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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sich so an die kleinen Dinger gewöhnt, dass man ganz vergisst, wie begrenzt ihre Reichweite ist.« Er nahm ein Kabel, das aus dem Empfänger herausragte, stöpselte es in mein Handy, tippte eine Nummer ein und nickte zufrieden. »Wunderbar. Wenn das M4 genügend Sonnenlicht getankt hat, können Sie anrufen, wen immer Sie wollen.«
    »So einfach ist das?«
    »Yep. Die Akkus werden in einer Viertelstunde aufgeladen sein, und dann können Sie loslegen. Ich würde Ihnen aber empfehlen, so wenig wie möglich zu telefonieren. Man kann nie wissen, wer mithört, und dieser Ausflug soll doch unser kleines Geheimnis bleiben. So, und jetzt zeige ich Ihnen, wie das Lager organisiert ist. Dort drin zum Beispiel finden Sie unsere Verpflegung.« Er betrat ein mannshohes Zelt, durch dessen Wände gedämpftes Licht fiel. Die Luft innen war stickig, aber ich erfasste mit einem Blick, dass alles gut organisiert war. Viele der Kisten, die ich zusammen mit Maloney geschleppt hatte, befanden sich hier. Sixpence klopfte der Reihe nach mit einem Finger gegen sie. »Getreideprodukte, Konserven, Kaffee und Tee, Trockenmilchpulver, Zucker, Salz, Gewürze, Suppenwürfel und Dörrfleisch sowie ein nettes Kontingent an Whisky und Rotwein. Hier drüben sind die Hygieneartikel und unser umfangreicher Erste-Hilfe-Koffer. Fisch und Wasser brauchten wir nicht mitzunehmen, beides ist ja hier in Hülle und Fülle vorhanden.«
    »Das Wasser muss doch sicher entkeimt werden.«
    »Natürlich. Das geschieht mit dieser Pumpe, in der ein Keramikfilter eingebaut ist, der selbst winzigste Krankheitserreger herausfiltert. Zur Sicherheit kommen dann noch Micropur-Tabletten in jeden Kanister. Hier drin werden wir auch essen, wenn draußen schlechtes Wetter ist. Auf zum Forschungszelt.«
    In der nächsten Unterkunft erwartete mich eine Überraschung. Mit einem geheimnisvollen Lächeln öffnete Sixpence eine der Aluminiumkisten.
    »Neoprenanzüge«, rief ich erstaunt aus. »Sie haben doch nicht etwa vor zu tauchen.«
    »Selbstverständlich. Sie müssten doch inzwischen mitbekommen haben, dass wir besonders gründlich zu Werke gehen. Wenn Mokéle m’Bembé nicht zu uns kommt, gehen wir eben zu ihm.«
    »Sie sind ja vollkommen wahnsinnig«, erwiderte ich, doch mir blieb das Lachen im Halse stecken, als ich spürte, dass er es ernst meinte. »Hat Elieshi die schon gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht, sie hätte sich sonst bestimmt gewundert, warum wir mit Taucheranzügen auf Elefantenjagd gehen wollen.«
    »Ich mag dieses Versteckspiel nicht«, gab ich ganz unumwunden zu, doch er zuckte nur mit den Schultern. Ohne auf meine Bemerkung einzugehen, begab er sich zur nächsten Kiste. »Hier haben wir ein lasergesteuertes Frühwarnsystem, eine Art Lichtschranke, die sofort Alarm gibt, sollte sich etwas nähern. Ich glaube aber nicht, dass wir es brauchen werden. Unser Freund ist so groß, dass wir ihn auch so hören werden. Hier drüben befindet sich unser Schlauchboot nebst Außenbordmotor und etlichen Fässern Treibstoff. Es ist seit Jahren im Einsatz und unverwüstlich, das kann ich Ihnen sagen. Tja, was jetzt noch bleibt, sind diese Kisten hier, in denen sich Ihr gentechnisches Kleinlabor befindet, sowie die Ausrüstung von Elieshi. Angeblich sollen sich damit bestimmte Tierlaute über eine Entfernung von hundert Kilometern lokalisieren lassen. Ich muss gestehen, ich bin mächtig gespannt, die Anlage im Einsatz zu sehen. Da dieses Zelt das größte ist, haben wir beschlossen, dass Sie und Elieshi Ihre Apparaturen auf diesen Tischen hier aufbauen. Wird der Platz dafür ausreichen?« Ich ließ meinen Blick über die Tische und Stühle sowie die Hängelampen gleiten und nickte. »Auf jeden Fall. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht mit so viel Komfort gerechnet.«
    »Komfort muss sein, denn uns steht eine anstrengende Zeit bevor.« Wir verließen das Zelt, gerade noch rechtzeitig, um mitzuerleben, wie Maloney Elieshi mit seiner Digitalkamera fotografierte. Die Art, wie er ihr dabei zulächelte, ließ mich an die Worte denken, die Sixpence mir bei unserer Abreise aus Brazzaville gesagt hatte. Nicht zum ersten Mal spürte ich den Anflug eines Zweifels. Wenn Maloney wirklich geschworen hatte, nie wieder eine Beziehung einzugehen, was sollte dann dieser Flirt? Ein verstohlener Blick zur Seite reichte aus, um mich zu überzeugen, dass auch Sixpence mitbekommen hatte, was da vor sich ging. Er lächelte zwar noch, aber dieses Lächeln wirkte seltsam versteinert.

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