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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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Spaß machen, ein bisschen zu surfen. Aber man musste ihn erst noch von den Vorteilen der modernen Computertechnik überzeugen. Sorgfältig verstaute sie das Gerät in der Tasche. Ohne Barbaras Hilfe hätte sie sich nie getraut, ein Laptop zu kaufen. Sie hatte etwas gut bei ihr.
    Barbara kam täglich auf ein Schwätzchen zu Linse in den Pavillon. Mit etwas zu essen oder zu trinken machten sie es sich in den Liegestühlen gemütlich. Genau zwei Tage dauerte es, bis auch Leni das erste Mal auftauchte. Irgendwie zog diese Frau sie magisch an. Und die gab bereitwillig Auskunft.
    „Klar ist mein Leben etwas ungewöhnlich. Aber es gefällt mir halt so“, erklärte sie.
    „Macht es dir nichts aus, dass du kein Zuhause hast?“
    „Hab ich doch. Schau, wie gemütlich es hier geworden ist.“
    Der Pavillon war tatsächlich nicht wieder zu erkennen. Linse hatte überall Tücher und Schals in leuchtenden Farben verteilt. Mit einem kleinen Seidenteppich, der über einer Wäscheleine hing, war der hintere Bereich des Raumes zum Schlafen abgetrennt. Leni musste zugeben, dass das ‚Bett’, das aus einer Luftmatratze, diversen Kissen und dem Schlafsack bestand, fast gemütlich aussah.
    „Es ist warm und kuschlig“, versicherte Linse.
    Sie saß im ‚Wohnzimmer’ auf der alten Couch, die sie mit Tüchern in verschiedenen Blautönen verschönert hatte. Leni lümmelte ihr gegenüber in einem knarrenden Korbsessel.
    „Aber das ist doch nur auf Zeit hier“, gab sie zu bedenken.
    „Das ist ja der Witz an der Sache“, erklärte Linse.
    „Heutzutage sind die Nomaden nicht mehr mit Pferd und Zelt unterwegs, sondern mit Auto und Schlafsack. Kein großer Unterschied, wenn du mich fragst. Man bleibt agil und neugierig. Alles, was eingefahren ist, macht träge und satt.“
    Wie sie da in kurzen Shorts und einem bunten Stirnband in den Haaren auf der Couch saß, glaube man ihr das sofort. Leni kam sich entsetzlich alt vor.
    „Barbara hat mir erzählt, dass du noch verheiratet bist“, lenkte Linse das Gespräch auf ein anderes Thema.
    „Was heißt noch? Die Trennung von Thomas ist nur vorübergehend.“
    „Du willst wirklich zurück?“
    „Ja, klar.“
    „Warum?“
    Das war eine einfache Frage, aber eine plausible Erklärung wollte Leni nicht über die Lippen kommen.
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht in die Enge treiben“, sagte Linse. „Aber muss denn eine Beziehung wirklich fürs ganze Leben sein? Manchmal kommt man halt an einen Punkt, wo es nicht mehr weiter geht. Nur noch gewohnte Bahnen, mit Liebe hat das nichts mehr zu tun.“
    Leni wollte protestieren, aber Linse winkte ab.
    „Ich finde es nur wichtig, dass man weiß, was unter dem Zuckerguss ist. Oft zahlt man einen sehr hohen Preis dafür, wird zahm und feige.“
    Leni starrte vor sich hin. Zahm und feige, war sie das? Linse sah ihr ernstes Gesicht und stand auf. Es war höchste Zeit, sie etwas aufzumuntern.
    „Du interessierst dich doch fürs Malen“, sagte sie.
    „Ich habe alles da. Wenn du willst, kannst du sofort loslegen.“
    Sie suchte eine kleine Leinwand heraus, die sie auf eine Staffelei stellte. Einladend streckte sie Leni ein paar Pinsel entgegen.
    „Was soll ich denn malen?“
    „Fang einfach an. Such dir eine Farbe aus, die zu deiner momentanen Stimmung passt.“
    Unschlüssig betrachtete Leni die Farben auf der Palette.
    „Du hältst ja den Pinsel ganz verkrampft. Mach dich locker.“
    Linse holte einen großen Kassettenrekorder aus ihrer Schlafecke und stellte ihn an. Deep Purple, das war genau nach Lenis Geschmack. Sie tauchte einen Pinsel in ein kräftiges Orange und malte eine zittrige Linie auf das jungfräuliche Weiß der Leinwand. Linse kniff ein Auge zusammen.
    „Sehr schön. Mach nur weiter. Denk nicht drüber nach.“
    Es war ungeheuer spannend. Erst zaghaft, dann immer mutiger fing Leni an, die Leinwand zu erobern. Sie zog Linien, malte Kreise und Flächen, bis eine Art Strahlenkranz entstanden war.
    „Eine interessante Arbeit“, lobte Linse.
    „Du hast eine gute Balance aus traurigen und fröhlichen Farben gefunden.“
    Erstaunt betrachtete Leni ihr Bild. Dass Farben solche Eigenschaften hatten! Aber irgendwie stimmte es. Linse lachte.
    „Du hast eine Haarsträhne erwischt. Steht dir gar nicht schlecht, dieses Rot.“
    Sie zog Leni vor einen Spiegel, der an einem Nagel hing.
    „Schau mal.“
    Leni betrachtete die rote Haarsträhne, die ihr in die Stirn fiel.
    „Das lasse ich so“, beschloss sie spontan. „Arthur rastet

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