Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
seinem Schreibtisch herum und wartete auf eine Antwort. Am anderen Ende der Leitung blieb es still.
„Sag gefälligst was. Oder vielmehr, pfeif deine Frau zurück. Sonst kann ich für nichts garantieren.“
Fieberhaft überlegte Thomas, ob an der Sache etwas dran sein konnte. Die Zeitungen druckten ja alles Mögliche, und oft wurden Dinge aufgebauscht. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Leni mit dieser Unterschriftenaktion etwas zu tun hatte. Das war nicht ihre Art. Sie war schon immer eine Maus gewesen. Wenn sie nur zwei, drei Sätze vor ein paar Leuten sagen sollte, kriegte sie keinen Ton heraus.
„Nun mal langsam“, versuchte er, den wütenden Köhler zu besänftigen.
„Ich kenne meine Frau. Die kriegt so etwas gar nicht hin. Aber ich kann mir denken, wer dahinter steckt. Das muss dieser Mann sein, bei dem sie jetzt wohnt. Ich glaube, Winkler heißt er.“
Bernd Köhler stutzte. Der Name kam ihm bekannt vor. Ja natürlich, fiel es ihm ein, das war doch dieser Witwer, auf den er Charly angesetzt hatte.
„Bist du sicher, dass er Winkler heißt?“
„Ziemlich. Warte mal, ich habe mir die Adresse notiert.“
Mit versteinertem Gesicht hörte sich Köhler die Adressangabe an. Seine Vermutung bestätigte sich, das war dieser widerspenstige Kerl. Es war doch nicht zu fassen! Er war gespannt, was Charly Duffner dazu zu sagen hatte.
„Ich sag es noch mal, pfeif deine Alte zurück. Wenn sie Ärger macht, kann ich leider keine Rücksicht darauf nehmen, dass sie deine Frau ist. Wir sprechen uns in Kürze wieder.“
Köhler knallte den Hörer auf und brüllte raus zu seiner Sekretärin.
„Schaff mir den Duffner her, aber ein bisschen plötzlich.“
Sandi zuckte zusammen. Gerade hatte sie frischen Nagellack aufgetragen, aber es war wohl nicht ratsam, ihren Chef warten zu lassen, bis der getrocknet waren. Seufzend suchte sie die Nummer heraus und verzog das Gesicht, als die noch feuchte Farbe verschmierte. Sie starrte auf den roten Fleck, der nun die Karteikarte zierte. So ein Mist, eine halbe Stunde Arbeit umsonst! Heutzutage war es wirklich nicht einfach für ein Mädchen, sein Geld zu verdienen.
Thomas konnte an nichts anderes mehr denken. Es musste dieser Winkler sein, der hinter der ganzen Sache steckte. Leni hatte zwar ein flinkes Mundwerk, aber wenn es darauf ankam, gab sie klein bei. Er zückte sein Handy.
„Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar.“
Irritiert schaute er auf das Telefon und drückte auf die Austaste. Er würde es weiter probieren, irgendwann musste sie ja mal rangehen.
Vielleicht war es einer dieser Tage, wo alle schlechte Laune hatten. Jedenfalls brütete auch Kiki finster vor sich hin. Es ging so nicht weiter mit Thomas. Er konnte sich einfach nicht den entscheidenden Ruck geben und endlich die Scheidung einreichen. Jedes Mal, wenn sie das Thema anschnitt, erklärte er ihr kurz angebunden, dass seine Frau völlig unfähig sei, für sich selbst zu sorgen. Allmählich kamen Kiki ernste Zweifel, ob das wirklich stimmte. Immerhin hatte sie eine Tochter groß gezogen und jahrelang den Haushalt versorgt.
Außerdem, je länger das Ganze dauerte, desto kleiner wurden ihre Chancen. Das bestätigte auch ihre Freundin Dorle, mit der sie nun schon seit einer Stunde telefonierte.
„Du musst der Sache einen Schubs in die richtige Richtung geben. Triff dich doch mal mit ihr. Hast du sie überhaupt schon mal gesehen? Also, ich würde wissen wollen, wie meine Konkurrenz aussieht.“
„Ich bitte dich! Konkurrenz, die ist doch schon kurz vor scheintot.“
„So hab ich das auch nicht gemeint“, beeilte sich Dorle zu versichern. „Aber es schadet ja nichts, sich ein Bild zu machen. Schließlich waren die beiden Ewigkeiten zusammen.“
Kiki seufzte. Allein bei der Vorstellung, über zwanzig Jahre mit demselben Mann zu leben, wurde ihr ganz übel. Da hörte sie die Wohnungstür aufgehen.
„Ich muss Schluss machen. Thomas ist da.“
Schnell hängte sie die Freundin ab und setzte ihr Begrüßungslächeln auf. Aber schon am Zuknallen der Wohnungstür merkte sie, dass Thomas gereizt war. Sicher gab es wieder einmal Probleme in der Bank, sie konnte es schon nicht mehr hören. Aber heute biss sie die Zähne zusammen. Honig war allemal besser als Essig, wenn man eine Fliege fangen wollte. Sie rückte das knappe Oberteil ihres Kleides zurecht und mixte ihm einen Martini. Eiskalt und mit einer Olive, so mochte er ihn am liebsten. Ohne aufzublicken nahm er das Glas
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