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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Grimwood
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bereits blasses Gesicht wurde noch bleicher.
    Jeff und Pamela sahen einander verwirrt an, dann wandten sie sich wieder McCowan zu. Sie hatten beide die Möglichkeit erwogen, dass an den Wiederholungen eine fremde Intelligenz beteiligt sein könnte, hatten aber nie auch nur den kleinsten Hinweis erhalten, dass dies tatsächlich der Fall war.
    »Ich fürchte, Sie werden alles von Anfang erzählen müssen«, sagte Jeff.
    McCowan blickte zu dem unbeteiligten jungen Mann hinüber, der sich noch immer über das Puzzle beugte. Er rückte seinen Stuhl näher an Jeff und Pamela heran und senkte die Stimme.
    »Die Wiederholungen - dafür interessieren sie sich überhaupt nicht«, sagte er und bewegte den Kopf wieder ruckartig in Richtung des Wärters. »Es ist das Beschwichtigen, was sie aufregt.« Er seufzte, blickte fragend in Jeffs Augen. »Sie wollen wirklich die ganze Geschichte hören? Von Anfang an?«

15
    I ch wuchs in Cincinnati auf«, erzählte Stuart McCowan. »Mein Vater war Bauarbeiter, aber Alkoholiker, weshalb er nicht immer Arbeit finden konnte. Dann, als ich fünfzehn war, betrank er sich bei der Arbeit und ließ ein Kabel schießen. Er verlor ein Bein, und danach sorgte meine Mutter allein für unseren Unterhalt - sie machte Akkordarbeit für eine Firma, die Polizeiuniformen herstellte -, und ich steuerte die Trinkgelder bei, die ich als Gepäckjunge bei Kogner’s bekam.
    Mein Vater war immer hinter mir her, weil ich so mager war und körperlich nicht besonders stark. Er selbst war ein großer, kräftiger Mann, hatte Unterarme, die anderthalbmal so dick waren wie die von Mike hier. Nachdem er das Bein verloren hatte, wurde zwischen uns alles noch schlimmer. Er konnte es nicht ertragen, dass ich, so schwächlich ich war, wenigstens unversehrt war. Manchmal musste ich Sachen für ihn tragen, denn wegen der Krücken hatte er damit Mühe. Er hasste das. Nach einer Weile begann er mich zu verachten, und mit dem Trinken wurde es immer schlimmer.
    Ich ging mit achtzehn von zu Hause weg, das war ’54. Ging in den Westen, nach Seattle. Ich war nicht besonders stark, aber meine Augen waren scharf, und ich war geschickt mit den Händen. Ich schaffte es, bei Boeing Arbeit zu finden, lernte Werkzeugmacher, baute Formen für ein paar der leichteren Flugzeugteile, Steuerklappen und so was. Ich lernte dort ein Mädchen kennen, heiratete, hatte ein paar Kinder. Es war gar nicht so schlecht.
    Dann hatte ich im Frühjahr ’63 den Unfall, von dem ich Ihnen erzählt habe. Ich hatte selbst ein wenig getrunken, nicht wie mein Dad, aber ein paar Bier auf dem Heimweg von der Arbeit und ein oder zwei Schluck, als ich zu Hause war, Sie wissen schon … Und ich war betrunken, als ich gegen den Baum fuhr. Kam acht Wochen lang nicht mehr zu mir, und danach war nichts mehr so wie vorher. Die Gehirnerschütterung hatte meine Motorik ruiniert, weshalb ich bei der Arbeit nicht mehr klar kam. Es sah so aus, als würde bei mir alles genau so laufen wie bei meinem Dad. Ich fing an, stärker zu trinken und mit meiner Frau und den Kindern rumzubrüllen … Schließlich packte sie einfach ihre Sachen und zog aus, nahm die Kinder mit.
    Kurz danach verlor ich das Haus, die Bank versteigerte es. Ich kehrte auf die Straße zurück, zog herum und trank. Tat das fast fünfundzwanzig Jahre lang. Einer der ›Nichtsesshaften‹, wie man in den 80ern dazu sagte. Aber ich wusste immer, was ich war - halt eben ein Penner, ein Säufer. Ich starb auf einer Straße in Detroit, wusste nicht einmal, wie alt ich damals war. Ich fand es erst später heraus - ich war zweiundfünfzig.
    Und dann kam ich zu mir, erwachte in demselben Krankenhausbett aus dem Koma, in dem ich schon einmal gelegen hatte. Als hätte ich die ganzen miesen Jahre bloß geträumt, und die meiste Zeit über glaubte ich das tatsächlich - ich wusste auch nicht mehr viel davon, na ja. Aber ich erinnerte mich an genug, und ziemlich bald erkannte ich, dass etwas wirklich Seltsames vor sich ging.«
    Als McCowan Jeff ansah, funkelten seine Augen, die beim Nacherzählen seines ersten Lebens matt geworden waren, plötzlich auf. »Sind Sie Baseballfan?«, fragte er. »Haben Sie in dem Jahr auch gewettet?«
    Jeff grinste. »Klar hab ich.«
    »Wie viel?«
    »Eine Menge. Ich hab immer auf Chateaugay im Kentucky-Derby und vorher aufs Belmont-Rennen gewettet und machte einen guten Schnitt.«
    »Wie viel haben Sie gesetzt?«, beharrte Stuart.
    »Ich hatte damals einen Partner - keinen anderen Wiederholer,

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