Reptilia
erkennen. Besser eine Tracht Prügel, als mit einer Kugel im Bauch am Lac Télé zu verrecken.
Ich wollte gerade aufstehen, da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Der Pygmäe stand hinter mir.
Vollkommen lautlos hatte er sich genähert. Er sah zu mir herunter, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Ich legte den Finger auf meine Lippen, und sein Lächeln wurde breiter. Er schien zu verstehen, dass ich in der Klemme steckte, doch er tat etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er hob die Hand und stieß einen Ruf aus.
Die beiden Männer entdeckten ihn sofort.
»Ach, es ist nur unser kleiner Freund«, sagte Maloney und ließ die Waffe sinken. »Egomo, du hast Glück, dass du noch am Leben bist. Noch einen Moment länger, und ich hätte geschossen. Du solltest dich nicht immer so anschleichen.«
Sixpence murmelte: »Er versteht doch nicht, was du sagst.«
»Stimmt auch wieder. Na ja, egal. Wie ich sehe, hast du deine Armbrust wiedergefunden. Egomo, du bist jetzt wieder ein großer Jäger, habe ich Recht? Ich habe übrigens auch so eine Waffe, nur etwas größer. Soll ich sie dir bei Gelegenheit mal zeigen? Klar soll ich.« Er klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich. »Komm, mein Freund, setz dich zu uns, in den Kreis der anderen großen Jäger.«
Sein darauf folgendes Gelächter deckte meinen Rückzug.
22
Wie in diesen Breiten üblich, brach die Nacht mit überraschender Schnelligkeit herein. Von einem Augenblick zum nächsten wurde es so dunkel, als habe jemand ein großes Tuch über den Himmel geworfen. Die Sterne wurden sichtbar, und mit ihnen kamen die Geräusche der Nacht. Das Quaken der Frösche, das Klagen einer Eule und das dumpfe Grunzen eines Flusspferdes, das sich im Uferschlamm wälzte.
Wir saßen versammelt um die Reste eines riesigen, schwarzen Welses, der, aufgespießt auf einem Stock, über dem Lagerfeuer brutzelte. Den Fang hatten wir Maloney und Egomo zu verdanken, die den späten Nachmittag im Boot verbracht hatten, während Sixpence und ich Elieshi bei der Auswertung der Infraschallaufzeichnungen halfen. Maloney hatte etwas Ruhe und Abgeschiedenheit gebraucht, und so war er zusammen mit Egomo hinaus aufs Wasser gefahren. Der Pygmäe war zwar zunächst misstrauisch gewesen. Offensichtlich war der Umgang mit Booten seinem Volk fremd, doch die Aussicht, einem anderen Jäger bei der Arbeit zuzusehen, hatte ihn überzeugt. Egomos scharfe Augen und Maloneys geübter Umgang mit dem Speer hatten einander gut ergänzt: Nach einiger Zeit kamen sie mit dem Wels zurück, der gut und gerne 1,20 Meter maß.
Während wir uns zufrieden und gesättigt zurücklehnten, begann unser dunkelhäutiger Besucher in einiger Entfernung damit, die Fleischreste von seinem Stück Fisch von den Gräten zu lösen und in die Blätter eines Riesenphryniums einzuwickeln, als Vorrat für den nächsten Tag.
Maloney war voll des Lobes für Egomo. »Dieser Pygmäe verfügt über fantastische Augen«, schwärmte er. »Er sieht die Beute, noch bevor sie uns sieht. Six’, so jemanden können wir in unserem Team gut brauchen. Ich habe ihm zum Dank für seine Hilfe unser Brotmesser geschenkt. Er schien ganz versessen darauf zu sein. Ich kann nur hoffen, dass er noch ein wenig Zeit bei uns verbringt.«
»So wie ich ihn verstanden habe, ist das in seinem Sinne«, sagte Elieshi. »Als ich gestern Abend mit ihm sprach, meinte er, dass er gern bleiben würde, zumindest bis seine Verletzungen ausgeheilt sind. Dann will er zurück zu seinen Leuten.« Sie klopfte mit ihrer Hand auf ihren Schenkel. »Setz dich doch zu uns, Egomo, wir würden uns über deine Gesellschaft freuen.«
Der Pygmäe, der offenbar genau mitbekommen hatte, dass wir über ihn sprachen, lächelte und gesellte sich zu uns. Er wechselte einige Worte mit Elieshi, und dann geschah etwas völlig Überraschendes. Egomo griff Elieshi ohne Vorwarnung an den Busen. Einfach so, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Mein Unterkiefer klappte runter, als ich sah, wie er ihre Brüste einige Sekunden massierte, sich dann setzte und so tat, als wäre nichts geschehen. Mehr noch erstaunte mich die Tatsache, dass Elieshi nicht mal protestierte.
» Was war denn das gerade?«, fragte ich.
»Das? Oh, nichts weiter.« Elieshi blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Das ist bei seinem Volk so üblich. Es bedeutet, dass ich schöne Brüste habe. Das ist eines der schönsten Komplimente, die man als Pygmäe einer Frau machen
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