Replay - Das zweite Spiel
grauhaariger Mann in einem Tweedanzug tauchte aus dem Korridor auf, hinter sich die plumpe Frau mit dem Kneifer. »Sie sagen, Sie sind Freunde von Stuart McCowan?«
»Wir sind … äh … Wir haben mit ihm korrespondiert«, erwiderte Jeff und erhob sich.
»Und wer hat die Korrespondenz begonnen?«
»Schauen Sie, wir sind auf Mr. McCowans ausdrückliche Einladung hergekommen. Wir sind den ganzen Weg von New York bis hierher gefahren, um ihn zu sprechen, wenn Sie ihm also einfach Bescheid sagen würden …«
»Welcher Art war Ihre Korrespondenz mit Stuart?«
»Ich wüsste nicht, was Sie das angehen würde. Warum fragen Sie nicht ihn?«
»Alles, was Stuart betrifft, geht mich etwas an. Er befindet sich in meiner Obhut.«
Jeff und Pamela wechselten einen raschen Blick. »Was meinen Sie damit, in Ihrer Obhut? Sind Sie Arzt? Ist er krank?«
»Ja. Warum interessieren Sie sich für seinen Fall? Sind Sie Journalisten? Ich werde keine Beeinträchtigung der Privatsphäre meines Patienten dulden. Wenn Sie von einer Zeitung oder einer Zeitschrift beauftragt wurden, hierherzukommen, schlage ich vor, dass Sie augenblicklich verschwinden.«
»Nein, wir sind keine Reporter.« Jeff reichte dem Mann eine seiner Geschäftskarten, die ihn als Anlageberater auswies, und stellte Pamela als seine Teilhaberin vor.
Die argwöhnische Spannung im Gesicht des Mannes ließ nach, und er lächelte entschuldigend. »Tut mir Leid, Mr. Winston. Wenn ich gewusst hätte, dass es etwas Geschäftliches ist… Ich bin Dr. Joel Pfeiffer. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Stuarts Interessen zu schützen versuchte. Dies ist eine sehr exklusive, sehr diskrete Einrichtung, und jegliche…«
»Dann gehört das Haus Stuart McCowan gar nicht? Das ist eine Art Krankenhaus?«
»Ein Behandlungszentrum, ja.«
»Geht es um sein Herz? Sind Sie Kardiologe?«
Der Arzt runzelte die Stirn. »Sie sind nicht mit seiner Vorgeschichte vertraut?«
»Nein, sind wir nicht. Unsere Verbindung zu ihm ist rein … äh … geschäftlicher Natur. Investmentangelegenheiten.«
Pfeiffer nickte verständnisvoll. »Ungeachtet seiner übrigen Probleme, hat sich Stuart ein enormes Gespür für den Markt bewahrt. Ich ermutige ihn, weiterhin finanzielle Transaktionen zu tätigen. Natürlich gehen seine gesamten Gewinne jetzt an eine Stiftung, aber eines Tages vielleicht, wenn er weiterhin Fortschritte macht…«
»Dr. Pfeiffer, wollen Sie damit sagen … Ist das eine psychiatrische Klinik?«
»Keine Klinik. Eine private Einrichtung, das ja.«
Herrgott noch mal, dachte Jeff. So ist das also: McCowan hat den falschen Leuten irgendwann einmal zu viel erzählt und wurde daraufhin eingewiesen. Er blickte Pamela an, sah, dass sie ebenfalls sofort begriffen hatte. Sie waren sich beide stets des Risikos bewusst, einen Außenstehenden durch eine allzu offene Schilderung ihrer Erfahrungen zu der Annahme zu verleiten, sie seien verrückt; jetzt hatten sie den lebendigen Beweis vor sich.
Der Arzt verstand ihren Gesichtsausdruck falsch. »Ich hoffe, Sie machen Stuart keinen Vorwurf aus seinen Problemen«, sagte er besorgt. »Ich versichere Ihnen, sein Urteil in finanziellen Dingen war bisher immer tadellos.«
»Das ist kein Thema«, erwiderte Jeff. »Wir haben Verständnis dafür, dass es für ihn … äh … schwierig gewesen sein muss, aber wir sind uns der sachkundigen Aufmerksamkeit, die er seinem Portefeuille hat angedeihen lassen, wohl bewusst.« Die Lüge schien Pfeiffers Ängste zu zerstreuen. Jeff vermutete, dass die McCowan-Stiftung für einen Großteil der Betriebskosten der Einrichtung aufkam, ja sie vielleicht sogar gegründet hatte.
»Könnten wir ihn jetzt sprechen?«, fragte Pamela. »Wenn uns die Umstände vorher bekannt gewesen wären, hätten wir selbstverständlich bei Ihnen einen Termin ausgemacht, aber in Anbetracht des weiten Wegs, den wir bereits zurückgelegt haben…«
»Natürlich«, versicherte ihr Dr. Pfeiffer. »Wir haben hier keine festgelegten Besuchszeiten. Sie können ihn gleich sprechen. Marie«, sagte er, sich der grauhaarigen Frau zuwendend, die hinter ihm wartete, »würden Sie Stuart bitte ins Wohnzimmer herunterbringen?«
Eine hübsche junge Frau in einem gelben Spitzenkleid saß an der Fensternische des Raums, in den Dr. Pfeiffer sie führte. Sie betrachtete den fallenden Schnee, drehte sich bei ihrem Eintreten jedoch erwartungsvoll um.
»Hallo«, sagte das Mädchen. »Sind Sie gekommen, um mich zu besuchen?«
»Sie möchten mit
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