Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
auf und humpelte zurück nach Hause. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Winkler ihrem Mann nichts von dem Vorfall erzählte.
Auf Arthurs Terrasse ging es hoch her. Linse musste ein paar Mal hintereinander die Szene in allen Einzelheiten schildern. Jedes Mal brachen alle in brüllendes Gelächter aus. Leni bedauerte sehr, dass sie das nicht hatte sehen können.
„Der hast du’s aber gegeben. Die wird sich das gut überlegen, bevor sie noch einmal spionieren kommt.“
Linse war nicht so überzeugt.
„Solche Leute sind hart im Nehmen. Die wird sich in Kürze etwas anderes ausdenken. Aber jetzt ist sie wenigstens gewarnt. Wir schlagen zurück.“
Ein paar Tage marschierte Arthur herum wie Falschgeld. Schließlich konnte es Barbara nicht mehr mit ansehen. Sie drückte ihm das Telefon in die Hand.
„Ruf ihn endlich an“, sagte sie und verschwand in der Küche.
Charly sah auf dem Display die Nummer, die er schon auswendig kannte, und griff zum Hörer, bevor sich der Anrufbeantworter einschalten konnte.
„Hier ist Arthur. Nur eine kurze Frage: Kannst du auch mal rein privat kommen, oder verbietet dir das dein Brötchengeber? Ich hab das Schachspiel schon aufgestellt. Außerdem gibt es heute Schweinebraten.“
„Bin schon unterwegs“, krähte Charly fröhlich.
Er hatte es plötzlich sehr eilig. In der Küche stand noch eine Flasche Wein. Vielleicht half die, Leni zu versöhnen. Er war schon halb aus der Tür, als das Telefon wieder klingelte. Hastig griff er nach dem Hörer.
„Köhler hier. Sagen Sie mal, Duffner, tun Sie eigentlich überhaupt was für mein Geld?“
„Was meinen Sie damit?“, stotterte Charly völlig überrumpelt.
„Ich habe erfahren, dass schon wieder jemand eingezogen ist bei diesem Winkler. Das müssen Sie doch mitbekommen haben. Wieder eine Frau, und anscheinend wohnt sie in so einer Art Gartenhäuschen. Daraus lässt sich möglicherweise was drehen. Ich rufe gleich mal beim Bauamt an. Vermutlich gibt es überhaupt keine Baugenehmigung für diese Hütte. Und Sie bewegen Ihren Hintern und stellen fest, was an der Sache dran ist. Ist das klar?“
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte Köhler auf. Charly setzte sich aufs Bett. Das sah nach gewaltigem Ärger aus.
Kapitel 9
„Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern“, sagte Arthur. „Außerdem bin ich schon restlos geschafft.“
Leni konnte es ihm nicht verdenken. Seit Stunden wühlten sie nun schon in Ordnern und Schubladen herum. Erschöpft setzte sie sich neben ihn auf den Fußboden.
„Denk doch mal nach. Habt ihr den Pavillon selbst gebaut? Oder hattet ihr eine Firma? Irgendetwas musst du doch noch wissen.“
„Mein Gott, das waren damals andere Zeiten. Da hat die Nachbarschaft noch geholfen, wenn Not am Mann war. Keiner hatte Geld übrig, also werde ich vermutlich keine Firma beauftragt haben. Aber das bringt uns mit der Baugenehmigung nicht weiter.“
Der Brief vom Bauamt hatte wie eine Bombe eingeschlagen. ‚Widerrechtliche Nutzung als Wohnraum‘ stand da. Und falls keine Genehmigung für den Bau des Pavillons vorlag, war mit einer hohen Geldstrafe oder noch Schlimmerem zu rechnen. Arthur hatte sich sofort ans Telefon gehängt, um die Sache aufzuklären. Es war doch nur ein vorübergehender Logierbesuch. Aber das Amt blieb stur. Man müsse der Anzeige nachgehen.
Linse wollte sofort ihre Sachen packen und verschwinden.
„Lass nur, das hat jetzt keinen Zweck mehr. Wenn die einmal was gewittert haben, geben die nicht auf, diese Bluthunde. Ich möchte nur wissen, welcher meiner lieben Nachbarn mich angeschwärzt hat.“
Arthur machte sich keine Illusionen, auch wenn es bitter war. Nach vielen Jahren friedlicher Nachbarschaft konnte er plötzlich keinem mehr trauen. Ging es nur um seine Damen oder steckte wieder dieser Köhler hinter dem Ganzen? Es war ein Kampf gegen Windmühlen.
„Köhler fängt jetzt an, richtig unangenehm zu werden“, hatte Charly bei seinem letzten Besuch erzählt. Arthur rechnete ihm das hoch an, aber er nahm die Warnung nicht so ernst. Erst als das amtliche Schreiben kam, wurde er schlagartig munter. Seitdem glich das Haus einem Ameisenhausen.
„Hast du in deinem Keller nachgesehen?“ fragte Leni und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Ihr tat der Rücken weh und noch einige andere Körperteile. Den ganzen Wohnzimmerschrank hatten sie auseinander genommen, in jedem Fach und in jeder Schublade nachgesehen. Es war unglaublich, welche Mengen an Papier dabei zum Vorschein
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