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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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erforsche die Techniken der Protein-Kristallografie.«
    »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Sie dient dazu, die atomare Architektur von Proteinen zu enträtseln. Die Eiweiße werden kristallisiert und mit Synchrotronlicht bestrahlt. Die resultierenden Beugungsmuster lassen Rückschlüsse auf die Struktur des Protein-Moleküls zu. Was wiederum beim Prozess des Klonens von großer Wichtigkeit ist.«
    »Klingt spannend«, sagte sie völlig emotionslos, dann ging es wieder mit Schwung auf die Gegenfahrbahn.
    Ich musste mich ablenken, und das gelang mir am besten, indem ich meine Begleiterin verstohlen musterte. Jetzt, bei Tageslicht, sah sie noch schöner aus. Ihre Nase war gerade und schmal, was für diese Region eher ungewöhnlich war. Doch sie schien nicht der Typ zu sein, der übertriebenen Wert auf Äußerlichkeiten legte. Schon dieses T-Shirt. Nichts gegen Iggy Pop, der war cool, aber ich hätte niemals vermutet, dass man sich in diesem Teil der Welt als Angestellter einer Universität derartig locker kleiden konnte. Ein dünner Schweißfilm bedeckte ihre Haut, und ich musste gestehen, dass mich das anmachte. Ich musste an Sarah und die letzte Nacht denken und seufzte.
    »Sind eigentlich Maloney und Sixpence schon eingetroffen?«, versuchte ich das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
    »Yep. Sind gestern mit der Abendmaschine gekommen. Das sind ja zwei komische Vögel. Dieser Maloney ist echt scharf, ein echter Großwildjäger. Mann, ich habe gedacht, diese Typen seien längst ausgestorben. Die zwei haben sich gleich ins Institut chauffieren lassen und damit begonnen, die gesamte Ausrüstung zu checken. Ich habe kaum drei Sätze mit ihnen wechseln können. Eigentlich hätte ich gern ein paar neue Informationen erhalten, über den Ablauf der Expedition und so, aber kaum dass wir im Institut waren, haben sich die beiden schon verkrümelt.«
    »Ja, sehr gesprächig sind die nicht. Aber zu Ihnen: Was machen Sie so?« Ich versuchte das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, denn ich fand es befremdlich, dass Elieshi so wenig über die Expedition zu wissen schien. Ich hatte vermutet, sie würde in alle Einzelheiten eingeweiht sein. Dass dem nicht so war, verunsicherte mich. Elieshi schien aber von mir kein ausführlicheres Briefing zu erwarten.
    »Mein Spezialgebiet ist die Bioakustik.« Sie griff in das völlig überfüllte Handschuhfach und fingerte mit zielsicherem Griff eine Packung Wrigleys hervor. »Kaugummi?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bioakustik? Hat das etwas mit Walgesängen zu tun?«
    Sie steckte sich den Kaugummi in den Mund und strich sich danach über das Haar, so dass die Zöpfchen klingelten. »Unter anderem. In den Fünfzigerjahren hat die amerikanische Marine ein Netzwerk von Unterwassermikrofonen, so genannte Hydrofone, entwickelt, um damit feindliche Schiffe zu erkennen. Kalter Krieg, verstehen Sie?«
    Ich nickte.
    »In den Neunzigerjahren gewährte die Navy dann endlich zivilen Wissenschaftlern Zugang zum I.U.S.S.-Netzwerk, dem Integrated Underwater Surveillance System , einem Patent zum Aufspüren von Tönen im unteren Frequenzbereich. Eigentlich war es dafür gedacht, feindliche U-Boote aufzustöbern. Es eignet sich aber auch hervorragend für Töne, wie sie von Walen ausgesandt werden. Seitdem ist es möglich, die Wanderung der Wale weltweit aufzuzeichnen und zu dokumentieren.«
    »Und was haben Sie damit zu tun? Ich meine, Wale gibt’s hier ja wohl nicht, oder?«
    Sie grinste schelmisch. »Nein, ich befasse mich mit Landbewohnern – mit den größten allerdings.«
    »Elefanten?«
    »Korrekt, Herr Professor.« Sie schob sich einen weiteren Kaugummi in den Mund, dadurch konnte ich sie noch schlechter verstehen, als das bei dem Poltern des Wagens auf der unebenen Straße ohnehin schon der Fall war. »Loxodonta cyclotis. Waldelefanten. Ich habe in den letzten Jahren für den WCS umfassende Forschungen betrieben, mit dem Ziel, Anzahl und Sozialverhalten dieser hochgradig vom Aussterben bedrohten Art zu ermitteln. Elefanten senden, genau wie Wale, niederfrequente Töne aus, viele davon sogar im Infraschallbereich, einer Tonlage also, die unterhalb der menschlichen Hörgrenze liegt.«
    Während ich das hörte, musste ich an meinen Flugnachbarn denken. Zufälligerweise hatte ich mit meiner Notlüge, etwas mit dem WCS zu tun zu haben, gar nicht so weit danebengelegen. Elieshi schien nicht zu bemerken, dass ich mit meinen Gedanken abgedriftet war. Sie plauderte munter weiter: »Mit dem

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