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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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war.
    „Oh nein!“
    Leni starrte erschrocken auf die Torte. Wieder mal ihre Ungeschicklichkeit, sie hätte sich ohrfeigen können. Aus dem Spritzbeutel, mit dem sie ein möglichst gleichmäßiges Ornament auf den Tortenrand malen wollte, war plötzlich ein dicker Batzen Schokoladenglasur heraus geschossen wie ein Tintenklecks aus einem Füller. Barbara drehte sich zu ihr um, und gemeinsam schauten sie sich die Bescherung an. Schön sah es wirklich nicht aus.
    „Dann wird das halt eine Künstlertorte.“
    Sie griff nach einem Holzstäbchen und fing an, in der feuchten Kuvertüre schwungvolle Linien zu ziehen. Leni schaute fasziniert zu, wie auf der Torte ein grafisches Muster entstand.
    „Das sieht ja wirklich aus wie moderne Kunst.“
    Barbara lachte und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    „Keiner würde auf die Idee kommen, dass es nicht genau so gedacht war. Komm, probier mal, das macht Spaß.“
    Leni nahm ein Holzstäbchen und zog damit wilde Bögen auf der Torte. Barbara hatte ein paar Talente, die man auf den ersten Blick gar nicht sah.
    „Der wird Augen machen!“, freute sich Leni auf den nächsten Tag.
    „Meinst du, du kannst ihn eine Weile beschäftigen?“
    „Du kannst dich ganz auf mich verlassen“, versicherte Barbara. „Ich kann sehr hilflos wirken.“
    Sie kicherten wie zwei Schulmädchen. Die Stimmung in der Küche wurde immer besser.
    „Eigentlich bist du ganz in Ordnung“, stellte Leni fest.
    „Du bist auch ganz anders, als man am Anfang denkt.“
    Sie schauten sich verdutzt an, dann prustete Barbara los.
    „Die verborgenen Seiten der Barbara M.“
    Sie wurde wieder ernst.
    „Na, und du erst! Manchmal bist du erschreckend energisch. Aber so knallhart bist du gar nicht. Auch wenn du deine verheulten Augen gut kaschierst, manchmal sieht man es doch.“
    Sie legte Leni die Hand auf den Arm.
    „Er fehlt dir wohl sehr.“
    „Mein ganzes Leben hat sich immer nur um ihn gedreht. Um ihn und Monika. Ich fühle mich wie ausgehöhlt, jetzt, wo das alles bröckelt. Ganz schön blöd, gell?“
    Traurig schaute Leni vor sich hin.
    „Ich habe es auch nicht besser gemacht. Außer der Firma gab es bei mir absolut nichts.“
    „Der Job und deine Preisausschreiben.“
    Sie lachten.
    „Na, dann lass uns mal was reintun in unsere leeren Köpfe!“
    Leni holte eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank.
    „Auf was trinken wir?“
    Barbara überlegte einen Moment.
    „Vielleicht auf unsere Freundschaft?“
    Lächelnd nickte Leni.
    Arthur kam aus seinem Arbeitskeller die Treppe herauf und hörte zweistimmiges Gelächter aus der Küche. Er strahlte. Es wäre wundervoll, wenn die beiden das Kriegsbeil begraben würden. Auf Zehenspitzen schlich er an der angelehnten Küchentür vorbei ins Wohnzimmer. Bei der zarten Annäherung zwischen den Damen wollte er nicht stören.
    Ungeduldig marschierte Leni zwischen Fenster und Küche hin und her. Barbara und Arthur waren schon seit über zwei Stunden weg. Sie betrachtete zufrieden das hübsch dekorierte Wohnzimmer. Ein großes Blumengesteck stand auf dem Couchtisch. Die Kaffeetafel hatte sie mit dem besten Service aus Arthurs Schrank gedeckt, sogar eine Kerze fehlte nicht. Der Kaffee war fertig, und die Künstlertorte stand in der Küche bereit. Endlich hörte sie die quietschenden Bremsen von Arthurs betagtem Auto und riss die Haustür auf.
    Die beiden Gestalten, die auf sie zu schlichen, sahen alles andere als fröhlich aus. Arthur war beladen mit einem Koffer und zwei Taschen. Barbara schleppte eine Stehlampe und eine großen Tüte. Leni sah sofort ihre rot geweinten Augen.
    „Was ist denn los?“ fragte sie entgeistert.
    „Lass uns erst mal rein kommen. Und dann brauchen wir einen Cognac“, sagte Arthur grimmig.
    Er stellte die Sachen im Flur ab, während Leni Gläser und die Flasche aus dem Schrank holte.
    „Ach, wie nett!“
    Trotz seiner schlechten Laune hatte Arthur die Blumen und den gedeckten Tisch bemerkt.
    „Dass ihr daran gedacht habt!“
    Er betrachtete gerührt das Gesteck und den Tisch und ließ sich dann in seinen Sessel plumpsen. Barbara setzte sich schweigend auf die Couch. Leni schenkte rasch ein.
    „Prost, auf das Geburtstagskind“, sagte sie unsicher.
    „Na denn, erst mal Prost. Los, du auch, Barbara. Runter damit.“ Arthur hob sein Glas.
    Leni sah, dass Barbara schon wieder mit den Tränen kämpfte.
    „Kann mir mal einer sagen, was los ist?“
    Arthur polterte los.
    „Eine Riesensauerei, das ist los.“
    Leni schenkte unaufgefordert

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