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Reptilia

Reptilia

Titel: Reptilia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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dem Biest gehabt. Bei der darauf folgenden Flucht ins Hinterland haben sie wohl ihr Funkgerät demoliert. Vielleicht wurde es aber auch von Mokéle zerstört, so genau kann ich diese verkohlten Seiten nicht mehr entziffern. Hier ist immer wieder von einem ombre menaçante die Rede …«
    » Einem bedrohlichen Schatten«, flüsterte Elieshi.
    »… der sie vom See bis hierher verfolgt hat. Was das zu bedeuten hat, ist uns ja wohl allen klar. Sergeant Matubo hat darauf hin angeordnet, dass sich der größte Teil der Mannschaft hier verschanzt, während zwei seiner besten Leute zu Fuß versuchen sollten, sich durch das Grasland zum Dorf Ozéké durchzuschlagen, um Hilfe zu holen. Das war vor …«, er blickte auf die Datumsanzeige seiner Uhr, »… annähernd drei Wochen.«
    Maloney schüttelte den Kopf, während er das Buch sowie einige der Papiere, die nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen worden waren, in seiner Umhängetasche verstaute. »Wir können wohl davon ausgehen, dass der Versuch gescheitert und von den beiden keiner durchgekommen ist. Wahrscheinlich liegen ihre Gerippe jetzt irgendwo da draußen und werden von den Raubtieren abgenagt. Währenddessen hat sich der Rest hier eingegraben und über zwei Wochen auf Hilfe gewartet.«
    »Die niemals gekommen ist. Stattdessen kam der Tod«, ergänzte ich seine Gedanken. Mit einem flauen Gefühl im Magen schritt ich die Unglücksstelle nochmals ab. Die ehemalige Begrenzung des Lagers war noch gut zu erkennen. Die Soldaten hatten einen etwa eineinhalb Meter hohen Wall aufgeschüttet, der einen Durchmesser von zehn Metern aufwies. Von dem Wall war kaum noch etwas übrig geblieben. Bis auf eine einzige Stelle an der Nordseite war er komplett niedergerissen worden. Überraschenderweise lagen die meisten Leichen außerhalb dieses Kreises, was vielleicht darauf zurückzuführen war, dass sie von Raubtieren ins schützende Gras gezogen worden waren.
    »Was sollen wir mit den Leichen machen?«, hörte ich Elieshi fragen.
    »Ich schlage vor, sie mit Benzin zu übergießen und zu verbrennen«, sagte Sixpence. »Das ist zwar nicht besonders pietätvoll, aber immer noch besser, als sie den Leoparden zum Fraß zu überlassen.«
    »Die mit Sicherheit bald hier aufkreuzen werden«, sagte Maloney. »Es ist ein Wunder, dass sie sich nicht jetzt schon hier eingefunden haben, bei diesem appetitlichen Geruch. Wahrscheinlich hält nur unsere Anwesenheit sie davon ab, sich um die Beute zu streiten. Aber wie lange noch? Wir sollten zusehen, dass wir schnell von hier verschwinden.«
    Ich lauschte dem Gespräch nur mit halbem Ohr, denn ich war viel zu beschäftigt mit einer Frage, die seit einigen Sekunden in meinem Kopf herumschwirrte. Irgendetwas war merkwürdig an dem Lager. Es gab da einige Dinge, die nicht so recht ins Bild passen wollten.
    »Ich werde mich um das Benzin kümmern. Mr. Astbury, helfen Sie Sixpence mit den Leichen?«
    »Hm?«
    Maloney scharrte ungeduldig mit seinem Fuß in der Erde. »Die Toten. Sie müssen sie aufeinander stapeln.«
    »Einen Augenblick noch.« Ich spürte, dass mein Verdacht sich zu erhärten begann. Ich ging in die Mitte des Lagers und berührte den Boden. Diese Stelle war gegenüber seiner Umgebung eindeutig tiefer. Ich glaubte radiale Spuren zu entdecken, die hier begannen und nach außen wiesen. Der ganze Kreis sah irgendwie aus … wie ein Krater.
    »Mr. Astbury, wir warten!«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Mokéle m’Bembé an diesem Unglück keine Schuld trägt.«
    »Wie bitte?«
    Auf einmal richteten sich alle Augen auf mich.
    Ich stand auf und ging zum Rand des Walls. Die Hinweise waren eindeutig.
    »Wenn ich die Spuren richtig lese, hat sich hier etwas ganz anderes zugetragen«, begann ich langsam. »Sehen Sie sich mal die Stellung genau an. Der Erdwall, den die Soldaten aufgeschüttet haben, ist nach außen gedrückt worden und nicht nach innen, wie bei einem Angriff von außen zu vermuten wäre. Überzeugen Sie sich selbst.«
    Sixpence folgte mir und schüttelte den Kopf. »Das könnte sonst was bedeuten. Vielleicht ist das Ungeheuer in ihre Mitte gesprungen und hat die Erde bei dem darauf folgenden Kampf nach außen gedrückt.«
    »Ohne dabei Fußabdrücke zu hinterlassen? Das würde selbst eine Legende wie Mokéle nicht schaffen.« Ich ging zu einem der Toten. »Sehen Sie sich doch nur mal an, wo die Leichen liegen. Alle außerhalb des Kreises, als wären sie nach außen geschleudert worden. Meiner Meinung nach hat hier eine

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