Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
haben dringend eine Pause nötig“, meinte sie und stand auf.
Sie holte einige Dosen Limonade aus dem Kühlschrank und stellte sie auf ein Tablett zusammen mit einer Schale Kekse. Dabei lächelte sie vor sich hin. Sie konnte sich nicht mehr an ihre ersten Strickversuche erinnern, aber wahrscheinlich hatte das Ergebnis ähnlich katastrophal ausgesehen wie bei Melanie. Es klingelte. Noch immer lächelnd öffnete sie die Haustür. Vor ihr stand Luis und lüpfte seinen Strohhut.
„Buenos Dias, Barbara!“
„Luis! Das ist ja eine Überraschung“, rief sie.
„Ich hoffe, eine angenehme?“
„Aber natürlich. Ich freu mich sehr. Komm rein.“
Schnell gab sie den Weg frei und er betrat den Flur. Lauschend hob er den Kopf. Vom Garten kam eine neue Lachsalve, und er hörte die Stimme von Leni heraus. Barbara legte ihm die Hand auf den Arm.
„Wir wollen sie überraschen, komm mit.“
Sie ging vor auf die Terrasse und platzierte den Gast in einen der Sessel. Gespannt beobachtete sie Leni, die voll auf das Fußballspiel konzentriert war und noch nichts bemerkt hatte. Wie sie wohl reagieren würde?
Keuchend setzte sich Arthur auf den Rasen. Es war schon ein paar Jahre her, seit er das letzte Mal so herumgetobt war. Für heute war es genug, sagten ihm seine zitternden Beine. Er würde einen gewaltigen Muskelkater bekommen. Aber das war den Spaß wert.
„Schlusspfiff, ich kann nicht mehr.“
„Spielstand 15: 2“, gab Linse bekannt und grinste Rick an.
„Du hast gewonnen. Jetzt gibt’s erst mal was zu trinken.“
Rick strahlte. Arthur war nett, fast wie ein richtiger Opa. Er trabte zu ihm hinüber und half ihm auf die Beine.
„Du hast dich aber auch ganz gut gehalten“, meinte er großzügig. Gefolgt von den Damen schlenderten sie auf die Terrasse zu. Plötzlich blieb Leni wie angewurzelt stehen.
„Das gibt’s doch nicht“, sagte sie tonlos.
„Was ist?“ fragte Linse.
In diesem Moment stand der Besucher auf und kam ihnen entgegen. Er breitete die Arme aus.
„Leni, Cara mia!“
Er zog sie an sich und küsste sie ausgiebig. Rick pfiff durch die Zähne und schaute interessiert zu. Arthur war auch stehen geblieben. Jäh verdüsterte sich sein Gesicht.
„Das ist Luis. Wir haben ihn im Urlaub kennen gelernt“, erzählte Barbara strahlend. „Ist das nicht toll, dass er uns besucht?“
„Ich krieg mich kaum ein vor Begeisterung“, knurrte Arthur. Er war richtig sauer, obwohl er nicht recht wusste warum.
Der attraktive Mann, zweifellos ein Spanier, hatte einen gut sitzenden, hellen Anzug an. Er sah geradezu aufreizend elegant aus. Arthur schaute an sich herunter. Hemd und Hose waren durchgeschwitzt. Und mit seinen zerzausten Haaren musste er schlimm aussehen.
Luis ließ Leni endlich los und machte sich mit Linse bekannt. Die ließ einen spanischen Redeschwall auf ihn los, und ein lebhaftes Gespräch entspann sich zwischen den beiden. Arthur nutzte die Gelegenheit, um ins Haus zu schlüpfen. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich frisch zu machen.
Nach ein paar Minuten erschien er in trockener Kleidung auf der Terrasse. Barbara hatte zur Feier des Tages eine Flasche Cava geöffnet. Seit dem Urlaub hatte sie immer ein paar Flaschen auf Vorrat.
Linse hatte mitbekommen, dass außer ihr und dem Gast niemand Spanisch verstand. Jetzt redete sie auf Deutsch auf ihn ein. Woher kann der Kerl nur so gut unsere Sprache, fragte sich Arthur finster. Wahrscheinlich tobte er sich schon seit Jahren an Touristinnen aus.
Leni saß mit versteinertem Gesicht neben Luis. Arthur registrierte es mit Genugtuung. So ganz glücklich schien sie nicht über den Besuch zu sein. Der Mann hatte besitzergreifend einen Arm um sie gelegt. Aber sie lehnte sich in einem merkwürdigen Winkel weg von ihm und nagte an ihrer Unterlippe.
„Komm, Arthur, hier ist ein Glas für dich. Du musst auch mit Luis anstoßen.“
Der setzte sich und griff nach dem Glas. Zur allgemeinen Erheiterung berichtete Barbara, wie sie und Leni Luis kennen gelernt hatten.
„Davon habt ihr kein Wort erzählt“, grummelte Arthur, aber sein Kommentar ging im allgemeinen Gelächter unter. Leni war immer noch auffallend ruhig und hob kaum den Kopf.
Linse war zufrieden mit sich. Sie hatte also Lenis Rotwerden richtig gedeutet. Im Urlaub hatte es einen Flirt gegeben. Und da dieser Luis einen weiten Weg gekommen war, um sie wiederzusehen, musste daraus schon etwas mehr geworden sein. Aber wie sah es bei Leni aus? Dieser Kuss zur Begrüßung, sie hatte ganz
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