß Barbara und schälte Kartoffeln. Sie verstanden sich offenbar blendend, denn ab und zu war ein Lachen zu hören. Dieses Idyll machte Leni, die im Wohnzimmer saß, ganz kribbelig. Leider bekam sie nichts von der Unterhaltung mit. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und ging zu den beiden in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm eine angebrochene Flasche Weißwein heraus.
    „Fühlst du dich auch wirklich fit genug, um zu arbeiten?“ fragte sie Barbara ganz nebenbei. Die sah kurz hoch.
    „Ja, mir geht’s gut. Ich helfe gern. Das ist ja das Mindeste, was ich tun kann. Außerdem finde ich es toll, mal für jemand zu kochen. Ich hatte nie eine Familie.“
    „Das versteht Leni nicht.“
    Arthur konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen.
    „Dass jemand freiwillig hilft. Obwohl es nicht auf dem Plan steht.“
    „Aber das stimmt doch gar nicht! Leni ist total nett.“
    Dass Barbara sie jetzt auch noch verteidigte, war zu viel. Leni warf Arthur einen wütenden Blick zu und verzog sich mit der Flasche ins Wohnzimmer. Arthur hatte Barbara sofort für sich gewonnen. Die zerfloss ja

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