Replay - Das zweite Spiel
Nachtisch, nippte an einem Gläschen Sobero-Brandy und versuchte, wiederum vergeblich, nicht an den Grund zu denken, warum sie hier auf Mallorca waren.
»Ich breche am Morgen auf«, sagte er schließlich. »Du brauchst mich nicht zu fahren, ich kann mit dem Boot zurück nach Palma fahren und mir ein Taxi zum Flughafen nehmen.«
Sie langte quer über den Tisch und nahm seine Hand. »Du weißt, ich wünschte, du würdest bleiben.«
»Ich weiß. Ich möchte nur nicht, dass … dass du es mit ansiehst.«
Pamela drückte ihm die Hand. »Ich würde schon damit fertig. Ich könnte für dich da sein, bei dir sein … Andererseits, wenn ich die Erste wäre, würde ich auch nicht wollen, dass du es mit ansiehst. Deshalb verstehe ich deine Gefühle. Ich respektiere das.«
Er räusperte sich, blickte durch den erdfarbenen Raum. Im milden Kerzenschein, dieser Gedanke drängte sich ihm auf, erschien er genau als das, was er war: ein Ort zum Sterben. Derselbe Ort, an dem sie vor einem Vierteljahrhundert gestorben war und an dem sie in nicht mehr ganz zwei Wochen erneut sterben würde - bald nachdem sein eigenes Herz ein weiteres Mal versagt haben würde.
»Wo wirst du hingehen?«, fragte sie leise.
»Nach Montgomery Creek, nehme ich an. Ich glaube, es war richtig von dir, an einen abgelegenen Ort zu gehen, um … es geschehen zu lassen. An einen besonderen Ort.«
Sie lächelte, ein warmes, offenes Lächeln der Zärtlichkeit und Freude. »Erinnerst du dich an den Tag, als ich zum ersten Mal in deiner Hütte aufgetaucht bin? Gott, ich hatte solche Angst.«
»Angst?«, sagte Jeff, inzwischen selber lächelnd. »Wovor?«
»Vor dir, nehme ich an. Vor dem, was du zu mir sagen, wie du reagieren würdest. Du warst so wütend auf mich, als ich dich das letzte Mal in Los Angeles gesehen habe, und ich dachte, du wärst es vielleicht immer noch.«
Er legte seine Hände auf ihre. »Ich war gar nicht so wütend auf dich. Eher besorgt wegen der möglichen Konsequenzen deines Tuns.«
»Jetzt weiß ich das. Aber damals … Als du wegen Starsea in mein Büro kamst, aus heiterem Himmel, wusste ich einfach nicht, wie ich reagieren sollte. Ich glaube, mir war gar nicht bewusst, wie einsam, wie verzweifelt ich geworden war. Ich ging damals einfach davon aus, dass ich nie jemanden wie dich treffen würde, nicht mal jemanden, der mir glauben würde, was ich bis dahin durchgemacht hatte, geschweige denn jemanden, der die gleiche Erfahrung gemacht hatte wie ich. Du hattest dich aufs Land zurückgezogen, in deine Berge und zu deinen Feldern - während ich eine andere Art von Gefühlsbarriere aufgebaut hatte: eine nach außen gewendete, sehr öffentliche Form von Einsamkeit. Das zuzugeben - dir gegenüber wie mir gegenüber - fiel mir sehr schwer.«
»Ich bin froh, dass du den Mut dazu hattest. Dadurch habe ich gelernt, meine Gefühle und Ängste nicht vor mir zu verstecken.«
Pamela betrachtete ihn lange voller Zärtlichkeit. »Wir sind mit den Adlern geflogen, findest du nicht? Das sind wir wirklich.«
»Ja«, flüsterte er, ihren Blick erwidernd. »Und wir werden wieder fliegen, schon bald. Halt dich daran fest. Vergiss es nicht.«
Jeff stand am Heck des Bootes und sah zu, wie das Dorf und die Hügel in die Ferne zurückwichen. Bis er Pamelas Gestalt auf dem Holzsteg nicht mehr ausmachen konnte. Dann hob er den Blick zu dem rot-weißen Flecken, der ihre kleine Villa war, und sah hin, bis auch der bis zur Unkenntlichkeit verblasst war.
Der vom offenen Meer her wehende Wind brannte ihm in den Augen, daher ging er in den abgeschlossenen Teil der Passagierfähre, kaufte sich ein Bier und wählte einen Platz abseits der schwatzenden französischen und deutschen Nachsaison-Touristen.
Es war nicht wirklich zu Ende, rief er sich gewaltsam in Erinnerung, so wie er es auch Pamela geraten hatte. Nur diese Wiederholung endete - schon bald würden sie wieder zusammen sein, könnten sie mit allem von neuem beginnen. Aber, Herrgott noch mal, wie sehr es ihm zuwider war, diese spezielle Wirklichkeit hinter sich zu lassen, dieses Leben, in dem sie beide einander kennen und lieben gelernt hatten. Sie hatten es so weit gebracht, hatten so viel getan. Er war so stolz auf Pamelas filmische Errungenschaften gewesen, als wären es seine eigenen. Wie herzzerreißend, sich vorzustellen, eine Welt zu betreten, in der Starsea und die enorm erfolgreiche Reihe von rührenden, allzu menschlichen Komödien und Dramen, die sie in den darauf folgenden Jahren gemacht
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