Replay - Das zweite Spiel
zu verbessern. In einer anderen Version könnte er sich in seine Gedanken zurückgezogen haben und absolut nichts Bemerkenswertes hinterlassen haben. Ebenso gibt es vielleicht eine Zukunft, in der man sich an dich wegen Starsea erinnern wird, und eine andere, in der die Future Incorporation als Großkonzern überdauert hat.«
»Überdauert hat ?« Sie runzelte die Stirn. »Meinst du nicht ›überdauern wird‹?«
»Nein«, sagte Jeff. »Wenn der Fluss der Zeit kontinuierlich ist, ununterbrochen, insofern es den Rest der Welt betrifft - die Zeitschleife, die du und ich immer wieder durchlaufen, mal außer Acht gelassen -, und wenn sich die Zeit aus jeder Version der Schleife abhängig von den Veränderungen, die wir bei jedem Durchgang in Gang setzen, in neue Realitätslinien verzweigt, dann müsste sich die Geschichte für jede Wiederholung, die wir durchlaufen haben, um fünfundzwanzig Jahre fortentwickelt haben.«
Sie schürzte die Lippen, dachte einen Moment lang nach. »Wenn das wahr ist, wären die individuellen Zeitstränge versetzt angeordnet. Jede Verzweigung würde sich auf ihrem Weg von 1988 an, als wir starben, fortgesetzt haben, aber die vorhergehende wäre ihr um fünfundzwanzig Jahre voraus.«
»Das ist richtig. Also ist es in der Welt unserer allerletzten Wiederholung, in der du mit Dustin Hoffman verheiratet warst und ich in Atlanta lebte, erst siebzehn Jahre her, dass wir gestorben sind. Man schreibt das Jahr 2005, und die meisten der Leute, die wir kannten, leben noch. Von unserem ersten Replay ausgehend, dem Leben, in dem du Ärztin in Chicago warst und ich meinen ersten Konzern aufbaute, sind hingegen zweiundvierzig Jahre vergangen. Man schreibt das Jahr 2029, meine Tochter Gretchen ist über fünfzig, hat wahrscheinlich eigene erwachsene Kinder…«
Jeff verstummte, ernüchtert von dem Gedanken, dass sein einziges leibliches Kind noch lebte, wenn auch um zehn Jahre älter, als er je gewesen war.
Pamela führte den Gedanken für ihn zu Ende: »Und auf dem Zeitstrang unserer ursprünglichen Leben wären siebenundsechzig Jahre vergangen. Die Welt, in der wir aufwuchsen, befände sich in der zweiten Hälfte des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Meine eigenen Kinder … wären in den Siebzigern. Mein Gott!«
Ihre Gedankenspielerei war ernsthafter, beunruhigender geworden, als sie beide es erwartet hatten. Jeder für sich in stilles Nachdenken versunken, hätten sie die elegant gekleidete blonde Frau in den späten Dreißigern und den Jungen im Teenageralter, die wartend neben ihnen vor dem Sherry-Netherland-Hotel standen, während der Portier ein Taxi herbeirief, fast nicht bemerkt.
Als Jeff und Pamela vorbeigingen, hob die Frau in mildem Erstaunen die Brauen. Etwas in ihrem Gesichtsausdruck stellte in seinem beschäftigten Verstand plötzlich einen Kontakt her.
»Judy?«, sagte er zögernd und hielt unter der Hotelmarkise inne.
Die Frau trat einen Schritt zurück. »Ich fürchte, ich erinnere mich nicht … Nein, warten Sie«, sagte sie, »Sie waren in Emory, nicht wahr? Die Universität Emory, in Atlanta?«
»Ja«, sagte Jeff leise, »das war ich. Wir waren beide dort.«
»Wissen Sie, ich dachte gerade, der kommt mir doch bekannt vor. Ich hätte schwören können …« Sie errötete, genauso, wie sie es immer getan hatte. Vielleicht erinnerte sie sich plötzlich an eine Nacht auf dem Rücksitz des alten Chevy oder an eine Bank draußen vor Harris Hall.
Dann bemerkte Jeff jedoch, dass sie Mühe hatte, sich an seinen Namen zu erinnern, und sprach rasch weiter, um ihr die Verlegenheit zu ersparen.
»Ich bin Jeff Winston«, sagte er. »Wir waren ab und zu im Kino oder im Moe’s and Joe's ein Bier trinken.«
»Ja, natürlich, Jeff, ich erinnere mich an dich. Wie ist es dir ergangen?«
»Gut. Wirklich gut. Pamela, das ist… jemand, den ich vom College her kenne, Judy Gordon. Judy, meine Freundin Pamela Phillips.«
Judys Augen weiteten sich, und einen Moment lang sah sie beinahe wieder wie achtzehn aus. »Die Filmregisseurin?«
»Produzentin«, sagte Pamela und lächelte liebenswürdig. Sie wusste genau, wer Judy war und wie viel diese Frau Jeff bedeutet hatte, in einer anderen Wiederholung.
»Du meine Güte, das ist ja ein Ding. Sean, wie findest du das?«, fragte Judy den schlaksigen Jungen an ihrer Seite. »Das ist ein alter Studienkamerad von mir, Jeff Winston, und seine Freundin ist Pamela Phillips, die Filmproduzentin. Das ist mein Sohn Sean.«
»Ich bin sehr erfreut, Sie kennen
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