Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
entgegen und kippte den Inhalt hinunter.
„Das habe ich jetzt gebraucht“, sagte er aufatmend und tätschelte ihren Po. So ganz hatte er sich immer noch nicht an ihre neuen, wirklich üppigen Lippen gewöhnt. Nur gut, dass das nicht ewig hielt. In ein paar Wochen würde sie aussehen wie vorher. Aber die entspannte Stimmung hielt nicht lange an. Nach ein paar Minuten angelte er nach seinem Handy und drückte auf die Wahlwiederholung. Es kam keine Verbindung zustande, und er feuerte das Gerät wütend in eine Couchecke.
„Wen willst du denn so dringend anrufen?“
„Wenn du’s genau wissen willst: meine Frau. Kann sein, dass sie sich da in was reinhängt, das ihr nicht gut bekommt.“
Kiki wartete darauf, dass er weiter erzählte, aber das war alles, was er bereit war, ihr mitzuteilen. Immerhin war er sauer auf seine Frau. Vielleicht würde sich daraus endlich etwas ergeben.
Im Laufe des Abends versuchte er es weiter, ein halbes Dutzend Mal wählte er immer wieder die Nummer, erreicht sie aber nicht. Nach zwei Martinis und einem Abendessen mit reichlich Rotwein schlief er noch vor den Spätnachrichten auf der Couch ein. Kiki beobachtete ihn aufmerksam, während sie mit spitzen Fingern sein Handy vom Tisch nahm. Es war noch eingeschaltet, und nach einem Knopfdruck hatte sie die Nummer seiner Frau auf der Anzeige. Das war ein ausgesprochener Glücksfall. Sie griff nach Block und Stift. Thomas schnarchte mit halb geöffnetem Mund leise vor sich hin. Heute war nichts mehr mit ihm anzufangen. Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Dann würde sie endlich mal früh zum Schlafen kommen.
„Hallo?“
Leni betrachtete stirnrunzelnd die unbekannte Nummer auf ihrem Handy. Außer ihrem Mann und ihrer Tochter konnte eigentlich niemand anrufen. Es rauschte in der Leitung, dann hörte sie eine Frauenstimme.
„Frau Brandner?“
„Ja. Wer ist denn da?“
„Mein Name ist Kiki. Ich bin, na ja, wie soll ich das bloß sagen?“ Sie kicherte albern. „Ich bin die Neue von Thomas.“
Oh mein Gott! Hatte Thomas ihr die Nummer gegeben? Lenis Herz raste. Wie sollte sie sich verhalten? Erst einmal war es wichtig, Zeit zu gewinnen, damit sie sich etwas beruhigen konnte.
„
Wer
ist da?“ fragte sie gedehnt.
„Kiki, die Freundin von Thomas.“
Die Stimme klang sehr jung und ziemlich unsicher.
„Vielleicht verraten Sie mir auch Ihren Nachnamen? Ich habe keine Lust, Sie mit diesem albernen Vornamen anzureden.“
Leni wusste selbst nicht, woher sie diesen energischen Ton nahm. Aber es schien zu funktionieren, die Frau schwieg einen Moment beeindruckt.
„Ist doch egal, wie ich heiße. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es keinen Sinn hat, dass Sie sich weiter an Thomas klammern. Geben Sie ihn endlich frei. Sie brauchen keine Angst zu haben. Es gibt wirklich hübsche Heime, wo man sich um alles kümmert. Sie können mir glauben, wir werden gut für Sie sorgen.“
Vor Verblüffung wäre Leni fast der Hörer aus der Hand gefallen. Sie holte tief Luft.
„Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Und wovor sollte ich Angst haben? In der Position sind doch wohl eher Sie. Oder meinen Sie, Sie sind die Einzige, mit der er in den letzten Jahren ins Bett gehüpft ist? Wenn er genug von Ihnen hat, wird er Sie ganz einfach abservieren, so wie die anderen. Vermutlich wird es nicht mehr lange dauern. Sie haben Ihr Verfallsdatum schon überschritten.“
Sie unterbrach die Verbindung und sackte in sich zusammen. Alle saßen auf der Terrasse und waren gerade mit dem Mittagessen fertig. Drei Augenpaare starrten Leni an. Linse fasste sich als erste.
„Alle Achtung!“
Barbara war ganz blass.
„Ist das wirklich so?“
„Was?“
„Na, dass das nicht das erste Mal ist, dass er fremd geht. Wie hast du das nur ausgehalten die ganze Zeit?“
„Thomas hat sich verplappert, deshalb weiß ich, dass es schon mehrere solcher Bettgeschichten gegeben hat. Alles andere war geblufft. Aber das weiß diese Kuh ja nicht.“
Leni konnte fast schon wieder lächeln.
„Ich lass mir doch nicht von einer Kiki die Butter vom Brot nehmen. Das ist ein Name für einen Wellensittich. Thomas muss ihr irgendeine Lügengeschichte aufgetischt haben. Sie hat was von einem Heim gesagt. Als ob ich ein Pflegefall wäre oder so etwas. Jedenfalls hat sie gesagt, „sie“ – Mehrzahl! - werden sich um mich kümmern. Ist das nicht irre?“
Zögernd fingen Linse und Barbara an zu lachen. Arthur war fassungslos. Dieser Kerl musste ein ausgemachter Trottel
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