Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
geradezu vor Dankbarkeit, dass sie hier unterschlupfen durfte. Aber wer hatte sie denn ins Haus geholt, als es ihr schlecht ging? Und auf wem wurde jetzt herum getrampelt? Sie schenkte sich Wein ein. Da war eine Entwicklung im Gange, die ihr gar nicht gefiel.
Kapitel 6
Mit jedem Tag wurde Lenis Laune schlechter. Gereizt blätterte sie in einer Zeitschrift, als ihr Handy klingelte. Ihre Tochter, wie schön! Sie brauchte dringend ein Ohr zum Zuhören und reichlich Aufmunterung.
„Ich wollte doch nur verhindern, dass mich Arthur genauso rumschubst wie Thomas. Aber plötzlich bin ich hier die Böse. Barbara läuft ihm hinterher wie ein kleiner Hund. Arthur hier, Arthur da, es geht mir auf den Geist.“
Monika lachte.
„Eigentlich müsstest du das doch gut kennen. Das ist genau wie bei Papa und dir. Nicht zu glauben!“
„Na ja,
so
schlimm ist er nun auch wieder nicht. Er macht inzwischen schon eine ganze Menge. Zumindest versucht er es.“
Leni dachte an Arthurs Bügelversuche, die mit einer verbrannten Hand und großer Aufregung geendet hatten.
„Hast du mal wieder alles eingeteilt?“
Sie fühlte sich ertappt.
„Ohne Planung geht es nun mal nicht“, verteidigte sie sich.
„Ist dir eigentlich klar, dass du ständig mit angezogener Handbremse fährst? Leb doch einfach mal drauf los!“
„Du hast gut reden! Einfach so leben, das geht doch nicht. Mir schwirrt so viel im Kopf herum, das macht mich ganz verrückt. Wie soll das weiter geht mit Thomas und mir? Und dann dieser Anwalt, der hier dauernd anruft. Arthur windet sich wie ein Regenwurm. Er will das Haus nicht verkaufen, aber er bringt es nicht fertig, das diesem Kerl klipp und klar zu sagen.“
„Lass ihn das doch selbst regeln, das ist nicht dein Problem. Du musst dich nicht um alles kümmern.“
„Aber so bin ich nun mal. Ich glaube nicht, dass ich mich noch ändern kann, dazu bin ich schon zu alt.“
„Zu alt? Das ist ja wohl ein Scherz. Hör mal, du hast bereits einen großen Schritt nach vorn gemacht und Papa endlich mal die Zähne gezeigt. Schau einfach, wie es weiter geht.“
Das hörte sich alles logisch an. Aber es war alles andere als einfach.
„Ich bin doch nur ausgezogen, damit Thomas zur Vernunft kommt. Aber irgendwie funktioniert es nicht so, wie ich dachte. Er scheint mich gar nicht zu vermissen.“
„Menschen sind nun mal nicht planbar. Und sie passen auch in keine Liste.“
Leni suchte nach einem Taschentuch. Nur jetzt nicht wieder heulen, dachte sie verzweifelt.
„Ich mache alles verkehrt“, sagte sie mutlos.
„Das stimmt nicht“, widersprach Monika.
„Aber ich glaube, du schöpfst deine Möglichkeiten nicht aus. Du bist viel stärker, als du denkst.“
„Ach, es ist alles so schwierig“, sagte Leni traurig.
Monika spürte die Mutlosigkeit ihrer Mutter.
„Was hältst du davon, wenn ich dich nächstes Wochenende besuche? Ich bin total gespannt auf eure WG.“
Dieses Mal sagte Leni nicht nein. Es wäre schön, Monika wieder zu sehen. Aber bis dahin musste sie sich wieder in den Griff bekommen. Das letzte, was sie wollte, war, ihre Tochter weiter mit ihren Problem zu belasten. Das hatte sie schon viel zu häufig getan in letzter Zeit.
Es klopfte leise an der Tür.
„Ja?“, rief sie kurz angebunden.
Barbara streckte den Kopf zur Tür herein.
„Störe ich?“
„Nein, komm nur.“
Lautlos huschte Barbara ins Zimmer und blieb unschlüssig stehen. Sie ist eine kleine, graue Maus. Nur ja nicht gesehen oder gehört werden, dachte Leni grimmig.
„Setz dich doch.“ Sie klopfte auf den Platz neben sich.
Barbara drückte sich in die äußerste Ecke der Couch. Wie ein artiges Schulmädchen stellte sie die Beine nebeneinander. Dann hielt sie ihr einen Briefumschlag hin.
„Ich wollte dir was schenken“, sagte sie schüchtern.
Leni schaute verdutzt auf einen Gutschein von einem Kosmetikinstitut.
„Zum Abschied von meinen Kollegen“, erklärte Barbara. „Ich kann damit nichts anfangen, aber du bestimmt. Du bist immer so hübsch zurecht gemacht, da dachte ich, das wäre was für dich.“
Wie konnte man dieser Frau böse sein?
„Das ist ja wirklich lieb von dir, aber das kann ich nicht annehmen. Warum gehst du nicht selbst hin?“
„Ich war noch nie in so einem Laden.“
Leni runzelte die Stirn.
„Dort wirst du verwöhnt, das ist total angenehm. Ab und zu gönne ich mir das. Dir würde es bestimmt auch gefallen.“
„Ich kann es nicht leiden, wenn jemand an mir rumfummelt. Und außerdem kommt
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