Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
sein.
Kiki warf das Telefon weg, als wäre es glühend heiß. Von wegen, unfähig, für sich selbst zu sorgen. Das war eine faustdicke Lüge, die ihr Thomas da aufgetischt hatte. Diese Frau hatte Haare auf den Zähnen. Mit so einer Reaktion hatte Kiki nicht gerechnet. Verfallsdatum, was für eine Unverschämtheit! Sie hatte sich natürlich gedacht, dass Thomas schon häufiger Affären gehabt hatte. Aber ihre Beziehung, das war doch etwas ganz besonderes. Sie würde ihn sich von niemand wegnehmen lassen. Sie hatte schließlich auch eine Menge zu bieten.
Aber er hatte einen Grund vorgeschoben, warum er sich nicht scheiden lassen konnte. Zum ersten Mal wurde sie unsicher. Was wäre, wenn er wirklich zurückging zu seiner Frau? Sie hatte keine Lust, ihren Goldfisch wieder aufzugeben. Nur gut, dass man Freundinnen hatte, die sich auskannten.
„Dorle? Stell dir vor, ich hab’s gemacht. Ich hab seine Frau angerufen. Das war der Hammer! Das muss ich dir erzählen.“
Kämpferisch streckte sie ihr Kinn vor.
Kapitel 11
Das Lachen schallte bis auf die Straße. Der Mann, der den Bürgersteig entlang geschlendert kam, blieb einen Moment stehen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann ging er weiter, den Blick auf die Hausnummern der Häuser gerichtet.
Leni und Linse hatten es sich auf Liegestühlen vor dem Pavillon bequem gemacht und schauten dem Geschehen auf dem Rasen zu. Dort ging es hoch her. Arthur hatte sich wieder einmal auf ein kleines Fußballspiel mit Rick eingelassen, und der erwies sich als äußerst flink im Umgang mit dem Ball. Sie hatten die Schaukel hochgebunden und benutzten den Platz zwischen den Stangen als Tor. Gerade hatte Rick Arthur klassisch ausgetrickst und lachte vergnügt. Der blieb stehen, um einen Moment zu verschnaufen.
„Du hast wirklich Talent. Habt ihr eigentlich eine Mannschaft in der Schule?“ fragte er.
„Nö, in der Schule machen wir nur so ollen Sport. Laufen und Weitsprung, und wenn es regnet Bockspringen in der Halle.“
„Wo hast du denn gelernt, so gut mit dem Ball umzugehen?“
Rick zuckte ganz cool mit den Schultern.
„Ich spiele oft mit meinen Freunden. Und vom Fernsehen.“
„Bring deine Jungs doch mal mit zum Kicken“, bot Arthur an. Die Wiese würde das nicht lange aushalten, aber das war egal.
„Weiter!“ rief er und startete einen Überraschungsangriff. Endlich konnte er Rick auch einmal den Ball abnehmen.
„Das sieht schon sehr gut aus“, lobte Barbara.
Mit hochroten Wangen saß Melanie in dem Korbsessel neben ihr und versuchte, den Maschen auf ihrer Stricknadel eine weitere hinzuzufügen. Der wilde Kampf um den Ball interessierte beide nicht, sie saßen tief gebeugt über ihrer Arbeit.
„Versuche mal, die Finger nicht so zu verkrampfen. Schau, das Strickzeug ist ganz leicht. Und es läuft auch nicht weg, du musst es nicht so fest halten.“
Barbara nahm Melanie die Handarbeit ab und zeigte ihr geduldig, wie der ausgestreckte Zeigefinger den Lauffaden wie von allein auf die Nadelspitze schob.
„Das ist ganz schön schwer“, meinte das Mädchen, bemühte sich aber emsig weiter.
Auf dem Hausfirst hatte sich eine Amsel niedergelassen und flötete ein Lied in die klare Abendluft. Barbara und Melanie schauten zu ihr hoch.
„Sie singt die Sonne in den Schlaf“, sagte Barbara versonnen.
Melanie war fasziniert. „Die Amsel?“
„Weißt du nicht, dass die Amseln nur morgens und abends so schön singen? Morgens fangen sie ganz früh an, wenn es noch dunkel ist. Sie wecken die Sonne auf. Und am Nachmittag, wenn es dämmrig wird, singen sie die Sonne wieder in den Schlaf.“
Das Mädchen hatte die Stricknadeln sinken lassen und schaute dem Vogel zu, der inbrünstig sein Lied schmetterte, bevor er davon flog.
„Schade, nun ist sie weg.“
„Oh, das macht nichts, morgen kommt sie bestimmt wieder. Die Amseln haben ihr festes Revier.“
Melanie beugte sich wieder über die Wolle.
„Meinst du, ich kann meiner Mama was zu Weihnachten stricken? Einen Pullover?“ fragte sie nach einer Weile.
Barbara lachte. „Wenn du fleißig bist, kriegst du einen Schal hin. Das ist doch auch ein sehr schönes Geschenk.“
Melanie nickte und kämpfte unverdrossen weiter. Barbara war sehr zufrieden mit ihrer kleinen Schülerin. Ausdauer hatte sie jedenfalls. Vom Rasen klang wieder Gelächter herüber. Sie warf einen Blick auf die Fußballer. Arthurs Gesicht hatte eine dunkelrote Farbe angenommen
„Ich hole mal was zu trinken, ich glaube, unsere Sportler
Weitere Kostenlose Bücher